NOT ENOUGH ROOM TO SWING A CAT - Handicaped Cat
Mehr über Not Enough Room To Swing A Cat
- Genre:
- Jazzcore
- Label:
- Fliehkraft Records/Blue Noises/Virus
- Da, Dort
- Handicaped Child
- Lisa
- Helena Goes To Sweden
Hi Freaks!
Bietet die großlabelvertriebene Musik euren Ohren zu wenig Entfaltungsspielraum? Dann wird es Zeit, Bands zu entdecken, die im Kleinstverlag Musik herausbringen, die jenseits aller Konvention stattfindet. So eine Band ist NOT ENOUGH ROOM TO SWING A CAT (kurz: NERTSAC). '99 erschien das Album "Handicaped Cat", ein grotesker Stilmix aus Freejazz, Beat Poetry, Dada, Progrock, Avantgarde und Wahnsinn. Beteiligte Bandmitglieder waren Boris Blumenthal (Stimme), Michael Sattler (Saxophon), Dirk Rucker (Gitarre), Thomas Legrand (Bass & Stimme) und Christian Oelte (Schlagzeug & Sampler). Schaut man sich nur mal kurz das Cover an, so wird schnell klar: Man muss kein Doktor der Psychologie sein, um feststellen zu können, dass hierdurch mit aller Wahrscheinlichkeit ein Trip ins Wunderland indiziert ist.
Und ab dafür:
Eine trippige Bass'n'Drum-Kombination derwischt sich beschwörend funky und leicht arabesk ins Ohr, geht in eine schwebende Jazz-Linie auf, die blauen Keyboarddunst hinter sich herzieht, ein leise gemurmeltes "Ich kann dich nicht verstehen..." deutet an, dass da noch was kommen mag, eine erste Wiederholung des musikalischen Themas kündet von Spiegelwelten, danach tripp-jazzt sich das Teil erstmal in eine fröhliche Acid-Jazz-Welle hinein, danach schlägt sich der Track variantenreich immer tiefer in ein immer dichter werdendes Dickicht abseits ausgetretener Pfade hinein, um sich irgendwo zwischen surreal verspulter Kneipenvortragsjazzdichtung und strudelndem Freejazz-Alternativerock-Crossover zu verirren. Auf Französisch gehauchte Intros machen sich immer gut, besonders wenn sie von wasserpfeifenverraucht-arabesk-psychedelischen Sax-Linien und gegen den Strich gebürsteten Cymbal-Crash-Rhythmen mit bollernden Bässen abgelöst werden, welche in ein munteres Chaos aus wild dudelnder Zirkus-Jazz-Musik, stakkatohaft instrumental eingesetzten Sprachfetzen und mehr oder weniger sinnlos (dis)assoziativer Gender-Bender-Lyrik übergehen; so auch im Stück zum 'Handicaped Child'. Das wohl abgedrehteste PsychoJazzCorePiece aber jazzt, driftet, wabert, swingt, klangteppicht, steigert, spiralisiert und psiralisiert, strudelt, stürzt, schwillt, gurgelt und schmurgelt, heult, kreischt und schreit sich mit der wirren, obsessiven, woyzeckesquen Rezitativ-Antihymne 'Lisa' ins Ohr. Dräuender, gleichermaßen von Spaghetti-Western-Soundtracks inspiriert wie von Heavy-Metal-Dröhnen begleitet, schiebt sich die finale Noise-Suite 'Helena Goes To Sweden' mit der wuchtigen Eleganz eines ausdruckstanzenden Güterzuges ins Ohr. Die Reiseroute geht dabei durch doomig angehauchtem Breitwandrock, progressiven Saxofon-Crossover, melodischen Freejazz und mehrkanalig-avantgardistischen Fusion-Sound: "A truly cryptic, completely bonkered, uberweird noise inferno", wie der Engländer sagt - und ich spreche hier mitnichten von irgendeinem hochvergeistigen Engländer des Typs >Lord Stiffbottom<, sondern mindestens von einem mittelschwer gestörten Engländer der Kategorie >Mad Hatter< !
Fazit:
Das ist Musik zum Kopfkratzen, Kouchcartophpheln, Mindtrippen, Mitschwingen, Abdrehen, Abspacken, Rumtrinken und Rumspringen! Da schwingt die Katze, steppt der Bär, tanzt die Oma Charleston, fliegt das Schwein, und das Krokodil zieht dem Kasper eins über! Potzblitzundtausendnocheins, das ist die passende Musik für eine knochenbrechende Tanzdielenrevolution! Und dafür ist es allerhöchste Zeit. In diesem Sinne: Traut Euch!
Kurze Hörbeispiele aus diesem und anderen NERTSAC-Alben gibt es auf der Website http://www.swingacat.de/musik.html - allerdings sollte man die Stücke doch besser in ihrer Gesamtheit bewundern. Und zu wundern gibt es da viel...
Anspieltipps: Alles.
- Redakteur:
- Eike Schmitz