NIGHTRAGE - Wearing A Martyr's Crown
Auch im Soundcheck: Soundcheck 06/2009
Mehr über Nightrage
- Genre:
- Melodic Death Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Lifeforce/Soulfood
- Release:
- 19.06.2009
- Shed The Blood
- Collision Of Fate
- A Grim Struggle
- Wearing A Martyr's Crown
- Among The Wolves
- Abandon
- Futile Tears
- Wounded Angels
- Mocking Modesty
- Failure Of All Human Emotions
- Sting Of Remorse
NIGHTRAGE begeistern erneut mit einem melodisch-todesmetallisch absolut sicheren und geschmackvollen Silberling – trotz fehlender Innovationsgelüste und frühem Pulververschießen.<br />
Meine Fresse, liebe Gottväter Zeus, Odin, Ra und selbstverständlich auch Gevatter Tod! NIGHTRAGE sind zurück. Nach ihrem bereits zweifellos elegant und elchtodsicher zusammengetüfteltem letzten Werk "A New Disease Is Born" meldet die wohl linientreueste europäische Melodic-Death-Metal-Band dieses Planeten sich unter dem hellenischen Kommando von Marios Iliopoulos mit "Wearing A Martyr’s Crown" solide, aber nichtsdestoweniger beeindruckend und druckvoll-destruierend zurück.
Warum gerade beeindruckend und solide zugleich? Ist dies nicht etwa ein unüberwindbarer musikgeschmacklicher Widerspruch oder doch eher kniffliges Paradoxon, das zu höherer Wahrheit führt? Wohl eher zweiteres bei dieser Powerplatte. Denn "Wearing A Martyr’s Crown" bietet genau das, was eine wirklich erstklassige melodische Todesstahl-Scheibe bieten sollte: Ein Sinn für eine ballaststoffreiche Harmonisierung von pfundschwerem Thrashing 'n' Knüppeling und ohrwurmartige, filigrane Melodiezauberei, ein Gespür für den Einsatz von Kulminationspunkten und dramaturgischen Spannungsbögen, quietschfidelen Gitarrensoli und einer rechten Auffassung von skandinavischem Urgestein. Jedoch im Gegensatz zum Vorgänger wird das Melodie-Trittpedal hier doch noch ein wenig kürzer getreten, man lässt sich insgesamt etwas mehr Zeit die Songs sich im Laufe der Abspielzeit entwickeln zu lassen und gibt auch den Hörern an so mancher Stelle mehr Bedenk-, Begreif- und schlussendlich Verinnerlichungszeit. Die egogitarristischen Exaltationen von Gus G. sind eh schon Schnee von gestern und auch der Sängerposten besetzt von Antony Hämäläinen als vermeintlicher Ersatz von AT THE GATES-Shouting-Legende Lindberg gibt mit Inbrunst und Röchelpresse Vollgas an vorderster Front – dabei zwar die Metalcore-Gestade tangierend, aber nicht dreist okkupierend. Selbstredend ist auch die Bass- und Drum-Abteilung hervorragend für eben die oben angeschnittenen Zwecke domestiziert und programmiert worden. Die Konklusion aus all diesen Sachen: Schnittfester und durchaus im gut sortierten Spezialitätengeschäft auffindbarer Metallbatzen, der für Hörgenuss und anschließendem Leerdammer-Summen sorgen sollte.
Und ganz im Gegenzug zu den kommerziellen Kings des Göteborg-Sounds IN FLAMES haben NIGHTRAGE nichts von ihrer grundehrlichen, güldenen "Göteborghaftigkeit" verloren, auch mit virtuosen Vorreitern wie ARCH ENEMY und Co. könnten sie mithalten, würden sie sich doch nun endlich dazu aufrappeln beständige Live-Präsenz zu beweisen und in die vordersten Wellenbrecher im metaphorischen Sinne einzupreschen. Das wäre was!
Das einzig wirklich Schwache an der Platte ist, dass viel Pulver schon während der ersten Hälfte verschossen, ja doppelt pulverisiert und wiederholt verballert wird, sodass am Ende im proportionalen Sinne immer weniger übrig bleibt. Beim Vorgänger ist dies noch deutlich besser gelungen, nichtsdestoweniger besteht hier für alle Melodic-Death-Fans Kaufpflicht.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Markus Sievers