OBSIDIAN TONGUE - The Stone Heart (EP)
Mehr über Obsidian Tongue
- Genre:
- Atmospheric Black Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Independent
- Release:
- 02.02.2024
- The Stone Heart
- Winter Child
- Bear At The Tree Of Light
Atmosphärischer und abwechslungsreicher Schwarzmetall mit starker progressiver Schlagseite.
Seit der Bandgründung im Jahr 2009 hat man es bisher auf drei Alben sowie zwei Split-Veröffentlichungen gebracht. Mit der hier vorliegenden EP "The Stone Heart" reiht sich somit konsequenterweise ein weiteres Tonträgerformat mit in die Diskographie ein. Mastermind der in Portland/Maine ansässigen Band ist Brendan Hayter, seines Zeichens auch Sänger und Gitarrist. Das Duo wird zudem noch durch einen Schlagwerker komplettiert, auf das Tieftoninstrument mit den vier Saiten wurde bislang aus mir unbekannten Gründen verzichtet. Ob das der Gesamtqualität der bisherigen Veröffentlichungen nun zuträglich gewesen ist oder eben nicht, entzieht sich dabei leider meiner Kenntnis, was aber auch nicht weiter tragisch ist, da Hayter sich mit der hier zu besprechenden EP nun erstmalig entschieden hat, auch die Bassgitarre, welche er hierbei ebenfalls gleich selbst bedient, ins instrumentale Gefüge aufzunehmen.
Das Cover-Artwork zeigt laut Bandbio "ein Gemälde des verstorbenen Schweizer Künstlers Peter Birkhäuser, eines Gefolgsmannes des Psychiaters Carl Gustav Jung, dessen bewusstseinsverändernde Sammlung von 'Traumgemälden' eine große Quelle der Ermutigung und Inspiration für die Band während der Coronapandemie gewesen ist." Nun denn. "The Stone Heart" markiert dabei die erste von drei konzeptionell miteinander verbundenen Veröffentlichungen, darunter eine zweite EP und ein weiteres komplettes Album, welche im Laufe der nächsten Jahre nacheinander erscheinen werden. Die Band bezeichnet ihren Stil selber als Introspective Black Metal. Soso. Damit wären die spröden, nackten und trockenen Fakten also erfolgreich abgehakt und wir können uns nun dem Wesentlichen in Form und Gestalt der drei Stücke mit einer Spielzeit von knapp zwanzig Minuten widmen.
Die Songs vereinen grundsätzlich alle Stilelemente, die den geneigten Liebhaber dieser Art von Musik in Entzückung versetzen. Psychedelisch traumwandlerische und emotional stark aufgeladene Passagen mit cleanen Gitarren und Klargesang, wie sie gleich zu Beginn des ersten titelgebenden Tracks in die Gehörgänge schweben, wechseln sich ab mit Momenten, in denen das Distortion-Pedal tief durchgetreten wird und ausufernde und schneidend-klirrende Gitarrenwände, sowie rasendes Blastbeat-Drumming das Soundbild beherrschen. Apropos Trommelwerk. Mich beschleicht beim Hören das Gefühl, dass Drummer Ray Capizzo verhältnismäßig viel Platz zum Austoben und Demonstrieren seiner Finger- und Handfertigkeiten eingeräumt wurde, klingt sein Schlagzeugspiel an vielen Stellen doch angenehm freizügig und improvisativ, sehr schön. Allerdings würde ich mir innerhalb der einzelnen Songs gelegentlich doch wünschen, dass man einem zweifelsohne guten vorhandenen musikalischen Grundthema mehr Zeit und Gelegenheit zur weiteren Entfaltung einräumt, anstatt sich bereits nach kurzer Zeit umgehend wieder einer gänzlich neuen Motividee zu widmen. Weniger ist da manchmal doch mehr und, sparsam und wohldosiert eingesetzt, repetitives Songwriting an den richtigen Stellen eben oftmals Trumpf. Im dritten und letzten als Instrumental angelegten Song, 'Bear At The Tree Of Light', kommt man diesem zumindest von mir ab und an bevorzugten Kompositionsideal dann doch tatsächlich recht nahe und zeigt, wie es eben doch auch gehen kann, wenn man sich zum Ende des Songs hin das erhabene und großartige Riff zu Hörgemüte führt, derer ich mir zuvor doch das ein oder andere mehr dieser Art erhofft hätte.
Unterm Strich wurden hier drei Songs kredenzt, welche wunderschöne, epische Melodiebögen in eindrucksvolle Klanglandschaften verwandeln, ohne dabei jedoch die Intensität einer Band, wie zum Beispiel den Landsmännern von WOLVES IN THE THRONE ROOM, zu erreichen. Ich bin dennoch sehr gespannt, wie der weitere musikalische Kurs in Zukunft verläuft und sehe hier noch immer Luft nach oben, wenngleich die technischen und songschreiberischen Fähigkeiten der Musiker schon extrem hoch angesiedelt sind, so dass man möglicherweise davon ausgehen kann, dass die Band bei den 'Metal Archives' schon recht bald als Progressive-Black-Metal-Band gelistet wird. Aber das spielt ja letzten Endes nicht wirklich eine große Rolle, denn am Ende des Tages ist ja bekanntlich nicht die Verpackung, sondern noch immer der Inhalt das Maß aller Dinge. Und das ist auch gut so. Hervorzuheben sei an dieser Stelle abschließend auf jeden Fall noch die außerordentlich saubere und glasklare Produktion, welche perfekt ausgemischt wurde und in klangtechnischer Hinsicht eigentlich kaum Wünsche offen lässt.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Stephan Lenze