ONHEIL - In Black Ashes
Auch im Soundcheck: Soundcheck 06/2023
Mehr über Onheil
- Genre:
- Melodic Black Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- All Noir
- Release:
- 23.06.2023
- Night Terror
- In Black Ashes
- Like Shadows In The Night
- Void
- Beneath A Steel Sky
- Bloodthirst
- Master Of Disease
Stark, stark, stark!
Was habe ich mich im Vorfeld auf dieses Album doch gefreut! Geschlagene neun Jahre musste ich auf den dritten Streich der Holländer warten, doch es hat sich gelohnt, ist "In Black Ashes" doch ein tolles, bockstarkes Album geworden. ONHEIL lernte ich schon zu "Razor"-Zeiten kennen, hat mich doch das Eröffnungsduo 'Out Of The Darkness It Comes'/'Nemesis Light Fading' im melodischen Black-Metal-Sturm erobert. Im Spätsommer 2014 kam der zweite, noch eingängigere und mit allerlei stilistischen Querverweisen geprägte Sturm auf und noch heute, besagte neun Jahre später, drehen 'Kill Tomorrow' oder das nimmermüde 'The End Of Everything' ihre Runden.
Nun steht also das neue ONHEIL-Unheil in den Startlöchern, glänzt vom Fleck weg durch dieses zwar überfrachtete, aber auch faszinierende Artwork und zeigt unsere westlichen Kollegen in zwar stark verändertem Line-up – die neuen Gesichter an den Klampfen erledigen ihre Aufgaben mit Bravur – aber dennoch mit jener Ausdrucksstärke, wie ich sie eben 2009 kennenlernen durfte.
Wo befinden wir uns stilistisch? Klar, der melodische Schwarzstahl ist nach wie vor Schirmherr des ONHEIL'schen Spielvergnügens, doch auch mit einigen Death- und Thrash-Metal-Momenten weiß Operation "In Black Ashes" ebenso zu gefallen wie in vereinzelten Heavy-Metal-Nuancen, welche die Holländer sehr bedacht und geschmackvoll ihrem Sound beifügen. 'Night Terror' geht nach starkem Intro gleich in die Vollen, zeigt eine superbe Gitarrenarbeit, ehe der Black-Metal-Wahn dieses offensiven Wüterichs ausbricht. Der Titeltrack ist in allen Belangen noch etwas mächtiger: Die Melodien eindringlicher, der Refrain gewaltiger, die Abwechslung noch ausgeprägter – was für ein Beginn! 'Like Shadows In The Night' ist vor allem zu Beginn auf Zack und hat einmal mehr eine himmlische, affengeile Gitarrenmelodie am Start, wohingegen sich 'Void' langsam aufbäumt und sich zu einem melancholischen Melodienbiest entwickelt, das ein ums andere Mal auch an SATYRICON erinnert. 'Beneath A Steel Sky' zeigt wieder die rasende ONHEIL-Kehrseite, in der sich Amok und Co. in einen herrlichen Rausch spielen.
Verbleiben in diesem siebenteiligen Abenteuer mit 'Bloodthirst', das nach dem geil verzerrten Beginn vor allem ab der Hälfte den Fokus ein wenig in den melodischeren Bereich legt, sowie das 'Master Of Disease'-Finale, das erneut von einer herausragenden Gitarrenarbeit getragen wird – ich schrieb vorhin von besagten Heavy-Metal-Nuancen – ehe sich der Himmel erneut mit dunklen Wolken verkleidet und dem doch sehr warmen Juni trotz melodischer Wärme jene Abkühlung verschafft und mit erfrischenden, finsteren Regenschauern versieht, die die Natur zum Wachsen und Gedeihen braucht. Leider endet das Album sehr abrupt, hätte also durchaus noch ein schmissiges Outro vertragen können, doch sei's drum, denn das Gehörte hat es faustdick und ausreichend hinter den Ohren.
Ob "In Black Ashes" letztendlich eine ähnliche Langfristigkeit an den Tag legt wie die beiden Vorgänger wird die Zeit zeigen. Im Hier und Jetzt jedoch haben unsere holländischen Freunde nahezu alles richtig gemacht, für den dritten Streich sämtliche Kräfte mobilisiert und ein sehr geiles, mit allerlei stilistischen Überraschungen geprägtes Bollwerk an den Start gebracht, das kurzweilig und episch seine Kreise zieht, eine packende Mannschaftsleistung an den Tag legt und mich beten lässt, keine weiteren neun Jahre auf das nächsten Werk warten zu müssen.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Marcel Rapp