NONLINEAR.SYSTEM.THEORY - Fourier's Outrage
Mehr über Nonlinear.System.Theory
- Genre:
- Elektronisch-experimentelle Musik
- Label:
- Subsound
- Stand Alone
- Too Tired To Live
- The Hunger Of Luigi
- Luigi Ate Damon
- My Shiver
- Nonlinear Outrage
- 96
- Below Job
- What You Deserve
- Rose-Scented Catharsis
- Nothing More Than Silence
- Buonanotte Mr. Fourier
Die fulminanten Ideen der NONLINEAR.SYSTEM.THEORY schicken uns auf eine wilde Reise durch Elektrobeats & Riffgewitter. <br />
Crossover zwischen Elektro und Gitarrenriffs ist nicht gerade eine neue Erfindung. Aber nur wenige Acts zelebrieren dies, und noch weniger kriegen damit die musikalische Kurve. THINK ABOUT MUTATION kommen da in den Sinn, doch trotz einiger beachtenswerter Tracks löste sich diese Formation schließlich auf. Nun hat sich die vierköpfige italienische Combo NONLINEAR.SYSTEM.THEORY dieses Erbes angenommen. Doch statt clubtaugliche Banger mit schwer pulsierenden Rhythmen und clashenden Sounds, bietet "Fourier's Outrage" eher Kopfhörerkino. Nicht dass manche Tracks, wie 'Too Tired To Live', nicht auch tanzbar wären - das sind sie sicherlich -, doch insgesamt fällt das Album der Italiener dann doch etwas frickeliger aus.
Interessant ist, dass hier neben futuristischen Effekten auch Wave-Traditionen aufgegriffen werden. Dennoch pluckert und ploppt es gehörig im Hyperraum. Was NONLINEAR.SYSTEM.THEORY den weitaus meisten Vertretern der schwarz-szenigen Elektroformationen voraus hat, ist eine konsequente Unvorhersehbarkeit. Lichtjahre voraus. Die Eingängigkeit des Materials muss darunter nicht leiden, aber zur Not wird auch das einmal riskiert, wie etwa im Gameboy-Sound-durchrauschten 'Luigi Ate Damon'. Das düster-sehnsüchtige 'My Shiver' dagegen steigert sich ausgehend von ambienten Jazz-Parts über Darkrock und Industrial in einen wahrhaft progressiven, teils sogar polyrhythmischen Trip hinein. Straighteres, kühl und kantig gehaltenes Material wie 'Nonlinear Outrage' oder 'Below Job' wartet mit industriellen Beats auf, die auch aus der Detroiter Automobilfertigung entlehnt sein könnten. Doch muss hier der Hörer mit einigen abrupten Breaks und Stimmungsschwankungen rechnen. Diese gehen mal in Richtung Stadl-Folklore, mal in Richtung wahnhafte Chorgesänge und sämig-zäh verlangsamte Stolper-Rhythmen, und manchmal auch in Richtung Sägewerk auf LSD. Viele, viele bunte Smarties!
"Fourier's Outrage" ist somit nur etwas für jene Freunde der Musik, denen selbige kaum freakig genug sein kann, die es dabei aber dennoch gerne knallig und plakativ haben. Nur wenig chilliger fällt demgegenüber das klavierbegleitete 'What You Deserve' aus, das passagenweise fast wie eine Synthese aus den düster trippenden Elektroklangreisen von VISIT VENUS' "The Endless Bummer" und den wild-exotischen Rhythmusextasen aus dem "Butcher's Ballroom" des DIABLO SWING ORCHESTRA daherkommt, dann aber doch in DEPECHE MODE-ähnlichen Wave-Klängen aushallt. Doch sämtliche Vergleiche sind hier kaum mehr, als der Versuch, die Qualitäten einer noch unbekannten Flüssigkeit mit einem Maßband zu erfassen. Bei aller Hochachtung vor der Eigenständigkeit solcher Klangbasteleien, muss ich vor manchen Stücken dann aber doch entgeistert das Handtuch werfen. 'Rose-Scented Catharsis' etwa ist so ein Stück: Enorm dicht gepackte Stakkatoriffs und digitale Beats, zugekleistert mit italienischem Sangespathos, Verzerreffekten und Keyboardlinien; so etwas ist dann doch einfach zu viel des Guten, es sei denn vielleicht man wäre begeisterter THE MARS VOLTA-Fan, hyperaktiv oder sonstwie bekloppt. Auch 'Nothing More Than Silence' ist meinereiner just zu hibbelig, daran kann auch die entspannte Dreamrockpassage wenig ändern, zumal sie schon bald von psychotischem Saitengehacke verfolgt bzw. begleitet wird.
Immerhin stimmt der nächtlich-spacige Ausklang dann wieder einigermaßen versöhnlich: 'Buonanotte Mr. Fourier'. Einen sehr konstrastreichen Eindruck vermittelt die folgende Stichprobe:
Too Tired To Live, Rose-Scented Catharsis, Buonanotte Mr. Fourier
- Redakteur:
- Eike Schmitz