NOTHING MORE - Carnal
Mehr über Nothing More
- Genre:
- Alternative Rock / Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Better Noise Music
- Release:
- 28.06.2024
- |Carnal|
- House On Sand
- If It Doesn't Hurt
- Angel Song
- Freefall
- Blame It On The Drugs
- |Head|
- Existential Dread
- |Heart|
- Down The River
- Give It Time
- |Sight|
- Stuck
- Run For Your Life
- |Sound|
So geht moderner Alternative Rock/Metal!
Wer nach der Speerspitze des modernen Alternative Rocks und Metals sucht, der kommt dieser Tage unmöglich um den Lone Star State herum. Die aktuell wohl spannendsten musikalischen Söhne des US-Bundesstaats hören nämlich auf den Namen NOTHING MORE und mischen inzwischen seit Jahren mit spannenden, abwechslungsreichen und vor allem eingängigen Alben den Alternative-Sektor auf. Das siebte Album der Bandgeschichte hört dabei auf den Namen "Carnal" und folgt mit zwei Jahren Abstand auf "Spirit", das mir im Jahr 2022 glatte neun Zähler entlocken konnte. Ob die Erfolgsgeschichte auch mit dem neuen Langdreher weitergeht?
Nun, lange wird man nicht auf die Folter gespannt, denn nach dem durchaus sperrigen Intro '|Carnal|' setzt 'House On Sand', für das übrigens Eric V. von I PREVAIL mit ins Boot geholt wurde, genau dort an, wo "Spirit" aufgehört hat. Soll heißen, es gibt auch anno 2024 eine gefällige Mischung aus Alternative Rock der Marke BIFFY CLYRO, eine gute Portion tanzbarer Synthesizer und moderne Core-Anleihen, die dem durchaus poppigen Stilmix die nötige Härte verpassen. Star der Show bleibt dabei gewohnt Fronter Jonny Hawkins, dessen charismatische und mit hohem Wiedererkennungswert gesegnete Stimme ein ums andere Mal die Songs mit gar grandiosen Hooklines über die Hit-Ziellinie trägt. Hat man dabei schnell gedacht, dass der eindrucksvolle Opener 'House On Sand' schwer getoppt werden könnte, setzt 'If It Doesn't Hurt' schnell noch einen oben drauf und serviert von der Strophe bis zum Refrain nur Ohrwurmmelodien, die man einfach nicht mehr aus dem Kopf bekommt. Gekrönt wird der frühe Höhepunkt der Scheibe von einem famosen Mittelteil, der von Gitarrenmelodien bis hin zu einem wüsten Breakdown alles im Angebot hat, was man von modernem Metal oder Rock erwarten kann und darf.
Gänzlich erreicht werden die Höhen von 'If It Doesn't Hurt' danach nicht mehr, denn die vorab bereits ausgekoppelte Single bleibt für mich der klare Anspieltipp auf "Carnal". Doch auch im weiteren Verlauf finden sich zahlreiche starke Tracks, die schlicht beste Unterhaltung liefern. 'Freefall' wäre hier zu nennen, doch auch das akustisch beginnende und insgesamt ruhiger angelegte 'Down The River' hat tollen Melodien im Gepäck und liefert zwischen den sonst doch zumeist eher energetisch angelegten Tracks eine wohltuende Abwechslung. 'Give It To Me' und auch 'Angel Song' schlagen ebenfalls eher melancholische und gemäßigtere Töne an, wobei gerade der letztgenannte Track mit seinem Gastbeitrag von David Draiman (DISTURBED) eindrucksvoll beweist, was für ein starker Sänger Jonny doch ist. Neben der knarzigen Singstimme des allgemein anerkannten Frontmanns fällt Jonny nämlich keinesfalls ab, sondern liefert David ein mehr als ordentliches Duell auf Augenhöhe, das mindestens mit einem Unentschieden ausgeht. Bei allem Lob und der Begeisterung, die übrigens nicht nur für das Songmaterial, sondern auch für die tadellose und extrem druckvolle Produktion gilt, gibt es aber auch einen Kritikpunkt, der sich auf die Zwischenspiele bezieht, die ihr immer an den Pipe-Symbolen (|) im Titel erkennen könnt. Von selbigen gibt es für meinen Geschmack nämlich ein paar zu viele und gerade '|Heart|' ist mit über drei Minuten Spielzeit schlicht zu lang geraten, was den Hörfluss unnötig ausbremst.
Zur Höchstpunktzahl reicht es dann im gesamten Albumkontext erneut nicht ganz, doch die neun Zähler stehen auch im Jahr 2024 für NOTHING MORE, denn "Carnal" ist zwar musikalisch "nur" ein konsequenter Nachfolger zur elektronisch inspirierten Entwicklung auf "Spriti" und keine erneute Revolution, zeigt aber nachdrücklich, dass wie eingangs erwähnt im Alternative-Sektor und für alle Fans moderner und durchaus poppiger Töne kein Weg an den Texanern vorbeiführen kann.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs