ON BROKEN WINGS - Disintegrator
Mehr über On Broken Wings
- Genre:
- Deathcore / Mosh Metal
- ∅-Note:
- 4.00
- Label:
- Artery Recordings
- Release:
- 19.08.2016
- The Procession
- Quicksand Breaths
- The Swamp
- Dragging Weight
- Rubik's Cube Obsession
- Kunomuia
- Crowns Meant For Kings
- The Garden
- Dirt Nap
- The Box
- Ego Ideal
Stumpfer geht (n)immer.
Den Preis für das befremdlichste Intro ihrer Spielart haben die Amis ON BROKEN WINGS mit "Disintegrator" hiermit schon mal eingeheimst: Säuglingsgeschrei begleitet mächtiges, dissonantes Downbeat-Riffing. Oder umgekehrt. Was damit ausgedrückt werden soll, erschließt sich mir nicht, spielt aber auch keinerlei Rolle. Anschließend ballert uns das Bostoner Quintett ungehemmt seine ganze Wut in die Magengegend.
Diese stumpfsinnige, klanggewordene Betonkrieger-Mentalität hat schon bei ähnlich gelagerten Kapellen wie I AM REVENGE oder NASTY nur bedingt funtioniert. Und ON BROKEN WINGS liegt noch eine ganze Spur tiefer daneben. Deathcore-Breakdowns und Midtempo-Moshattacken sind seit Jahren abgenutzte Stilmittel; gepaart mit heiserem Hassgebrüll und ein paar modernen (djentigen?) Gitarrenversatzstücken wird noch lange kein Schuh draus. Keine Ahnung, was uns die Herrschaften mit ebenso kurzen wie öden Knüppel-Kaskaden wie 'Dragging Weight' oder 'Ego Ideal' mitteilen wollen, außer dass sie wohl mächtig angepisst sind. Vollständige Songs ergeben sich durch willkürlich aneinander gereihtes Riffgebolze jedenfalls nicht. Die erwähnten zeitgemäßen Gitarrensounds, obligatorische Downbeats und durch den Verzerrer gejagtes, uncharismatisches Geschrei charakterisieren ein anstrengendes, bei 24 Minuten kurzer Spielzeit bemerkenswert langweiliges Album. Nur die satte Produktion und letztlich ihre beinharte Konsequenz sind der Ostküsten-Combo zu Gute zu halten. Aber hatte ich schon erwähnt, dass von den elf Tracks eine Handvoll noch belangloserer Interludes abgezogen werden müssen? Was bleibt da unterm Strich?
Vielleicht kann ja der eine oder andere EMMURE-Jünger, der es immer noch eine Spur fieser besorgt braucht, "Disintegrator" etwas abgewinnen. Aber selbst ihre innovationsarmen Landsmänner liefern bessere Songs ab als ON BROKEN WINGS. Überhaupt: Meiner Ansicht nach muss Wut oder der Aufruf zum Widerstand musikalisch nicht stets noch weiter brutalisiert werden. Punk, Hardcore und diverse Metal-Spielarten haben hinreichend bewiesen, dass die Katharsis innerer Dämonen oder der schlichte Protest gegen bestehende Verhältnisse beileibe nicht dann am effektivsten gelingt, wenn immer nur die Daumenschrauben weiter angezogen werden. ON BROKEN WINGS klingt mit "Disintegrator" zwar mächtig wütend, aber ebenso stumpf und fantasielos wie einschlägige Deutsch-Rock-Bands auf Bierentzug. Sorry, aber so nicht, Jungs.
- Note:
- 4.00
- Redakteur:
- Timon Krause