OPALESSENCE - Future Memorabilia (EP)
Mehr über Opalessence
- Genre:
- Dark/Gothic/Progressive Metal
- Label:
- Eigenproduktion
- Weeping Willow's Weeping
- Farewell My Beloved
- Ballad For The Drowned One
- Mirror Waters
Eines kurz vorweg: OPALESSENCE waren bis vor ein paar Monaten unter dem Namen THE LEGACY bekannt, veröffentlichen ihre neue EP "Future Memorabilia" aber bereits unter dem neuen Banner.
Vier Songs und 35 Minuten - dass das hier keine leichtverdauliche Kost aus musikalischem Einheitsbrei ist, sollte klar sein. Und eigentlich sollte ich mich bei OPALESSENCE beschweren, schließlich gibt es wenig Schlimmeres für einen Musikrezensenten, der vor dem leeren "Stil"-Feld in der Eingabemaske sitzt, als eine Band, die sich sehr schwer in vorhandene Schubladen pressen lässt.
Ich denke mal, mit einer Eingruppierung zwischen Dark, Gothic und Progressive Metal können Rezensent und Band zufrieden sein.
Leider kenne ich die älteren Werke der Darmstädter Truppe nicht, aber nach mehrmaligem Hören und der Lektüre der Promosheets flattert ein gewisser Name doch penetrant im Kopf herum: THE GATHERING. Nicht unbedingt stilistisch gesehen, auch wenn sich in dieser Hinsicht einige Parallelen ziehen lassen, sondern viel mehr von der Entwicklung der Band her. OPALESSENCE haben sich neu entdeckt und definiert, scheuen sich nicht, dazu zu stehen, dass man auch viele, eher metalfremde Einflüsse in den Kompositionen verarbeitet und kreieren so einen Stilmix, welcher auch weit über die Grenzen des Schwermetalls hinausgeht.
Der Stichpunkt heißt hier allerdings nicht Elektronik, sondern schlicht und einfach Atmosphäre und Songwriting. Die überlangen Stücke sind gut durchdacht arrangiert worden, können mit überraschenden Stimmungs- und Tempowechseln sowie einer großen stilistischen Vielfalt aufwarten. Wütende, von messerscharfen Riffs unterlegte Keifattacken im Wechselspiel mit zarten, fast schon zerbrechlich anmutenden weiblichen Vocals und filigranem Flötenspiel, dann Dunkelheit und Verzweiflung, bevor das Sextett es sich erlaubt, den Hörer wieder auf die positive Seite des Seins zu ziehen. Die Tatsache, dass "Future Memorabilia" der depressive Weltschmerz-Touch fast komplett abgeht, würde meine Wenigkeit als eine der positivsten Eindrücke der Scheiblette sehen - zwar sind Einflüsse von MY DYING BRIDE, OPETH, ORPHANAGE oder THE GATHERING nicht von der Hand zu weisen, aber OPALESSENCE frönen diesen musikalischen Vorbildern, ohne es nötig zu haben, dreist zu kopieren. Daumen hoch dafür.
Wäre "Future Memorabilia" ein kompletter Longplayer auf diesem hohen und tollen Niveau der vier Kompositionen, so hätte ich die Platte mit Sicherheit schon mal für meine Jahres-Top-20 vorgemerkt - so bleibt nur zu sagen, dass sich alle progressiv veranlagten Düsterheimer mit einem Sinn fürs Positive einmal auf die Bandhomepage begeben sollten. Und unbedingt: OPALESSENCE im Auge behalten.
Anspieltipps: Ballad For The Drowned One, Mirror Waters
- Redakteur:
- Rouven Dorn