ONEFROMTHENORTH - Regime, Salvation & The Pyre
Mehr über OneFromTheNorth
- Genre:
- Industrial / Alternative Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Sliptrick Records
- Release:
- 13.06.2023
- Church Burner
- Menial
- Despised By Love
- Regime, Salvation & The Pyre
- Self-deception
- A Slave To Self-deception
- Blood Covered Pigeon
- Pariah Of Reality / King Of Fantasy
- Silence And Me
- Under The White Phosphorus Rain
Quilty-Pleasure-Platte mit eigeständigem Stilmix.
Hinter dem reichlich eigentartigen Namen ONEFROMTHENORTH verbirgt sich Multiinstrumentalist McKeenan, der bei diesem Projekt wirklich für alles verantwortich ist. Nicht nur übernimmt der Finne sämtliche Instrumente und den Gesang, er nimmt auch hinter dem Mischpult Platz und verpasst seinen Kompositionen die aus seiner Sicht korrekte Produktion. "Regime, Salvation & The Pyre" ist dabei schon der dritte Langspieler, der in dieser Konstellation (wenn man bei einem Ein-Mann-Projekt überhaupt davon sprechen kann) entstanden ist und vom Label als Grenzgänger zwischen Industrial und Alternative Metal beschrieben wird.
In meinen Ohren wird diese Beschreibung der Musik nicht wirklich gerecht, umreißt aber zumindest die Grenzen des dargebotenen Materials ganz gut. So ist der Opener 'Church Burner' in den eröffnenden Sekunde mehr 80s-Dance-Nummer als Metal, bekommt durch ein paar rockige Gitarrenriffs aber schnell ein ordentliches Tempo und in der Strophe wird man plötzlich von Death-Metal-Growls und schwarzmetallischen Gitarren-Akkorden begrüßt. Weniger Sekunde später folgt im Refrain der nächste stilistische Bruch, wenn eine unverschämt poppige Melodie den Ton angibt und in Kombination mit Klargesang fast schon Power-Metal-Vibes heraufbeschwört. Zusammengehalten wird der eigenartige Stilmix, der übrigens über die gesamte Spielzeit hinweg durchgezogen wird, primär von den reichlich präsenten Synthesizern, die mal mehr im Hintegrund wabern und mal ganz klar das Zepter in die Hand nehmen, um Hörern und Hörerinnen einen reichlich klebrigen und widerspenstigen Ohrwurm einzupflanzen.
Und glaubt mir, nach den ersten Minuten dieser Scheibe habe ich ähnlich verzweifelt den Kopf geschüttelt, wie ihr es jetzt sicher angesichts des auf dem Papier komplett chaotisch wirkenden musikalischen Grundgerüsts von ONEFROMTHENORTH tun werdet. Das Witzige ist aber, hat man sich erst einmal in diesem poppigen und von Synthesizern angetriebenen Kosmos zurechtgefunden, dann ist die Musik von McKeenan nicht nur unheimlich eigenständig, sondern macht auch jede Menge Spaß. Zu großen Teilen liegt das daran, dass der Mastermind des Projekts ein untrügliches Gespür für tolle Melodien hat und einem immer wieder einpräsame Hooks um die Ohren haut. Neben dem Opener 'Church Burner' sind hier vor allem 'Despised By Love' oder der Titeltrack zu nennen, die ich alle als waschechte Hits ausmachen konnte. Gleichzeitig wird ONEFROMTHENORTH aber auch nie zu poppig, denn immer wenn einen der Kitsch fast erdrückt, kommt die harte Metal-Kante zum Vorschein, die einen dann doch wieder knüppelhart auf den Boden der Tatsachen zurückholt. Angesichts dieser tollen musikalischen Darbietung lässt es sich dann auch verschmerzen, dass McKeenans schrecklich breiter finnischer Akzent die Klargesänge doch fast zu einer Slapstick-Einlage macht, die bei mir mehr als einmal für Schmunzler oder dezentes Fremdschämen gesorgt hat.
Doch auch dieser Kritikpunkt fällt schlussendlich nicht zu sehr ins Gewicht, denn insgesamt ist "Regime, Salvation & The Pyre" eine Platte, die man eigentlich auf Basis des musikalischen Rezepts nicht mögen dürfte, gleichzeitig aber irgendwie dank des eigenständigen Sounds und toller Kompositionen aber auch lieben muss. Damit eigentlich ein typisches Quilty-Pleasure-Album, dem ich angesichts der entwaffnenden Hartnäckigkeit der Hooklines und Refrains acht Punkte geben muss.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs