NILE - At The Gates Of Sethu
Mehr über Nile
- Genre:
- Death Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 29.06.2012
- Enduring The Eternal Molestation Of Flame
- The Fiends Who Come To Steal The Magick Of The Deceased
- The Inevitable Degradation Of Flesh
- When My Wrath Is Done
- Slaves Of Xul
- The Gods Who Light Up The Sky At The Gate Of Sethu
- Natural Liberation Of Fear Through The Ritual Deception Of Death
- Ethno-Musicological Cannibalisms
- Tribunal Of The Dead
- Supreme Humanism Of Megalomania
- The Chaining Of The Iniquitous
100% NILE!
Etwas selbstironisch, aber trotzdem mit der auftrittsstarken Sicherheit eines Vollblutmusikers, leitet Karl Sanders das Booklet zum nun siebten Studioalbum der Ägyptoamerikaner einen. Er selbst – so räumt der kolossale Gitarrist humorvoll süffisant ein – hätte nicht gedacht, dass NILE so lange am Leben bleiben würde. Schließlich sei die Band gerade in der Anfangszeit nicht viel mehr als ein Haufen postpubatärer Vorstadtkids gewesen, die Death Metal machen wollten. Sanders fährt kritisch rückblickend und dabei stolz resümierend fort, "now […] we are still making metal, and still blatantly defiant about doing things our own way".
Lauscht man den Klängen der Band, ist in der Tat diese Konstanz, von der der blonde Hobbyarchäologe spricht, nicht zu überhören. Die Jungs von NILE haben mit "Amongst The Catacombs Of Nephren-Ka" (1998) einen Stil sui generis erschaffen, der spätestens seit "Annihilation Of The Wicked" (2005) nicht nur eingefleischten Ami-Death-Heads ein fester Begriff ist. Der vorhergehende Einstieg von Doublebassberserker George Kollias und der Wechsel von Relapse zu Nuclear Blast (2006) haben sicherlich einen Teil dazu beigetragen. NILE, das ist fetter, tiefer und schneller Death Metal gespickt mit groovenden half-time-Passagen und an das voralexandrinische Ägypten erinnernde Synthiearrangements. Nach der etwas schwächeren "Ithyphalic" (2007) und dem in Szenekreisen oft als NILEs bestes Album gepriesenen "For Whom The Gods Detest" (2009) folgt nun 2012 "At The Gates Of Sethu".
Kurz und bündig: Die 11 Tracks sind 100% NILE. Neil Kernon, der die Band nun schon seit 2005 regelmäßig produziert, hat hier erneut den typischen in den Mitten gescoopten Gitarrensound gezaubert und wieder einmal das virtuose Drumspiel von George Kollias in den Vordergrund gemischt. Leider geht bei dem ansonsten ziemlich druckvollen Mix der Bass etwas unter, was ich allerdings nicht als störend empfinde. In gewohnter Manier startet die Scheibe mit einem brachialen Opener. 'Enduring The Eternal Molestation' legt nach kurzem Intro sofort mit einem Feuerwerk an ionischen und dorischen Skalen, hieroglyphischen Breaks und den üblichen Kollias'schen Blasts los. Auch das zweite Stück des Albums, 'The Fiends Who Come To Steal The Magick Of The Deceased', ist nicht weniger impulsiv, wobei die choralen Hintergrundgesänge etwas Ruhe ins Spiel bringen und zeitgleich das alte Ägypten ein Stück näher an die Gegenwart heranrücken.
Das darauffolgende 'The Inevitable Degradation Of Flesh' ist eine eher "geradlinigere" Nummer, die fast an die Eingängigkeit von 'Cast Down The Heretic' ("Annihilation Of The Wicked" (2005)) heranreicht. Freunde der langsamen NILE-Nummern a la 'Sarcophagus' ("In Their Darkened Shrines" (2002)) kommen natürlich auch auf ihre Kosten. 'Tribunal Of The Dead' und 'When My Wrath Is Done', dessen Hauptriff seltsamerweise NASUMs 'Wrath' anklingen lässt, drosseln gehörig das Tempo. Kollias zeigt hier, inwiefern man auch bei halber Geschwindigkeit schnelle Doublebassrhythmen abfeuern kann. Auch 'Tribunal Of The Dead' und 'The Chaining Of The Inquitous' zeugen vom Gespür des Quartetts für Groove und Rhythmus. Vor allem gegen Ende der Spielzeit hat man oftmals den Fuß vom Pedal genommen, weshalb "At The Gates Of Sethu" für eine NILE-Platte eigentlich ziemlich leicht zugänglich ist. Ein kleines Highlight ist für mich jedoch 'Supreme Humanism Of Megalomania'. Die Harmonielinien der Leadgitarre stehen hier in einem totalen Spannungsverhältnis zur ultratiefen Rhythmusfraktion. Hierbei wird ein solch gewaltiger Druck erzeugt‚ der die Boxen gefühlt zum Platzen bringt.
Etwas nervig ist das Überangebot an Instrumentaltracks. Gleich zwei solcher Nummern, 'Slaves Of Xul' und 'Ethno Musicological Cannibalism', unterbrechen die reguläre Setlist, die eh zur Genüge Synthieflächen enthält. Dazu gibt's mit 'Enduring The Eternal Molestation Of Flame' und 'The Inevitable Degradation Of Flesh' zwei instrumentale Bonustracks. Das Material hätte die Band locker für ein neues Album oder zumindest für eines der Soloprojekte von Karl Sanders aufsparen können. Insgesamt ist die Platte aber dennoch deutlich gelungener als "Ithyphalic", ist aber weder so rund wie "Annihilation Of The Wicked" noch so virtuos wie "For Whom The Gods Detest".
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Michael Sommer