NIRVANA - Nevermind
Mehr über Nirvana
- Genre:
- Grunge
- Label:
- Universal
- Release:
- 26.08.1991
- Smells Like Teen Spirit
- In Bloom
- Come As You Are
- Breed
- Lithium
- Polly
- Territorial Pissings
- Drain You
- Lounge Act
- Stay Away
- On A Plain
- Something In The Way
Underground ist ein echtes Phänomen, und es wird ebenso unterschätzt, wie es heroisiert wird. Für die einen ist die Musik abseits des Massengeschmacks und jedweder Art von Marketing das einzig Wahre, rein, unverfälscht und ursprünglich.
Für die anderen ist Underground nichts anderes als eine Ansammlung von Bands, die zu faul und untalentiert dazu sind, es zu wahrer musikalischer Klasse zu bringen, was natürlich immer mit dem entsprechenden kommerziellen Erfolg Hand in Hand geht.
Dass beide Ebenen untrennbar miteinander verflochten sind, vermögen nicht viele zu sehen, und doch ist beinahe jeder "Trend" in einer Undergroundhalle geboren, wo sich alle Bands gegenseitig beeinflussen und der riesige Ideenpool immer wieder mal sogenannte "Stars" ausspuckt. Eine von hundert Bands schafft es an die Oberfläche, freiwillig oder nicht, alles was taugt, wird auch gebraucht.
Nachdem eine Ursuppe namens Grunge lange genug in amerikanischen Garagen verrührt wurde, konnte man mit einer Band namens NIRVANA das passende Vorzeigegericht präsentieren. Zwar musste die Band vorher einen Umweg über die britischen Inseln machen, um genug Fahrt für den Einschlag in der amerikanischen Musikszene aufzunehmen, aber der Aufschlagskrater konnte sich sehen lassen: Nie zuvor gab es einen so rasant aufkommenden Hype um eine Rockband. Wegbereiter wie die PIXIES und die MELVINS waren es, die Nirvana den nötigen musikalischen Schliff gaben, und mit Ideengeber Dave Grohl (mittlerweile FOO FIGHTERS-Boss, PROBOT-Allesmind und generell nie zur Ruhe kommend), Chefbasser Krist Novoselic (mittlerweile als Musiker und Politiker gescheitert) und Mastermind Kurt Cobain (nahm sich am 5. April 1994 per Überdosis Schrot selbst das Leben) hatte man eine Kombo am Start, der es an Talent und Ideen bei Gott nicht mangelte.
Obwohl das "fucked up teensworld"-Thema schon zur Genüge durchgekaut wurde, präsentierten die Medien Kurt Cobain als DEN verzweifelten und der Realität hilflos ausgelieferten Künstler überhaupt, was den Fans natürlich eine unglaublich nahe kommende Identifikationsfigur schuf, den Menschen Kurt Cobain aber selber in eine Richtung drängte, die ihm immer unbequemer wurde, was der Musik jedoch nur zugute kam.
Nach der rohen und unbequemen "Bleach", die zumindest in der Szene für jede Menge Aufhören sorgte, präsentierte die Band mit "Nevermind" ein Album, das den Rock für die Masse wieder zugänglich machte, ohne sich so beliebig und handzahm zu präsentieren wie bei Bands, die man heutzutage auf MTViva beobachten kann. Das Geheimnis von "Nevermind" kann man wohl getrost als Eingängigkeit bezeichnen. Wo die "Bleach" noch überraschte, indem sie Grunge als unkonforme und bissige Weiterentwicklung des Punks (mit Elementen aus Metal und Hardcore) präsentierte, war die "Nevermind" ein verdammt ruhiges und nahezu besinnliches Stück Musik, das die musikalischen Zähne nicht mehr bleckte und lieber subtil auf den Nerven damaliger Autoritäten rumkaute und dabei mit Kurt Cobains Texten die Millionen an kleinen Welten berührte, in denen sich jene versteckten, die mit sich und der Realität im Unreinen waren.
Dabei war die "Nevermind" ein perfekter Bastard aus Energie und geladener Ruhe, Stücke wie 'Breed' und 'Territorial Pissings' standen in krassem Kontrast zu 'Polly' und 'Something In The Way'; während 'Smells Like Teen Spirit' die Keule ausfuhr und sowohl MTV als auch Elternohren verwüstete, gab sich 'Come As You Are' als auf CD gebrannter Zufluchtspunkt, wenn der vorhergehende Song mal wieder zu derbe ausgeteilt hatte.
Das Großartige dabei ist die perfekte Harmonie, die zwischen den einzelnen Songs herrscht; obwohl NIRVANA hier alte Energien auf neue Strukturen übertrugen, hielt die Fassung, und genau das machte das Album sowohl für eingestandene Rockfans, die schon mit den krasseren Sachen der Bandgeschichte höchst zufrieden waren, als auch für Otto-Normal-Teens zu einem der größten (intensivsten, härtesten, softesten, perfekten …) Alben der Geschichte.
Anspieltipps: Breed, Come As You Are, Lithium
- Redakteur:
- Michael Kulueke