OCEAN, THE - Aeolian
Mehr über Ocean, The
- Genre:
- Sludge/Noise
- Label:
- MetalBlade
- Release:
- 25.11.2005
- The City In The Sea
- Dead Serious & Highly Professional
- Austerity
- Killing The Flies
- Une Saison En Enfer
- Necrobabes.com
- One With The Ocean
- Swoon
- Queen Of The Food-Chain
- Inertia
THE OCEAN sind alles. Nur nichts, was sich mit schnöden Worten beschreiben ließe - und an dieser Stelle sollte ich das Review dann auch konsequenterweise beenden. Schließlich ist das eine dieser Bands, die für den Rezensenten eine unheimlich undankbare Aufgabe darstellen. Ähnlich schwer zu be- und umschreiben sind vielleicht noch Bands vom Schlage MESHUGGAH, CARNIVAL IN COAL oder der DILLINGER ECAPE PLAN.
"Aeolian" ist der Gegenpart zum 2004er-Überwerk "Fluxion", beide Alben wurden in einer einzigen Aufnahme-Session auf Silber gebrannt, die sich über mehr als anderthalb Jahre hinzog. Während "Fluxion" den Weg des rein instrumentalen Vorgängers "Fogdiver" forsetzte und ein besonderes Augenmerk auf die orchestrale, symphonische Ausrichtung legte, ist "Aeolian" nun so etwas wie der hässliche, laute und aggressive große Bruder, der ständig Stunk macht. So werden vereinzelte Blastgewitter gesichtet, die sich mit Noise-Attacken und fast aufdringlichen artificial harmonics ergänzen, was THE OCEAN in diesem Falle dann eher in Richtung von Truppen wie MASTODON, MESSHUGGAH (Rhythmik!) oder auch GOJIRA bewegt. Keine (neueren) NEUROSIS mehr, die zusammen mit ISIS, CULT OF LUNA und PELICAN sowie einem Orchester eine Gänsehaut nach der anderen fabrizieren. Dafür regiert der (moderne) Stahl an allen Ecken und Enden, das ozeanische Kollektiv packt dazu passend auch gerne mal fein bretterndes Stakkato-Riffing aus oder fährt gnadenlose Noise-Attacken in Richtung Hörerohr.
Klingt anstrengend? Ist es auch, aber nur teilweise. Insgesamt geht "Aeolian" für meine Begriffe etwas leichter ins Ohr als der Vorgänger, was daran liegt, dass das Kollektiv dieses Mal eher auf den Punkt kommt. Dass dieser oftmals aus ungeraden Takten, fiesen Breaks oder gar hinterhältigen Tempo- und Stimmungswechseln besteht, ist dann die Kehrseite der Medaille, insofern man das als ein Manko ansehen will. Mir persönlich passt das ganz gut, denn so gibt es auf der Scheibe auch nach dem hundertsten Durchlauf noch Feinheiten zu entdecken, die vorher in einem schieren Ideen-Overkill untergegangen sind. Insbesondere mit Kopfhörer. Damit ausgestattet kann man dann auch sehr gut nachhören, dass die Idee, ganze sechs Sänger für die Aufnahmen einzuspannen, voll und ganz aufgeht. Ich muss gestehen, dass ich zwar alle Sechse schlecht auseinander halten kann, aber das stimmliche Extrem-Spektrum ist von heiserem Gekeife bis hin zu kellertiefen Growls formidabel abgesteckt. Fehlt eigentlich nur noch cleaner Gesang, um dem extrem variablen Gesamtsound noch eine weitere Facette hinzuzufügen - aber das war wohl nicht im Sinne der Band, die mit "Aeolian" etwas betont Heftiges kreieren wollte, was ihr bestens gelungen ist.
Wer THE OCEAN bisher für ihre verträumte und orchestrale Seite geliebt hat, sollte "Aeolian" nach ein paar Durchläufen nicht gleich entnervt und enttäuscht in die Ecke pfeffern - ruhige, stimmungsvolle Parts gibt es nämlich auch hier en masse zu bestaunen, nur sind diese halt deutlich weniger dominant als das noch auf "Fluxion" der Fall war. Und es hat doch niemand ernsthaft erwartet, dass eine derart kreative und begabte Band lediglich ein Prügel-Album aufnehmen würde, oder? Und spätestens, wenn bei 'Queen Of The Food Chain' diese Chöre auftauchen, die einen vor Emotionsüberflutung fast verrückt werden lassen, kann mir keiner erzählen, dass THE OCEAN auch nur einen Funken ihrer Klasse eingebüßt hätten.
Für eine detailliertere Beschreibung der einzelnen Stücke würden vermutlich tausend Wörter nicht ausreichen, weshalb ich es beim oben beschriebenen Gesamteindruck belasse - und wie eingangs erwähnt, spottet die Musik des Ozean-Kollektivs ohnehin jedweder Beschreibung. Ich hoffe jetzt, dass die Band bei einem großen Label zu deutlich mehr Aufmerksamkeit gelangt und endlich mal den Ruhm einfährt, den sie Seit Jahren verdient. Wenn man sich alleine schon die mit "wunderschön" nur unzureichend beschriebene Aufmachung von "Aeolian" anschaut, so möchte man sich die beteiligten Musiker auch am liebsten einrahmen und an die Wand hängen. Eine bessere Definition von "Gesamtkunstwerk" muss erst noch erfunden werden.
Anspieltipps: The City In The Sea, Austerity, Queen Of The Food-Chain
- Redakteur:
- Rouven Dorn