OKUMOTO, RYO - Coming Through
Mehr über Okumoto, Ryo
- Genre:
- Prog
- Label:
- InsideOut
- Release:
- 14.10.2002
- Godzilla Vs. King Ghidarah
- The Farther He Goes, The Farther He Falls
- Slipping Down
- Highway Roller
- Free Fall
- Coming Through
- Close Enough
- The Imperial
Was würde, in rein musikalischer Hinsicht, wohl herauskommen, wenn man SPOCKS BEARD, PLANET X und die BEATLES mit einen paar Kästen Bier und diversen mehr oder weniger legalen Substanzen in einen Proberaum steckte? Erfahren werden wir es wohl nie, aber eine äußerst plausibel wirkende Möglichkeit bietet uns Ryo Okumoto mit seinem aktuellen Soloalbum „Coming Through“. Genau als Schnittmenge der genannten drei Bands lässt sich das vorliegende Album beschreiben; nicht mehr und nicht weniger...
Der als quirliger SPOCKS-BEARD-Keyboarder bekannte Ryo scheint wie sein Kollege Neal Morse musikalisch durch die Hauptband keinesfalls ausgelastet zu sein und präsentiert uns in unregelmäßigen Abständen mehr oder weniger sinnvolle Soloalben. „Coming Through“ ist ein äußerst zweischneidiges Schwert, das nur sehr schwierig zu beschreiben ist. Auf der einen Seite wird wirklich großartiges Songmaterial geboten, das in der Szene seinesgleichen sucht. Auf der anderen Seite jedoch ist dieser Output geradezu gespickt von Redundanz, unspektakulären, fast schon nervigen Parts, die sich im Kreise drehen und Songs, die sich eher als kleiner Jam im Proberaum eignen. Kurz gesagt: „Coming Through“ hat nicht ansatzweise das Potential einer CD-Länge. Hierüber kann weder die äußerst gelungene Produktion noch eine ganze LKW-Ladung illustrer Gastmusiker hinwegtrösten (Neben den Kollegen Neal Morse, Dave Meros und Nick D'Virgilio gaben sich unter anderem auch Steve Lukather, Glenn Hughes und Ryo's Ehefrau Linda sowie sein elfjähriger Sohn die Ehre).
Höhepunkt des Albums ist definitiv das 19-minütige „Close Enough“, das Ryo Okumoto in Zusammenarbeit mit Neal Morse geschrieben hat. „Close Enough“ wird jeden Prog-Fan mit einer dichten, fast beängstigenden Atmosphäre, vertrackten Rhythmen und spielender Leichtigkeit zugleich in Begeisterung versetzen. Hier wurde ein kleines Denkmal gesetzt, das jedoch (um mal ein wenig den Kritiker heraushängen zu lassen) ohne weiteres seinen Platz auf einem der letzten SPOCKS-BEARD-Outputs gefunden hätte und, gerade auch weil es sich um ein kleines Spockies-Inzucht-Produkt handelt (was keinesfalls negativ gemeint ist), die vorliegende Soloscheibe nicht gerade rechtfertigt. Neben „Close Enough“ wissen auch das spacig angehauchte „Free Fall“ und der Opener „Godzilla Vs. King Ghidarah“ zu gefallen. Dem gegenüber stehen jedoch Songs wie „Slipping Down“ oder „The Farther He Goes, The Farther He Falls“, die man lediglich mit einem dicken Fragezeichen kommentieren kann. Gerade der Refrain bei „Slipping Down“ nervt den Hörer mit einem geradezu unverschämten Ausmaß an Penetranz.
Fazit: Meine Wenigkeit hätte sich von diesem Soloalbum mehr Qualität und Eigenständigkeit gewünscht. Sieht man von dem unantastbaren „Close Enough“ ab, bietet lediglich das rein instrumentale „Godzilla Vs. King Ghidarah“ das, was man von einer Soloscheibe eines in jeder Hinsicht außergewöhnlichen Künstlers wie Ryo Okumoto erwarten kann. Für eine Kaufempfehlung zu wenig, für einen Verriss zu viel... Fans des Japaners werden an „Coming Through“ jedenfalls ihre Freude haben, und zumindestens jeder SPOCKS-BEARD-Liebhaber sollte das eine oder andere Stück mal anchecken.
Anspieltipps: Godzilla Vs. King Ghidarah, Close Enough
- Redakteur:
- Christian Debes