ÖRöK - Übermensch
Mehr über Örök
- Genre:
- Atmospheric Black Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Signal Rex
- Release:
- 20.04.2015
- I
- Will To Power
- The Death Of God
- Übermensch
Entartete Kunst? Auf jeden Fall ein diskussionwürdiges Album!
ÖRÖK ist nicht etwa die neueste Spezialität aus dem lokalen Dönerladen, sondern der Name einer portugiesischen Black-Metal-Truppe, die sich mit ihrem Zweitling gleich zwischen mehrere Stühle setzt. Avantgarde-Interessenten etwa könnten an den sphärischen Inhalten Gefallen finden, radikale Schwarzmetall-Fanatiker dürften über die ruppigen Eruptionen im zweiten Abschnitt von "Übermensch" erfreut sein, wer es aber gerne intensiv, schleppend und dem Doom nahe mag, wird in den insgesamt nur vier Songs ebenso auf seine Kosten kommen. Doch die Südeuropäer überschreiten noch weitere Grenzen: da wäre zum Beispiel der Schritt in die psychedelischen Lager, sowohl auf instrumentaler, als auch auf sphärischer Ebene. Gelegentlich fühlt sich das Material an wie eine heftigere, aggressivere Interpretation des MY SLEEPING KARMA-Stoffes, nur eben noch viel finsterer und brachialer dargeboten. Dann wieder setzt sich der gemeine Black-Metal-Part durch und führt gerade im abschließenden Titelsong zu einer Gedankenreise in die düsteren Keller der eigenen Seele, genannt 'Übermensch'.
All das muss aber erst einmal homogen arrangiert und auch stimmig inszeniert werden - und dafür lässt sich die Band auch die nötige Zeit. Nach dem ausufernden Intro 'I' folgt mit 'Will To Power' ein ziemlich fetter Post-Core-Brocken, der sowohl die MASTODON-Schule als auch so manchen modernen Black-Metal-Spielzug verfolgt, Truppen wie LUNAR AURORA und BLACK AUTUMN gerne mal zitiert, dann aber auch NEUROSIS und ISIS alle Ehre macht, weil die Riffs mit einer ganz besonderen Intensität ausgestattet sind. Das epische Fragment wird auch in der Folgezeit wiederverwertet, teilweise aber auch von einigen heftigen Uptempo-Parts durchkreuzt, die in 'The Death Of God' das Salz in die Suppe streuen. Dieser Track ist eigenartig, manchmal vielleicht auch etwas langatmig, am Ende aber doch treffend arrangiert und bewegend. Die monumentale Wirkung kann man zwar erst nach mehreren Durchgängen auskosten, Fakt ist aber, dass die Nummer Schritt für Schritt ihre Längen abbaut und in der Summe die perfekte Verquickung aller Elemente ist. Ganz so hervorragend ist der Titelsong dann nicht mehr, weil gerade im hinteren Teil der 20-minütigen Feinjustierung die Übergänge nicht mehr fließend sind. Bis zum etwas verworrenen Schlussabschnit ist aber auch hier alles in bester Ordnung, da die Symbiose aus harschem Riffing und monumentaler Atmosphäre nachhaltig beeindruckt.
Dennoch ist ÖRÖK respektive "Übermensch" ein äußerst schwierig zugängliches Album, das seine Zeit braucht, bis der Zünder seinen Countdown aufnimmt. Hat man sich aber endlich in der Materie eingefunden, wird man die Rasse und Klasse von "Übermensch" schätzen und lieben lernen. Die übergeordnete Hypnose kann man nämlich ab einem gewissen Punkt nicht mehr ignorieren!
Anspieltipps: Will To Power, The Death Of God
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Björn Backes