OCEAN OF GRIEF - Pale Existence
Mehr über Ocean Of Grief
- Genre:
- Melodic Death / Doom Metal
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Personal Records
- Release:
- 03.03.2023
- Poetry For The Dead
- Dale Of Haunted Shades
- Unspoken Actions
- Imprisoned Between Worlds
- Cryptic Constellations
- Pale Wisdom
- Underserving
Musikalisch toll, Gesanglich leider ein Flop.
Ein kurzer Blick auf das Cover-Artwork des OCEAN OF GRIEF-Langspielers "Pale Existence" reicht, um zu erahnen, dass die musikalische Reise in doomige und düstere Gefilde geht. Doch bevor ich in die düsteren Tiefen des Songmaterials abtauche, fangen wir erst einmal vorne an: Gegründet im Jahr 2014 in Athen und bestehend aus insgesamt sechs Musikern und Musikerinnen, konnten die Griechen mit dem Erstling "Nightfall's Lament" in ihrem Heimatland durchaus bereits einigen Staub aufwirbeln. Gleichzeitig erregte der Silberling auch die Aufmerksamkeit des mexikanischen Labels Personal Records, das nun auch den Zweitling "Pale Existence" in den Handel bringt.
Ein kurzer Blick auf die Trackliste der Platte scheint dabei ebenfalls meine anfängliche Vermutung zu bestätigen, denn mit gerade einmal sieben Nummern kommt das Sextett auf 47 Minuten Spielzeit und hat dabei einige Epen mit im Gepäck. Ein solches ist etwa schon der Opener 'Poetry For The Dead', der mit acht Minuten zu Buche schlägt und ein breites musikalisches Feld beackert. So sind der schleppende Groove und die in Zeitlupe voranschreitenden Riffs direkt aus dem Doom-Kochbuch entnommen, werden aber mit einem wunderbaren Gespür für melancholische Melodien gepaart, das man so ansonsten nur von Skandinaviern wie INSOMNIUM her kennt. Schlussendlich runden eine folkige Note und ein herrlich atmosphärischer Mittelpart das musikalische Rezept ab, das mir, wenig überraschend, auch sofort gut reinläuft. Begeisterung kommt bei mir dennoch nicht so recht auf, denn so bunt und vielfältig die instrumentale Palette ist, so eindimensional und teilweise wirklich langweilig sind die finsteren Growls von Fronter Charalabos Oikonomopoulos. Klar, die Monotonie kann angesichts der Doom-Wurzeln auch durchaus beabsichtigt sein, doch für mich bleibt der Gesang an kleiner Schandfleck auf einer ansonsten wunderbaren musikalischen Darbietung.
Und damit ist eigentlich auch schon das Meiste gesagt, denn der Opener wird in der Folge zum Gratmesser für die gesamte restliche Spielzeit, in der die Band sich von einem Höhepunkt zum nächsten spielt, während die Vocals irgendwo tief im Mix vor sich hin gurgeln. Beispiel gefällig? Hört euch nur einmal das wunderbare 'Unspoken Actions' an, das gerade in Sachen Gitarrenarbeit herrrliche Göteborg-Zitate in das doomige Fundament einwebt. Einen weiteren Höhepunkt markiert 'Imprisoned Between Worlds', das die Brücke gen Norwegen schlägt und eine gute Portion Post Black Metal in den melancholischen und schleppenden Bandsound integriert. Großteils agiert die Instrumentalfraktion dabei so herausragend, dass ich sogar die noch immer eintönigen Growls in Teilen ignorieren und auch einmal auf der musikalischen Welle davontreiben kann.
Für einen leider entscheidenden Abzug in der B-Note muss ich den Gesang dennoch heranziehen, denn für mich persönlich steht er am Ende doch einem uneingeschränkten Hörgenuss im Weg. Solltet ihr mit dem gutturalen Stillstand von Charalabos besser zurecht kommen, dürft ihr meiner Wertung aber mindestens einen Punkt hinzuaddieren, denn handwerklich und kompositorisch sind die Griechen schon jetzt Doom-Weltklasse.
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs