NUCLEAR ASSAULT - Louder Harder Faster (DVD)
Mehr über Nuclear Assault
- Genre:
- Thrash Metal
- Label:
- Locomotive / Soulfood
- Release:
- 25.05.2007
- Rise From The Ashes
- Brainwashed
- F#
- New Song
- Critical Mass
- Game Over/Butt Fuck
- Sin
- Price Of Freedom
- Long Haired Asshole
- Trail Of Tears
Geht bei NUCLEAR ASSAULT wohl noch was? Mit der 2005er Comeback-Gurke "Third World Genocide" haben sich die Amis gleich wieder in die Versenkung geschossen, aus der man damit zwölf Jahre nach "Something Wicked This Way Comes" eigentlich aufzutauchen gedachte. Eine solche Selbstdemontage mitzuerleben, ist nicht schön, vor allem dann, wenn man weiß, dass es die Band vier Klassen besser kann bzw. konnte. Insbesondere "Game Over" und "Handle With Care" sind originelle Thrash-Klassiker, die immer noch in JEDE Sammlung gehören – auch wenn der Verfasser der Info dreimal innerhalb zweier Sätze behauptet, dass die Herren "Trash Metal" kredenzen. Meinen allerherzlichsten Glückwunsch, wir schreiben ja auch erst das Jahr 2007!
Auf der aktuellen "Louder Harder Faster"-DVD (wenig überraschend der erste Versuch mit diesem Medium) sieht man John Connelly und seine Kollegen nun überwiegend in der Disziplin, in der sie noch nie die Stärksten waren: auf 'ner Bühne stehen und spielen. Das Kernstück des Drehers bildet eine im Juni 2005 mitgeschnittene Show, die natürlich nicht mit zehn Kamerakränen gefilmt wurde, aber auch ohne optisches Brimborium völlig in Ordnung geht. Fixpunkt des Geschehens auf den Planken ist wie gewohnt Bassist Danny Lilker, der seine Matte unermüdlich rotieren lässt, und auch John Connelly versucht sich hin und wieder an ein paar Posen. Gitarrist Anthony Bramante agiert hingegen ungelenk und tappig.
An der Songauswahl kann man nicht weiter rummosern. Zwei "Third World Genocide"-Tracks stehen auf der Setlist – 'Price Of Freedom' macht live eine ganz gute Figur, die Country-Persiflage 'Long Haired Asshole' geht immer und überall gefährlich auf den Zeiger –, ansonsten werden alte Klopfer wie 'New Song', 'Critical Mass' oder der "Survive"-Dreierpack 'Rise From The Ashes'/'Brainwashed'/'F#' rausgehauen. Die Sache hat aber Haken: NUCLEAR ASSAULT sind immer noch keine tighte Macht (von Chaos kann allerdings auch keine Rede sein), John Connellys Soli sind grenzwertig (teilweise wurde seine Solospur sogar gelöscht – auf dem Bildschirm fiedelt er seine Klampfe tot, allein die Öhrchen vernehmen keinen Ton), und die Stimme des Frontmanns hat schon bessere Tage gesehen. Die Vorstellung ist okay, aber Begeisterung stellt sich beim Zuschauer während der knapp vierzig Minuten nicht ein.
Das Bonusmaterial ist schließlich eine sehr zwiespältige Angelegenheit. Zwar gibt es reichlich zusätzlichen Stoff, aber abgesehen von einem Filmchen über die Aufnahme-Sessions zu "Third World Genocide" (schön ranziges Studio!) und einem auf der Audiospur geparkten Interview mit Danny Lilker und Drummer Glenn Evans, bei denen man sich zumindest unterhalten fühlt, ist das alles eher anstrengend. Es gibt noch fünf weitere Konzertausschnitte, die es zusammen auf achtzig Minuten bringen. Aber selbst mit gutem Willen und "Hey, da is' ja 'n Schätzchen von '85 dabei!"-Alt-Metaller-Euphorie kann man sich diesen überwiegend mit 'ner Handkamera festgehaltenen Krempel nicht reinziehen. Die miese Soundqualität zerschießt einem umgehend die Trommelfelle. Und um aus diesem Brei irgendwelche Songs herauszufischen, dürfte die eigene Restlebenszeit nicht ausreichen.
Auch die Videos zu 'Price Of Freedom' und 'Long Haired Asshole' (warum nur, Jungs?) guckt man sich maximal einmal an und vergisst sie sofort wieder. Gleiches gilt für die Slide Shows, die von den "Survive"-Demos beschallt werden. Und zwei unveröffentlichte Tracks werden zu guter Letzt auch noch präsentiert: 'Celtic Frosty Cold Beer' (kann nicht viel!) und JOHNNY CASHs 'Folsom Prison Blues' (kann nichts!). Damit hat es sich.
Sollten NUCLEAR ASSAULT überhaupt noch devote Fans haben, können die mal in diese Zusammenstellung reingucken; alle anderen decken sich mit den Vor-Reunion-Langeisen ein und bekommen die Band in Bestform. Und um die Eingangsfrage zu beantworten: Ich würde meine Plattensammlung nicht darauf verwetten.
- Redakteur:
- Oliver Schneider