OBSCURA - Cosmogenesis
Mehr über Obscura
- Genre:
- Progressive Death Metal/ Heavy Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Relapse/Rough Trade
- Release:
- 27.02.2009
- Anticosmic Overload
- Choir Of Spirits
- Universe Momentum
- Incarnated
- Orbital Elements
- Desolate Spheres
- Infinite Rotation
- Noosphere
- Cosmogenesis
- Centric Flow
Progressiver Death Metal auf sehr hohem Niveau mit facettenreichen Kompositionen. Harte Konkurrenz für CYNIC, NECROPHAGIST und Co.
Mit "Cosmogenesis" veröffentlicht die bayerische Progressive-Death-Metal-Band OBSCURA ihr zweites Studioalbum. Bandkopf Steffen Kummerer (Gitarre und Gesang) hat vor einiger Zeit ein neues Line-up zusammengerufen, das sich schon vielversprechend liest: Christian Muenzer (Gitarre) und Hannes Grossmann (Schlagzeug) spielten beide früher bei NECROPHAGIST, wohingegen Jeroen Paul Thesseling ehemals bei den Niederländern PESTILENCE die sechssaitige Bassgitarre bearbeitete. Wer nun vermutet, dass sich OBSCURA womöglich clever an den Stil der genannten Bands anlehnen könnten, der irrt. OBSCURA agieren höchst eigenständig und sind weit davon entfernt, sich aus dem Fundus anderer Genrekoryphäen zu bedienen.
Die Stücke auf "Cosmogenesis" stecken voller Feinheiten und grandioser Instrumentalpassagen, bei denen man als Hörer oftmals nur mit herunterklappter Kinnlade andächtig lauschen und mit der Zunge schnalzen kann. Trotz anspruchsvoller Liedstrukturen frickeln OBSCURA nie zum Selbstzweck, um sich im eigenen Licht ihrer spielerischen Fertigkeiten zu sonnen. Nein, sie verlieren den roten Faden, der ihre Kompositionen durchzieht, zu keiner Sekunde.
Das Eröffnungsstück 'Anticosmic Overload' bietet irrwitzig schnelle Gitarrenläufe, die melodiebetonter kaum klingen könnten, Hochgeschwindigkeits-Blasts, aber auch einige vertrackte Abschnitte, bei denen gerade die überragende Bassarbeit von Jeroen Paul Thesseling klasse zur Geltung kommt. Seine Bassläufe klingen durchaus modern und avantgardistisch. Diese wurden auch soundtechnisch prima gemixt. OBSCURA überraschen bei 'Anticosmic Overload' auch mit Einfallsreichtum in Sachen Tempo, denn die Band fährt das Tempo öfter zurück, um später umso effektiver brachial zuzuschlagen. Mit diesem hochklassigen Stück wird ein Album voller musikalischer Sahnehäubchen optimal eröffnet.
Auffällig im OBSCURA-Sound ist die Tatsache, dass die Gitarrenarbeit weniger riff- denn vielmehr sehr melodieorientiert ausgerichtet ist. Gerade Kompositionen wie 'Universe Momentum', 'Incarnated' und 'Desolate Spheres' bieten phasenweise sehr kunstvolle und klassisch orientierte Gitarrenläufe voller Wärme und Ausdruckskraft, die gelegentlich auch von kurzen Akustikgitarrenklängen ergänzt werden (beispielsweise bei 'Universe Momentum'). Damit wir uns nicht falsch verstehen: Die Aggression kommt keinesfalls zu kurz, denn auch diese Stücke bieten hämmernde Blastbeats und tiefe Growls von Frontmann Steffen Kummerer. Diese machen die Stücke nicht unverwechselbar, denn prügeln und growlen können auch die Protagonisten tausender anderer Bands. Doch derart kunstvolle Gitarren- und Bassläufe in ein Death-Metal-Gewand so toll zu integrieren, das gelingt nur wenigen Formationen. OBSCURA glückt dieses Unterfangen mit Leichtigkeit, ohne dem Hörer auch nur ein einziges schwächeres Stück unterzujubeln.
"Cosmogenesis" bietet über 50 Minuten progressiven Death Metal mit einem traumwandlerischen Gespür für grandiose Gitarren- und Bassläufe, ohne dass man als Zuhörer den Eindruck gewinnt, dass OBSCURA zu verkopft agieren. Der Band gelingt das Kunststück, jedem Titel eine ganz individuelle kompositorische Note und auch Wirkung angedeihen zu lassen, was im Endeffekt dazu führt, dass man sich kaum an dieser Scheibe satthören kann. Das technische Niveau dieser Lehrstunde in Sachen hochwertiger Extremmusik ist wirklich beeindruckend. Fans von Formationen wie CYNIC, DEATH, NECROPHAGIST, ATHEIST oder auch PESTILENCE werden "Cosmogenesis" lieben.
Auch Produktion und Mix dieser Scheibe fallen vorzüglich aus. Jedes Instrument kommt klar und kraftvoll zur Geltung, so dass es ein Vergnügen ist, dieses Album in seiner ganzen Tiefe zu ergründen. Ganz groß!
Anspieltipps: Anticosmic Overload, Universe Momentum, Incarnated, Desolate Spheres
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Martin Loga