OCEAN, THE - Precambrian
Mehr über Ocean, The
- Genre:
- Postcore/Metal
- Label:
- Metal Blade
- Release:
- 09.11.2007
- Hadean
- Eoarchean
- Paleoachean
- Mesoarchean
- Neoarchean
- Palaeoproterozoic: Siderian
- Rhyacian
- Orosirian
- Statherian
- Mesoporoterozoic: Calymmian
- Ectasian
- Stenian
- Neoproterozonic: Tonian
- Cryogenian
Dass sich in dieser Veröffentlichung kein einfaches Albümchen verbergen kann, ist so klar wie die kalte See vor Westgrönland. Kein einfach mal zusammenkomponiertes Rockalbum. Kein Metalalbum, welches so dahergelärmt kommt und wieder geht. Der Ehrenplatz im Birnholzregal ist schon der Aufmachung wegen sicher: Die Doppelplatte besticht durch das Drumherum, da hat sich das Kollektiv richtig in die Kreativwellen gestürzt. Im Ozean der Musik ist auch THE OCEAN auf MySpace vertreten, auch wenn sie sich mit "Precambrian" klar gegen die überbordende Austauschbarkeit der Musik als Datenmengenreihung positionieren.
"Precambrian: Hadean/ Archaean" ist der kleine und kürzere Bruder von "Precambrian: Proterozoic", der gewaltige monstrumentale zweiundsechzig Minuten ruht und fließt, überschnappt und überschwappt, einfriert und hochkocht, bedeckt und ausspuckt. Zwei Ansätze stehen - der zweite ist ein zweiundzwanzig Minuten dauernder - und die zwei in sich geschlossenen Epen lassen keinen Zweifel an lang geplanter Entstehung aufkommen. Die knappe sechzig Hände zählende Berliner Crew gibt hier lustvoll dem Lauf der Zeit seinen Lauf. Nie ist der eine Moment gleich dem eben vergangenen. Der Anspruch, das Wesen von tosenden und schmeichelnden Wassern darzustellen, gelingt besonders bildhaft in der ausufernden Kontrastierung zwischen Instrumentalphasen und filigranem Death Metal.
Da begrüßt zunächst ein Saxophon die Szenerie. Streicher begleiten die sanft mitnickende Gitarrenschar, die gemeinsam mit einer klassischen Rockformation wieder und wieder aus den Tiefen der tönenden Tiefsee steigt und zeitgemäß postrockig mastodontisch Wellenberge auftürmt. Anhand diverser Gastauftritte gleichen sich auch die Vokalparts im ganzen Präkambrium keineswegs. Alle Äonen werden durchritten, ob Lava oder Dampf die Erde beherrscht. Gerade hat sich das Ohr auf einem warmen Stein niedergelegt und will dahinschlummern, da rupft ein weiterer Strudel die Müdigkeit weg. Die Vokalisten wechseln und wechseln - und langsam schwant es dem Hörer, dass hier unentwegt etwas passiert. Wie die gesamte Erdgeschichte.
Das Gesamtwerk THE OCEAN 2007 ist so dick und tsunamisch, dass es nur zwei Optionen gibt: weglaufen oder eintauchen. Tiefdröhnend, dunkeleisig, brausenddunkel wie die See vor zig Milliarden Jahren und wie heute.
Weglaufen bringt ja doch nichts.
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben