OHRENFEINDT - Schmutzige Liebe (Runderneuert - Re-Release)
Mehr über Ohrenfeindt
- Genre:
- Hardrock
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Metalville / Rough Trade
- Release:
- 26.04.2019
- Fluchtwagenfahrer [2006]
- Parasit [2006]
- Es wird Tag auf St. Pauli [2006]
- Harley-luja
- Schmutzige Liebe
- Heut' Nacht
- Wenn der Regen fällt
- Sternenstaub
- Schläft wie 'ne Katze
- Kann ich dich nach Hause fahrn?
- Unterwegs im Namen des Herrn
- Fluchtwagenfahrer [2003]
- Es wird Tag auf St. Pauli [2003]
- Parasit [2003]
Runderneuert und neu zugelassen.
In diesem Frühjahr erscheinen Wiederveröffentlichungen der frühen Alben von OHRENFEINDT auf CD und LP. Natürlich ist auch der Erstling "Schmutzige Liebe" der Rocker aus St. Pauli mit von der Partie. Die Besetzung dieses ersten Albums von 2003 zerbrach sehr bald. Doch als Bandkopf Chris Laut mit Gitarrist Dennis Henning und Schlagzeuger Stefan Lehmann ein relativ stabiles Line-Up zusammen hatte, das für mehr als ein halbes Jahrzehnt Bestand haben sollte, wurde das Debüt unter dem Titel "Schmutzige Liebe (Runderneuert)" mit drei Neueinspielungen 2006 noch mal herausgebracht. Die aktuelle Neuauflage orientiert sich an dieser zweiten Fassung des Albums, enthält jedoch auch die Originalversionen der betreffenden Stücke.
Wenn man sich das Debütalbum von OHRENFEINDT nach rund anderthalb Jahrzehnten noch mal anhört, fällt auf, dass der typische Stil der Gruppe zwar schon ansatzweise erkennbar, wenn auch noch nicht vollends ausgeprägt war. Aber man weiß ja von Beispielen wie den SCORPIONS oder JUDAS PRIEST, dass einige Bands, die schon jahrelang live gespielt hatten, erst durch den Druck eines Plattenvertrages gezwungen waren, Farbe zu bekennen und zu sich selbst zu kommen. Die Entpuppung von OHRENFEINDT lassen vor allem zwei der erwähnten Neuinterpretationen erkennen: Die Schmarotzerabrechnung 'Parasit' wurde endlich elektrisch aufgerüstet (War ursprünglich unplugged - kaum zu glauben!), und 'Es wird Tag auf St. Pauli' erhält durch das Schifferklavier das Hamburger Lokalkolorit, das die Truppe seither auszeichnet. Stücke wie 'Fluchtwagenfahrer', das nur geringfügig umarrangiert wurde, oder die Motorradhymne 'Harley-luja' hingegen hätten vermutlich auch zehn Jahre später nicht viel anders geklungen und sind nicht umsonst zu Konzertfavoriten geworden. Auch das stampfende Titelstück und die schwüle Aufreißernummer 'Kann ich dich nach Hause fahrn?' mit nölender Mundharmonika sind frühe Markenprodukte. Andererseits hatten tendenziell poppige Nummern wie 'Sternenstaub' mit seinem hämmernden Bass bald ausgedient. Kurios ist auch der NDW-Moment 'Heut´ Nacht' vom OHRENFEINDT, der nach meiner Vermutung musikalisch und / oder textlich durch das gleichnamige Lied von SPLIFF und 'Ich will Spaß' von MARKUS beeinflusst worden ist. Etwas überraschend, aber nicht untypisch ist die romantische Ballade 'Schläft wie 'ne Katze', die auch Jahre später noch live gespielt wurde.
Wer auf rauhbeinigen Hardrock in der Tradition von AC/DC, ROSE TATTOO und NAZARETH mit kleinen Eigenheiten steht und die Debütscheibe von OHRENFEINDT noch nicht im Regal stehen hat, hat jetzt keine Ausrede mehr, diese Lücke zu schließen. Denn spätestens dieses Album widerlegte 2003 die alte Leier, harte Rockmusik mit deutschen Texten könne nicht funktionieren. Das war übrigens ein Jahr, bevor einige Mainstreambands Begriffe wie "Deutschquote" auslösten.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Stefan Kayser