NOTIO - Worldview
Mehr über Notio
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Inverse Records
- Release:
- 08.03.2024
- Propagation Process
- Solipsism
- Curtain Of Ignorance
- The Need To Fear
- Absurd
- A Ladder To Nowhere
- Temporary Pain
- Ineviatble Outcome
- Vis Major
- The End Is Beautiful
Judgement Day und Doomsday in einem!
Um seine musikalischen Visionen in die Tat umzusetzen, ist Albert Olli bis heute einen langen, manchmal auch steinigen Weg gegangen. 2015 hat er sein Soloprojekt NOTIO gegründet und mit einigen befreundeten Musikern die ersten Gehversuche unternommen. Relativ schnell konnte er zwei EPs veröffentlichen, einen Deal beim finnischen Branchengiganten Inverse klarmachen und 2019 sein erstes vollwertiges Album "Lucid Dreams For Sale" realisieren. Schon damals beschäftigte sich Olli mit düsteren Emotionen und Ereignissen im Zusammenhang mit dem gesellschaftlichen Niedergang. Auf seiner zweiten Scheibe geht er thematisch nun noch einen Schritt weiter. Auf "Worldview" stellt NOTIO den symbolischen Kampf des Planeten gegen die Menschheit dar. In seinem Grundkonzept schlägt die Erde endgültig gegen ihre Bewohner zurück und beendet deren Existenz schrittweise, weil sie keine Akzeptanz für die ständige Ausbeutung der wichtigsten Ressourcen aufbringen kann.
Musikalisch nimmt Olli den dramatischen Ton der Story dann auch sofort auf, steigt überfallartig in die neue Scheibe ein und bedient mit einer sehr eigensinnigen Theatralik den Baukasten des melodischen, progressiven Heavy Metals. Besonders ist hierbei, dass "Worldview" eigentlich als ein riesiger Song zu betrachten ist, der fortlaufend in neue Epiosden übergeht, weil NOTIO zwischen den einzelnen Stücken keine Pausen macht, sondern direkte Übergänge schafft, die die Orientierung manchmal erschweren, im Hinblick auf das Storytelling aber absolut logisch sind. Der Mastermind sieht sich mit seinem Projekt auch im progressiven Metal, und wenn man die vielen Twists allein in den ersten beiden Stücken, die beide noch nicht einmal die 3-Minuten-Grenze antasten, betrachtet, will man ihm da gerne zustimmen.
Doch NOTIO geht bedächtig vor, holt seine Zuhörer zunächst mit einigen starken Hooklines ab, legt ohnehin großen Wert auf einprägsame Strukturen und einen gewissen Nachhall, steigert sich aber immer mehr in die Umsetzung des inhaltlichen Themenschwerpunktes und forciert folglich auch die Dramaturgie von "Worldview". Dürfen es noch einige Folk-Elemente in 'Curtain Of Ignorance' sein, wird die Sprache zur fortschreitenden Spieldauer immer aggressiver und die Sounds parallel heavier. Spätestens in 'A Ladder To Nowehere' wird die Platte zum echten Spektakel samt einer sehr angenehmen Theatralik, welche den Showdown in der Erzählung wunderbar reflektiert. 'Temporary Pain', 'Vis Major' und 'The End Is Beautiful' sind schließlich die Krönung eines fast schon cineastischen Events, das nicht nur thematisch Akzente setzt, sondern auch den Titel Konzeptwerk in jeglicher Hinsicht verdient.
Manchmal ist es sicherlich nicht verkehrt, dass ein solches Album nur von einem einzigen Denker und Lenker konzipiert wird. Albert Olli hat unglaublich viel in die Feinarbeit aller erdenklichen Aspekte investiert, alles genau so umsetzen können, wie es ihm anfangs vorschwebte, und schließlich ein nachdenklich stimmendes, aber doch extrem unterhaltsames Meisterstück erschaffen.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Björn Backes