NOVERIA - The Gates Of The Underworld
Mehr über Noveria
- Genre:
- Progressive Power Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Scarlet Records
- Release:
- 25.08.2023
- Heritage
- Origins
- Descent
- Venom
- Revenant
- The Gates Of The Underworld
- Ascent
- Overlord
- Anima
- Eternal
Progressive Power Metal aus Italien mit Herz, Hirn und Härte.
Mit "The Gates Of The Underworld" veröffentlichen die Italienischen Progressive-Power-Metaller von NOVERIA das vierte Album ihrer Karriere. Bei Metal aus Italien werden viele sofort an kitschigen Power- oder Symphonic Metal denken und direkt dankend abwinken. Aber das wäre ein großer Fehler, denn NOVERIA ist alles andere als gewöhnlich. Und auch wenn die Band das Rad des Progressive Power Metal natürlich nicht neu erfindet, müssen Genre-Fans auf jeden Fall ein Ohr riskieren. Der Mix aus Progressive und Power ist hier nämlich verdammt gut gelungen.
Vom instrumentalen Opener 'Heritage' bis zum letzten Song 'Eternal' entfesselt NOVERIA auf einem treibenden, durchaus flotten Rhythmusteppich ein kaltes Gewitter aus recht harten, hektischen Gitarrenriffs und bombastisch-futuristischen Synthie-Sounds, was zusammen ein ziemlich eigenständiges, modernes Soundbild ergibt. Über alldem thront der abwechslungsreiche Gesang von Francesco Corigliano, der eine enorme Bandbreite aufbietet, um die emotionalen Texte zum Leben zu erwecken. Bei den Texten der Songs handelt es sich um Geschichten aus dem Leben der Band oder auch der Fans, sie drehen sich beispielsweise um die Flucht aus einer narzisstischen Beziehung oder dem Verarbeiten einer Nahtod-Erfahrung, was das Album, laut Aussage der Band, zum bisher persönlichsten ihrer Karriere macht.
Bei 'Descent' erhält Francesco Besuch von Fabio Lione, dem hauptamtlichen ANGRA-Sänger, der den meisten wohl eher aus seiner Zeit bei RHAPSODY (Of FIRE) bekannt ist. Der Mann hat natürlich nichts verlernt und fügt sich wunderbar in den melodischen Refrain ein. Auch wenn der Song dieses Feature nicht zwingend gebraucht hätte, höre ich Fabios Stimme einfach immer gerne. Dass Francesco es auch ohne prominente Unterstützung kann, beweist er auf dem Album zur Genüge, mit feinen Melodiebögen und Refrains zum Niederknien. Das Meisterstück des Albums stellt indes der Titelsong mit einer Laufzeit von über 12 Minuten dar, der trotz der Spielzeit keine Sekunde Langeweile aufkommen lassen will.
Apropos Langeweile, ich war überrascht, als ich mir die Songlängen angeschaut habe, nur zwei von den neun Songs (das Instrumental mal ausgeklammert) laufen unter 6 Minuten ins Ziel; die einzelnen Stücke kommen einem tatsächlich kürzer vor, was wohl für die kompositorische Leistung der Band spricht! Überhaupt vergeht die Spielzeit von guten 65 Minuten wie im Flug. Den durchaus speziellen Sound von NOVERIA prägt vor allem die wirklich tolle Keyboard- und Synthie-Arbeit von Julien Spreutels, welche durch die harten Gitarren von Francesco Mattei gekonnt konterkariert wird und so nie weichgespült wirkt, sondern auf dem ganzen Album eine gesunde Härte beibehält. Schlagzeug und Bass legen hierfür ein wuchtiges Fundament, auf dem sich, wie erwähnt, ein toller Sänger austoben darf.
Als Referenzen seien die Amerikaner von SYMPHONY X, die härteren Songs von KAMELOT und vor allem NOVERIAs Landsleute von DGM genannt, wobei deren Gitarrist, Simone Mularoni, "The Gates Of The Underworld" auch produziert hat und man sich den Bassisten Andrea Arcangeli teilt. Im Vergleich zu den beiden Vorgängern (das Debüt kenne ich bislang nicht), geht die Band ihren Weg konsequent weiter und zeigt trotzdem eine nuancierte Weiterentwicklung innerhalb ihres musikalischen Spektrums, mit mehr Mut zu variablen Sounds und größeren Refains.
Das Album erschließt sich sicher nicht beim ersten Hören, viele Feinheiten finden sich im dichten Soundteppich erst nach mehreren Durchgängen, aber dafür bleibt "The Gates Of The Underworld" über eine lange Zeitspanne interessant. Und trotzdem kann man das Album aufgrund der tollen Melodien und Refrains auch nebenbei hören, ohne dass es anstrengend wird und die Nachvollziehbarkeit der Songs leidet.
Das intensivere Eintauchen in die musikalische und lyrische Welt von NOVERIA lohnt sich, es gibt viel zu entdecken.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Maik Englich