OPETH - Damnation
Mehr über Opeth
- Genre:
- Blues/Akustik
- Label:
- Music For Nations/Zomba
- Release:
- 14.04.2003
- Windowpane
- În My Time Of Need
- Death Whispered A Lullaby
- Closure
- Hope Leaves
- To Rid The Disease
- Ending Credits
- Weakness
Das neue Album der Ausnahmekünstler aus Stockholm ist mit Sicherheit das am sehnlichsten erwartete Stück Musik in der Geschichte der Band. Nicht, dass die mittlerweile sehr zahlreiche Anghängerschar nicht auch inbrünstig auf jedes andere Studiowerk gewartet hätte - aber die Tatsache, dass "Damnation" ein rein ruhiges, balladeskes Album unter der alleinigen Regie von PORCUPINE TREE-Kopf Steven Wilson geworden ist, verhilft dem Silberling zu einem Ausnahmestatus in der OPETH-Diskographie.
Das Experiment ist gelungen: Statt sich mit der Fast-Trennung ihrer Markenzeichen in "Deliverance" und "Damnation" ins eigene Künstler-Fleisch zu schneiden, erlebt die Band momentan die größten Erfolge ihrer Laufbahn. "Deliverance" war zwar mit aller Deutlichkeit das bis dato heftigste Album aus dem Hause OPETH, ließ aber trotz dieser Tatsache die typischen Trademarks des Quartetts nicht missen.
Aber wie sieht es nun mit "Damnation" aus? Kann auch ein Album fesseln, das auf deutlich weniger stilistischen Variablen aufgebaut ist als bisher? Kann eine Scheibe mitreißend sein und Tiefgang bieten, obwohl es sich - so viel dürfte bekannt sein - bei allen Songs ausnahmslos um Balladen handelt?
Die Antwort ist ein schlichtes "Ja." - geflüstert mit geschlossenen Augen.
"Damnation" ist eine beeindruckende Lehrstunde in Sachen Minimalismus, ein musikalischer Meilenstein in Sachen Gefühl sowie das entscheidende Beweisstück für die Vielseitigkeit einer Band, die scheinbar jede gestellte Aufgabe mühelos meistert.
'Windowpane' ist der Einstieg in eine Welt, die man von OPETH so maximal ein Mal pro Platte zu hören bekommt: Von einfühlsamen Akustikgitarren geprägte akustische Landschaften, Mikael Akerfeldts verträumter, teils leidender und teils leidenschaftlicher Gesang, den man aus einer Kehle, die oft dermaßen rauh und brutal zu klingen vermag, nie erwartet hätte. Vereinzelte Streichereinsätze, hier und da mal eine Hammond-Orgel, zurückhaltende Arbeit auf den elektrischen Klampfen. Ein drückender, treibender Bass, der zusammen mit dem Drumming so souverän im Hintergrund agiert, dass hier einige Truppen mal Anschauungsunterricht in Sachen songdienlichem Spielen nehmen sollten.
'Death Whispered A Lullaby' öffnet zum ersten Mal richtiggehend neue Perspektiven im sonst so eigenen, so unverwechselbaren Sound der Band. Das Gefühl, OPETH wären einzig und alleine für diese Platte, die mit vertonten Gefühlen bis zum Bersten gefüllt ist, zusammengetreten, will einen nicht mehr verlassen.
Der omnipräsente Weltschmerz KATATONIAs trifft hier auf eine Melancholie, wie ich sie bisher noch bei keinem anderen Werk kennengelernt habe. Hoffnung und Schmerz wechseln sich mit Verzweiflung und Traurigkeit ab, die stets tiefsinnigen Lyrics regen nicht selten zum Nachdenken an.
'Closure' ist mit der einzige Track, bei dem die Jungs dann ein wenig mehr aufs imaginäre Gaspedal treten, wobei letztendlich eine richtig gute, fast-akustische Jam-Session entstanden ist.
Richtig gänsehautig wird es allerdings erst beim unglaublich packenden 'Hope Leaves', welches sich im Prinzip am besten für eine kalte Herbst- oder Winternacht als geeignet erweist. Mag eine nette Ironie seitens Akerfeldt & Co. sein, dieses Werk jetzt im Frühling zu veröffentlichen.
Mit 'Ending Credits', einem wunderschönen Instrumental und 'Weakness', dem ruhigsten Stück des Albums, beschließen OPETH eine verdammt gefühlvolle knappe Dreiviertelstunde.
Tränen abwischen und erneut auf Play drücken...
"Damnation" ist bei oberflächlicher Betrachtung nichts weiter als eine Balladensammlung von Sweden's Finest - wer das Album tatsächlich als eine solche ansieht, der sollte es am besten schleunigst umtauschen.
"Damnation" ist vieles - nur mit Sicherheit nichts oberflächliches.
"Damnation" ist ein musikalischer Meilenstein einer Band, die auf dem Zenit ihrer Kreativität steht.
"Damnation" ist Gefühl pur.
"Damnation" ist ein Album, das so viel Tiefgang bietet, dass man darin zu ertrinken droht.
"Damnation" ist grandios.
Anspieltipps: Windowpane, Death Whispered A Lullaby, Hope Leaves
- Redakteur:
- Rouven Dorn