OBSESSION - Carnival Of Lies
Mehr über Obsession
- Genre:
- Heavy Metal
- Label:
- Mausoleum
- Release:
- 24.01.2008
- Smoking Gun
- Carnival Of Lies
- In For The Kill
- Playing Dead
- Imagining
- The Offering
- Pure Evil
- I Don't Belong
- Written In Blood
- Guilty As Charged
- Marshall Law
- Panic In The Streets
- Judas
Land auf, Land ab wird seit einiger Zeit über den Sinn oder Unsinn von Reunions alter "Mehr-oder-weniger-Helden" gesprochen – und das mit gutem Recht. Nicht selten verkommen Wiedervereinigungen abgehalfterter Möchtegern-Ikonen zu eher peinlichen Veranstaltungen. Deshalb bin ich besonders froh, an dieser Stelle auf ein Gegenbeispiel hinweisen zu dürfen. Die US-Metaller OBSESSION veröffentlichten Mitte der Achtziger eine legendäre EP mit dem Titel "Marshall Law" (1984) und zwei exzellente, vor Elan und Spielfreude fast explodierende Alben namens "Scarred For Life" (1986) und "Methods Of Madness" (1987). Danach war erstmal Schicht im Schacht, in der Folgezeit machte vor allem Sänger Mike Vescera von sich reden, der mit Gott und der Welt zahlreiche veritable Platten einspielte. Schon 2002 zirkulierten Meldungen über eine Wiederauferstehung von OBSESSION um den Globus, doch es dauerte weitere vier Jahre, bis die Jungs ein neues Album am Start hatten. Vier Jahre? Ja, ihr lest richtig: Streng genommen handelt es sich bei "Carneval Of Lies" und einen Re-Release, denn das gute Stück erschien bereits 2006 über ein kleines Label namens Metal Mayhem und war zumindest in Europa kaum aufzutreiben. Nun haben sich Mausoleum Records dieses Juwels erneut angenommen und bringen es mit alternativem Cover und Bonus-Tracks erneut auf den Markt.
Wer nicht weiß, wie die Musik von OBSESSION klingt, der stelle sich eine Mischung aus TITAN FORCE/JAG PANZER und einer amerikanisierten Version melodischer PRIEST vor. Am Ende kommt man bei einem Sound raus, der verdammt an das geniale RIOT-Album "The Privilege Of Power" (1990) erinnert. "Carnival Of Lies" zeichnet sich durch eine Frische und Unbekümmertheit aus, die man diesen alten Säcken so gar nicht mehr zugetraut hätte. Der geradezu euphorisch aus den Boxen bretternde Opener 'Smoking Gun' gibt die Richtung vor: prickelndes Uptempo, herrliche Überholspur-Leadgitarren, ein Mike Vescera, der seine unwiderstehliche Sirenenstimme in Bestform präsentiert, und Melodien, die die Metal-Seele kräftig und gefühlvoll zugleich massieren. Wunderbar heavy rockende Riffs treiben sehr authentisch und leidenschaftlich klingende Songs voran, diverse Hookline-Weltwunder schmeicheln dem Ohr, man kann sich kaum dagegen wehren, von diesem Album gute Laune zu kriegen.Im Grunde besteht "Carnival Of Lies" nur aus Höhepunkten, deshalb tue ich mich schwer, einzelne Songs herauszuheben. Stattdessen sei gesagt, dass sich das musikalische Spektrum von energetischen Speed-Tracks über entspannte, melodisch ausgefeilte Midtempo-Nummern bis hin zu mitreißenden Hardrockern erstreckt. Das Gitarrendoppel John Bruno und Scott Boland vollbringt hier eine wahre Glanzleistung. Ihr Spiel klingt überaus lebendig, inspiriert und ausbalanciert - besser kann man Melodic Metal amerikanischer Prägung nicht inszenieren. Mike Vescera verleiht den Songs jede Menge Charakter und Atmosphäre, so intensiv und melodisch treffsicher hat man ihn schon lange nicht mehr gehört. Zudem sind die Kompositionen einfach um Klassen besser als auf den REIGN OF TERROR-Scheiben oder seinen letzten Solowerken unter dem Banner MVP – und die waren schon alles andere als übel.
Für mich ist diese Musik ein Teil meines Lebens, ich bin damit aufgewachsen und liebe diesen Sound noch heute. OBSESSION haben mit "Carnival Of Lies" die beste Genre-Veröffentlichung seit Jahren vorgelegt und dürfen hoffentlich jetzt auch die Lorbeeren dafür ernten. Das hier ist die perfekte Metal-Platte für den anstehenden Sommer - zum Cruisen, Grillen oder einfach nur Gutfühlen. Wer jetzt Appetit bekommen hat, sollte sich sofort zum Plattendealer seines Vertrauens begeben – physisch oder virtuell – und ein Exemplar dieses Meisterwerks abstauben. Ihr werdet es nicht bereuen!
Anspieltipps: Smoking Gun, Carnival Of Lies, Imagining, Pure Evil, Written In Blood
- Redakteur:
- Martin van der Laan