OBSCENITY - Retaliation
Mehr über Obscenity
- Genre:
- Old School Death Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Kolony Records
- Release:
- 27.05.2016
- Claustrophobic Hell
- Embracing The Plague
- Whore Of Secret
- Abandon All Hope
- Ghastly Presence Haunting
- The Day Of Wrath
- Deracination
- Innate Depravity
- Soul Eater
- Omnious Determination
Solider Old-School-Todesstahl, nicht mehr und nicht weniger.
Die Niedersachsen OBSCENITY sind inzwischen zu einer echten Institution im deutschen Death Metal geworden, immerhin ist das Quintett bereits seit 1989 im Geschäft und legt mit dem aktuellen Album "Retaliation" mittlerweile bereits den neunten Langspieler seiner Geschichte vor. Doch im Jahr 2009 kam der Motor der Todesstahl-Maschine aus Oldenburg nach gut 20 Jahren erstmalig ins Stottern und die Band zeigte kurzzeitige Auflösungserscheinungen, als Gründungsmitglied und Sänger Oliver Jauch seinen Ausstieg bekanntgab. Nachdem zwischenzeitlich der Amerikaner Jeff Rudes für das Comeback-Album "Atrophied In Anguish" das Mikrofon übernahm, konnten die Jungs inzwischen mit Tobias Mueller endlich einen festen Sänger vorstellen, der auch die neueste Langrille mit seinen Growls veredelt.
Musikalisch hat sich bei den Niedersachsen dabei innerhalb der inzwischen gut 26-jährigen Bandgeschichte überraschend wenig verändert, denn auch die zehn Tracks auf "Retaliation" bieten wieder klassischen Death Metal, der sich vor allem an amerikanischen Vorbildern wie MALVOLENT CREATION oder CANNIBAL CORPSE orientiert. Hier spielen die Jungs dann auch wenig überraschend ihre jahrelange Erfahrung voll und ganz aus, was Tracks wie 'Claustrophobic Hell', 'Abandon All Hope' oder die Abrissbirne 'Whore Of Secret' zu absoluter Feinkost für Anhänger des Todesstahls macht, die sich am Florida-Death der frühen Neunziger einfach nicht satt hören können.
Gleichzeitig ist dieser Old-School-Vibe aber leider auch der größte Schwachpunkt der Platte, denn nicht selten schielt das Quintett ein bisschen zu sehr auf die Nostalgie-Schiene und versäumt es damit, aus ihren Qualitäten das Maximum herauszuholen. Klar wird das Songmaterial mit unheimlicher Präzision dargeboten und vor allem der Sound des Silberlings, bei dem wohltuenderweise auf jegliche Trigger oder ähnlichen modernen Schnickschnack gänzlich verzichtet wurde, passt bestens zum klassischen Songwriting der fünf Jungs aus Oldenburg, doch gab es eben genau diese Art von Songs in den letzten Jahren schon viel zu häufig zu hören. Natürlich ließe sich an dieser Stelle darauf verweisen, dass die Truppe um Gitarrist Hendrik Bruns diesem Pfad schon seit Anbeginn ihrer Karriere folgt, trotzdem müssen sich die Niedersachsen auch an der modernen Death-Metal-Szene messen lassen. Und die bietet eben aktuell mit Bands wie CHAPEL OF DISEASE, SULPHUR AEON oder DESERTED FEAR eine ganze Stange von Newcomern, die auf ihren aktuellen Scheiben deutlich inspirierter und frischer zu Werke gehen als OBSCENITY dieser Tage.
So liefert das Quintett schlussendlich mit "Retaliation" einen soliden Genre-Release, der vielleicht stellenweise etwas zu sehr auf die Sehnsucht nach den Neunzigern und der damaligen Death-Metal-Szene setzt. Wer auf diese Art des Todesstahls steht, der kann hier bedenkenlos zugreifen, denn auch nach mittlerweile 26 Jahren im Geschäft haben die Jungs noch jede Menge fette Riffs auf Lager. Damit die Urgesteine der deutschen Szene aber auch auf lange Sicht gegen die aufkeimende Newcomer-Welle bestehen können, müssen sie beim nächsten mal aber vielleicht doch einmal den eigenen Kurs verlassen und auch mal wieder einen Blick über den Tellerrand riskieren.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs