OCEANS OF SADNESS - Laughing Tears, Crying Smile
Mehr über Oceans Of Sadness
- Genre:
- Black / Death / Gothic Metal
- Label:
- The L.S.P. Company
- Release:
- 15.06.2002
- Sinner's Dream
- So Close
- One Entire Shield Of Pain
- From The Seed To The Flower
- Cold
- Accepting Our Weekness
- We Are Alone
- Schizophrenia
- Shadows
- Try To See
Da ist man der felsenfest verankerten Überzeugung, aus Belgien kämen nur Pommes und Pralinen in Meeresfrüchteform, und dann kommt so etwas: OCEANS OF SADNESS zelebrieren ein meisterhaftes Feuerwerk metallener Musikmagie, eine Komposition aus Melodic Death, Black und Gothic Metal par excellence. Dabei ist dieses Album eines von den musikalischen Überraschungseiern, die man manchmal bekommt: Beim ersten Hören legt sich die Stirn angestrengt in Falten und man ist versucht, die Scheibe möglichst schnell durch etwas Angenehmes zu ersetzen; beim zweiten Durchlauf, der etwas lauter zu geschehen hat, fängt man an, unwillkürliche Zuckungen des Körpers im Takt der Musik wahrzunehmen und beim dritten Durchlauf auf gerade noch nachbarschaftsverträglichem Pegel ist es dann vorbei und man moscht hemmungslos drauf los. Erster Stolperstein auf dieser Scheibe ist dabei ein eigenartig hallender Sound – warum auch immer das so ausgesteuert wurde – und eine etwas leise Aufnahme, so dass die Scheibe zunächst etwas trashig wirkt und man die Anlage erst einmal hochschrauben muss. Aber wer sich davon nicht abschrecken lässt bekommt eines von jenen komplexen, äußerst vielschichtigen, gewöhnungsbedürftigen Alben, die praktisch niemals langweilig werden und immer wieder Neues offenbaren.
OCEANS OF SADNESS durchpflügen mit ihrem zweiten Album die gesamte Bandbreite des Genres: heftig, soft, aggressiv, romantisch, atmosphärisch, kraftvoll, melodiös, schräg. Die Arrangements sind alles andre als leicht zugänglich und wunderbar komplex aufgebaut; es wird mit zum Teil harten Breaks gearbeitet, die intensives Zuhören erforderlich machen. Die stimmliche Wandlungsfähigkeit von Sänger Tijs ist ganz erstaunlich und harmoniert perfekt mit den Kompositionen. Sechs Bandmitglieder bringen neben den Vocals noch Bass, zwei Gitarren, Keyboards und Drums ins Spiel und sorgen für satten Genuss. Mal dominiert die Rhythmusfraktion, mal akustische Instrumentierung oder Keyboardklänge und gelegentlich treten folkloristische Elemente zutage, wie man sie gern bei den Skandinaviern vorfindet. Und immer ragt ein deutliches Gespür für feine Melodik aus diesem Klangerlebnis hervor. Die Songs sind durchweg ausladend aufgebaut (über eine Stunde Musik bei zehn Titeln), ohne langatmig zu werden, dafür ist der Abwechslungsgehalt zu hoch; auch sind die einzelnen Stücke im Direktvergleich weit entfernt davon, jeweils Kopien voneinander zu sein. So überraschen OCEANS OF SADNESS nach zwanzig Minuten vorwiegend aggressiver Passagen mit der herrlichen, folkloristisch inspirierten Ballade „Cold“, die ohne jeden Break oder auch nur einen heftigen Ton auskommt; desgleichen geschieht bei "We Are Alone", wo sich atmosphärischer Frauengesang hinzugesellt und zum Teil auch bei dem epischen Stück „Shadows“, dem längsten Song des Albums, das zwar passagenweise höheres Tempo anlegt, dabei jedoch stets sanft und angenehm bleibt. Hier wird bewiesen, dass metallenes Geholze noch lange kein Indiz dafür ist, dass es musikalisch zu nichts weiter reichen würde.
In diesem Sektor des Metals ist das Album „Laughing Tears, Crying Smile“ von OCEANS OF SADNESS für mich das Beste und Überraschendste, was seit MOONSORROW und NODE auf meinen Schreibtisch geflattert kam, und im Gegensatz zu vielen andren Veröffentlichungen dieses Genres bekommt man für sein Geld mehr als eine Stunde satten Sound geboten – einzig störend ist das Anhängsel an den ultimativen Ohrwurm und Krachersong „Try To See“; ein „hidden track“, der zwar ziemlich ulkig ist – ich will nicht zuviel verraten – aber zum Beispiel absolut stört, wenn man einige bestimmte Songs in andrer Reihenfolge in den Player programmieren will und dann erst sieben Minuten warten muss, bis es weitergeht.
Aber genug geschwafelt, stürmt zum Dealer eures Vertrauens und entreißt ihm dieses Meisterwerk, das in keiner Sammlung fehlen sollte. Hochgenuss pur.
Anspieltipps: Try To See; One Entire Shield Of Pain; Cold
- Redakteur:
- Andreas Jur