OBSIDIAN CHAMBER - Ein Platz am Kamin
Mehr über Obsidian Chamber
- Genre:
- Symphonic Black Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Running Wild Productions
- Release:
- 29.03.2024
- Intro
- Ein Platz am Kamin
- Der rote Hahn
- Zausel
- Der beste Kebap der Stadt
- Es ging ein Maidlein zarte
- Die Grube
- Stockmeister
- Extro
- Dark Filthy Me (Bonustrack)
- Heaven's Damnation (Bonustrack)
- Begierde (Bonustrack)
Handwerklich und klanglich toll, kompositorisch etwas zu dramatisch aufgebauscht.<br />
Die Wiener Symphonic-Back-Metaller OBSIDIAN CHAMBER sind in der letzten Dekade ein wenig in der Versenkung verschwunden, denn seit dem dritten Album "Der Uhrwerkmann" aus dem Jahre 2013 gab es kein frisches Material mehr zu hören. Den Neustart markierte vor zwei Jahren allerdings eine großteils neue aufgenommene Neuauflage eben jenes letzten Albums als "Der Uhrwerkmann (neu gemeistert)" - und das ist tatsächlich kein Tippfehler, die Österreicher nehmen ihre Übersetzungen einfach nur gerne sehr wörtlich. Dieser Umstand wird uns auch auf dem neuen und insgesamt vierten Album "Der Platz am Kamin" beschäftigen, denn zumindest meine Begeisterung stolpert des Öfteren doch über die deutschen Texte der insgesamt zwölf Tracks.
Doch fangen wir erst einmal vorne an, wo das enstprechend betitelte 'Intro' uns mit pompösen Orchester-Tönen standesgemäß willkommen heißt. Hier lässt sich schon heraushören, dass gerade die symphonische Seite des Bandsounds mit sehr viel Liebe zum Detail umgesetzt wird. Keine Selbstverständlichkeit, denn gerade in diesem Sektor hört man vielen Platten die Budgetgrenzen gerade bei den Orchester-Samples sehr deutlich an. Davon ist OBSIDIAN CHAMBER meilenweit entfernt, denn auch der folgende Titeltrack überzeugt mit mächtig symphonischer Wucht und präsentiert uns nun auch die härtere Seite der Band, bei der eine ordentlich metallische Kante mit vielen melodischen Widerhaken gefahren wird. Gleichzeitig haben die Österreicher aber auch immer eine offene Tür für große Klargesänge, die mit einer ordentlichen Portion Dramatik vorgetragen werden und für mich sogar fast eine Power-Metal-Note mit in den Geamtkontext einbringen. Eine gewisse Portion Hörspiel hat 'Ein Platz am Kamin' mit vereinzelten gesprochenen Passagen und Sound-Schnipseln ebenfalls im Gepäck, was durchaus dafür sorgt, dass man sich im regulären Opener der Scheibe sehr gut verlieren kann.
So weit, so gut - könnte man jetzt meinen. Doch mit zunehmender Spielzeit verschiebt sich zumindest in meinen Ohren das im Titeltrack so gut getroffene Verhältnis zwischen schwarzmetallischer Raserei, ausladenendem Pomp und diesem Hörspiel-Gefühl in die falsche Richtung. So fühle ich mich in 'Der rote Hahn' etwa teilweise so, als würde ich einem deutschsprachigen Musical lauschen, was zumindest mir den Spaß doch ein wenig vermiest. Klar, der Vierer will Hörer und Hörerinnen möglichst gut in seine durchaus spannenden und dunklen Geschichten versetzten, doch zumindest für mich brechen die eher ruhigen und dramatischen Momente komplett den Hörfluss des Langspielers. Das mag zum Teil wie eingangs erwähnt bei mir persönlich an den deutschen Texten liegen, eben weil sie dieses Musical-Feeling zumindest für mich noch einmal deutlich unterstreichen und weil sie teilweise auch sehr gewöhnungsbedürftig formuliert sind ('Der beste Kebap der Stadt' - ja, so heißt der Song wirklich!). Aber auch generell mochte ich den ursprünglichen Ansatz der Band rund um eher klassischen symphonischen Black Metal deutlich lieber, was auch die Tatsache unterstreicht, dass mir die drei Bonustrack, die sich aus überarbeiteten äteren Stücken zusammensetzen, deutlich besser gefallen als das frische Material der Scheibe. Gerade 'Dark Filthy Me' zeigt eindrucksvoll, wie viel Potential in OBISIDIAN CHAMBER steckt, wenn eben einmal konsequent aufs schwarzmetallische Gaspedal getreten wird.
Meine Endwertung muss dann natürlich - wie jede unserer Rezensionen übrigens - als sehr subjektiver Eindruck von "Ein Platz am Kamin" verstanden werden, das mir einfach zu zerfahren und dramatisch aufgebauscht ausgefallen ist, um mich restlos zu überzeugen. Wenn ihr eure Musik aber genauso mögt und euch besser mit deutschen Texten anfreunden könnt als ich, solltet ihr meine Wertung ignorieren und euch selbst ein Bild der Österreicher machen, denn objektiv betrachtet haben wir es mit einem handwerklich toll umgesetzten und klanglich perfekt in Szene gesetzten Album zu tun, das in diesen Punkten locker in der ersten Symphonic-Black-Metal-Liga mitspielen kann.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs