OBERST - Toil
Mehr über Oberst
- Genre:
- Modern Hardcore / Metalcore
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Indie Recordings
- Release:
- 26.04.2024
- Chroma
- Repugnaissance
- A Breath And A Sigh
- Lifeline
- Invisible Hands
- Mules On A Mountain
- The Bends
- Bad Run
- Taxed And Brittle
- Toil
Ein stilistisches Wagnis mit tollem Resultat.
Ein paar wilde Screamo-Parts, eine Ansammlung von hektischen Arrangements, dazu aber auch eine post-metallisch-typische, eher bedrückte Atmosphäre, die eine Menge Spannung verrät - so steigen die Norweger von OBERST in ihr neues Album ein und sorgen zunächst einmal für gezügelte Begeisterung, da nicht alle Songs zum Auftakt von "Toil" einen klar erkennbaren Mittelpunkt haben. Doch der erste Eindruck soll sich in Windeseile verflüchtigen, weil die Songs Schritt für Schritt mehr melodische Inhalte aufnehmen, die recht eigensinnige Mischung irgendwann ein klares Profil bekommt und die vielen versteckten Harmonien irgendwann derart ansteckend wirken, dass man sich von der Platte längst gefangen genommen fühlt. Es ist eine sehr merkwürdige Wendung von der eingangs erwähnten Hektik bis zur später folgenden Souveränität, die fast schon eine Art Vollkommenheit ausstrahlt, die völlig konträr zu dem ist, was man nach dem von Modern Hardcore geprägten Parts in 'Chroma' vermutet hätte. Doch dieser Werdegang, der sich in den zehn Songs vollzieht, ist schlicht und ergreifend gewaltig, faszinierend, packend und einfach nur extrem stark.
"Toil" beherrscht vor allem die vielfältigen Emotionen, die OBERST ins Angebot stellt, aus dem Effeff. Zwischen wiederkehrenden kurzen Screamo-Attacken gibt es eine Reihe von zerbrechlichen Noten, balladesken Zwischentönen und rein akustischen Phasen, die OBERST sehr nah an das Ohr des Zuhörenden heranlässt, sich aber parallel dazu schon wieder überlegt, wie ein entsprechend heftiger Konter ausschauen kann - und dieser gelingt der Truppe aus Oslo in ausschließlich allen Nummern. Von daher ist es auch nicht einfach, die Band stilistisch zu greifen. Selbst schwarzmetallische Komponenten sind irgendwann Bestandteil der Darbietung, jederzeit getragen von wunderbaren Melodien und dieser Chamäleon-artigen Performance an den Vocals, die neben der hervorragenden sphärischen Aufbereitung der Schlüssel zu einem einzigartigen, anfangs verwirrenden, später aber einfach nur elegant arrangierten Werk sind.
OBERST hat auf dem zweiten Album eine Menge richtig gemacht, stilübergreifend geniale Experimente vollzogen und zuletzt zehn tolle, mitreißende Songs komponiert, die auch langfristig extrem stark nachhallen werden. Kompliment für die gewagte Herangehensweise, Gratulation zu diesem stillen Erfolg, der hoffentlich auch die verdiente Anerkennung finden wird!
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Björn Backes