OCTOBER FALLS - A Collapse Of Faith
Auch im Soundcheck: Soundcheck 06/2010
Mehr über October Falls
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Season Of Mist (Soulfood Music)
- Release:
- 18.06.2010
- A Collapse Of Faith
Ein atmosphärisch dichtes und von der Stimmung her beeindruckendes Werk, dem ein wenig kompositorische Kohärenz fehlt.
Ein für ihr Land sehr typische Mischung aus folkloristischen Klängen, leichten Ambient-Nuancen und dunklem, schwermütigem, melancholischem Metal spielen die drei Finnen von OCTOBER FALLS. Dabei war die Band zu Anfang ihrer Karriere noch fast völlig im akustischen Folk und Ambient zu Hause. Die metallische Ader hat aber inzwischen das Szepter übernommen und so prägt sie den Großteil der Spielzeiten des einen 42-minütigen Songs, der in drei drei sehr ausladende Teile, deren Spielzeiten sich zweimal knapp unter zwanzig Minuten bewegen, aufgeteilt wurde.
Doch geben Spielzeiten nur selten Aufschluss über die Klasse der Kompositionen und die fesselnde Kraft der Musik, so dass wir uns die drei Teile des Konzepts "A Collapse Of Faith" einfach mal etwas näher anschauen wollen. Der erste Teil glänzt hierbei mit feinfühligen akustischen Passagen sowie einigen Zwischenspielen mit den allzu typischen Naturklängen und atmosphärischem Ambient, welche ein metallisches Fundament auflockern, das aus der perseverativen Monotonie des Post Rock, der grimmigen Schwärze des Black Metals und der dunklen Seite der nordischen Folkore errichtet wurde. So dürfen die wandelbaren Wölfe Norwegens zu "Kveldssanger"-Zeiten in den akustischen Interludien als Referenz dienen, während die offenen Akkorde und einige Gitarrenarrangements auch mal AGALLOCH zitieren. Die Stimmung wirkt wie bei einer weniger erdverbundenen und stark metallisierten Version TENHIs und auch die frühen EMPYRIUM können als Vergleichsgröße herhalten.
Der zweite Teil ist noch einmal ein Stück gitarrenlastiger, ergeht sich über weite Strecken in instrumentalen Klangwällen, wenn die Stimme einsetzt ist diese hintergründig und doch irgendwie bösartig. Nicht grimmig und aggressiv, sondern ruhig und berechnend, wie der bleiche Geist der im Walde lauert. Neuere MOONSORROW können hier ein Stück weit eine Referenz sein, wobei die folkloristische Melodie bei OCTOBER FALLS weniger im Vordergrund steht. Der kurze dritte Teil ist vorwiegende instrumental gehalten und glänzt erst in der zweiten Hälfte mit Gesangsbeiträgen, die ein bisschen etwas von Attila Csihar haben. Dennoch, oder gerade deshalb, gefällt mir gerade dieses Stück in letzter Konsequenz am besten. Die Riffs, die ein bisschen an neue BURZUM gemahnen, wirken zwingender und sind elegant mit melodischen Leads verbunden.
Was mir bei den Jungs aus Helsinki allerdings ein Stück weit fehlt, ist die kompositorische Kohärenz der Stücke, eine in sich schlüssige Dramaturgie. Vieles wirkt ein wenig ziellos, den einzelnen Fragmenten fehlt ein logisches Bindeglied. So kann "A Collapse Of Faith" letztlich durch das Handwerk und vor allem durch die eindrucksvolle Stimmung punkten, es wird sich aber schwer tun, sich im Gedächtnis zu verankern.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle