NORMA JEAN - All Hail
Mehr über Norma Jean
- Genre:
- Metalcore / Mathcore
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Solid State Records
- Release:
- 25.10.2019
- Orphan Twin
- [Mind Over Mind]
- Safety Last
- Volunteer Tooth Filling
- Landslide Defeater
- Full Circle In Under A Minute
- /with_errors
- Trace Levels Of Dystopia
- Translational
- Extra Dimensional Palette Cleanser
- If [Loss] Then [Leader]
- Careen
- Anna
- The Mirror And The Second Veil
Gar nicht so kranker Mathcore wie erhofft.
Die Amis NORMA JEAN sind (schon seit ein paar Monaten) zurück und bieten Mathcore/Metalcore der Extraklasse. "All Hail" ist ein Monster, modern, kalt, brutal und abweisend, teilweise aber auch enorm poppig. Das achte Album der eins sogar Grammy-nominierten Mathcore-Pioniere (mittlerweile völlig ohne Original-Mitglieder) wird das "Keep It True"-Publikum in die Flucht jagen. Für aufgeschlossene Modern-Metal-Freaks gibt es hier aber spannende Entdeckungsreisen zu genießen.
Alleine schon der völlig schräge Opener 'Orphan Twin' entzieht sich der gewohnten Konventionen, und bei '[Mind Over Mind]' gibt es wie erwartet sehr dissonantes Riffing; auch die mehrstimmigen Gesänge überzeugen. Über den Metalcore kam ich einst zum Metal, und auch NORMA JEAN spielte dabei eine Rolle. 'Safety Last' erinnert dabei an die Zeiten, als Solid State Records so richtig fiese Alben auf den Markt brachte. Mittlerweile sind die Amis dort ja wieder unter Vertrag, und erreichen mit diesem Album immerhin Platz 30 der US-Charts, ihre zweitbeste Platzierung bisher - bei den "frommen" Charts erreicht die Band mit christlichem Background diesmal einen tatsächlich enttäuschenden Platz 3. Das zeigt vielleicht, welche Chartpower christlich angehauchter Mathcore in den USA mitbringt. 'Landslide Defeater' ist dann eher gewohnter Metalcore. Die Band fußt klar im Hardcore und bringt keinerlei schwedische Death-Metal-Einflüsse unter, wie man das von im Mainstream-Metal noch gut bekannten Truppen wie HEAVEN SHALL BURN oder UNEARTH kennt. Aber auch hier überrascht ein atmosphärischer Part, der an spätere LINKIN PARK-Sachen erinnert. Eher schwerfällig schleppt sich 'Full Circle In Under A Minute' durchs Gebälk. Ungewöhnlich tituliert ist '/with errors' (durch die Bank klein geschrieben). Der Song ist sicher verhältnismäßig charttauglich und erinnert sowohl an BULLET FOR MY VALENTINE als auch an SLIPKNOT. 'Trace Levels Of Dystopia' geht dann wieder voll auf die Zwölf und vermöbelt den Zuhörer mit aggressivem Metalcore. 'Translational' ist dann wieder etwas vorhersehbarer und einer der schwächeren Songs des Albums. Weiter geht es nach einem kurzen Zwischenspiel mit 'If [Loss] Than [Leader]', wieder mit einer eher poppigen Melodie.
Dann beginnen die Frauentitel. Oder ist 'Careen' keiner? Ich fang jetzt nicht an, hier die Texte zu studieren. Frauenlieder sind ja eigentlich eher so ein TOTO-Ding. Geboten wird ziemlich sphärischer Emo-Rock. Das hätte ich hier jetzt nicht so erwartet. Geht das mit 'Anna' so weiter? Noch so eine Nummer wie 'Careen' bräuchte ich sicher nicht. Hier gibts dankenswerterweise noch mal mehr Aggressivität. Zum Schluss folgt ein wenig Gezupfe auf der akustischen Gitarre. Nicht nötig.
Insgesamt ein abwechslungsreiches, spannendes, aber nicht immer hochklassiges Album. Fans des Genres sei gesagt, dass der Mathcore-Faktor eher etwas geringer ist als auf manchen früheren Alben, dafür gibt es ein paar Schlenker hin Richtung Emo. Das dürfte nicht jedem gefallen; ich finde es auch nicht so überragend. Aber die harten Songs sind es wert, gehört zu werden. Trotzdem - wenn das Album insgesamt stimmiger wäre, wäre hier mehr drin gewesen.
Anspieltipps: Safety Last, Landslide Defeater.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Jonathan Walzer