OPETH - Deliverance & Damnation
Mehr über Opeth
- Genre:
- Progressive Metal
- Label:
- Sony Music
- Release:
- 30.10.2015
- Wreath
- Deliverance
- A Fair Judgement
- For Absent Friends
- Master's Apprentices
- By The Pain I See In Others
- Windowpane
- In My Time Of Need
- Death Whispered A Lullaby
- Closure
- Hope Leaves
- To Rid The Disease
- Ending Credits
- Weakness
Guter Wein in neuen Schläuchen.
Was vor knapp 13 Jahren dazu führte, dass "Deliverance" und "Damnation" als separate Alben veröffentlicht wurden, beschert uns jetzt eine Neuauflage, die die beiden grundverschiedenen Zwillinge wieder eint: nämlich das Gespür der Plattenfirma, mit OPETH Geld verdienen zu können. Aus dem Haus Sony Music kommt ein schickes 2-CD/2-DVD-Set Set im Buchformat, das gleich mehrere Kaufanreize für die OPETH-Fans dieser Welt zu bieten hat.
Da ist zu allererst das Wort Remix. Also nicht wie bei den meisten Re-Releases "nur" ein neues Mastering der alten Bänder, sondern eine neu abgemischte Version des Albums. Wie schon 2002 herrscht auch hier Arbeitsteilung bei beiden Alben. Während "Deliverance" ursprünglich von Andy Sneap klanglich veredelt und jetzt von Bruce Soord aufgemischt wurde, schwingt Steven Wilson bei "Damnation" abermals das Zepter. Welche der Scheiben also die größeren Korrekturen erfährt, dürfte klar sein. Auf dem ruhigen Teil des Doppelalbums muss man schon mit der akustischen Lupe suchen, um Unterschiede ausmachen zu können. Eine tolle Beschäftigung für HiFi-Enthusiasten, die ansonsten Vinyl-Farben-Heraushören oder Master-Studio-Mischpult-Raten als Hobby angeben.
Interessanter ist der klangliche Aspekt natürlich bei "Deliverance", bei dem ich allerdings auch nie auf die Idee gekommen wäre, mich über die Produktion zu beklagen. Auf einem der rauesten OPETH-Alben geht es ja bekanntlich richtig zur Sache, Andy Sneap setzte den Signature-Sound, den die Band mit jedem Album bis "Watershed" mehr kultivierte, perfekt in Szene. Und jetzt kommt dieser Rocker namens Bruce Soord (THE PINEAPPLE THIEF) daher und schafft es tatsächlich, "Deliverance" ein deutlich kantigeres Erscheinungsbild zu verpassen. Nicht ganz zehn Sekunden hat es gebraucht, ehe man die Unterschiede (beim Vergleichshören mit der ursprünglichen Fassung) hört und auch spürt. Das Schlagzeug hat viel mehr Wumms, die Gitarren klingen kälter und insgesamt scheinen die Höhen etwas zurückgefahren zu sein. Jetzt, wo ich die Neuinterpretation kenne, würde ich sie trotz des marginalen Charakters der Änderungen jederzeit dem ursprünglichen Mix vorziehen.
Beide Alben bieten übrigens eine weitere Hörerfahrung im 5.1 Tonformat an - was mir bis auf Spielchen mit räumlich verteilten Effekten noch nie etwas gebracht hat. Heutzutage muss man ja meistens froh sein, wenn es für einen guten Stereomix gereicht hat.
Vom Klang einmal abgesehen ist die Neuauflage auch für Fans ohne Goldöhrchen eine lohnenswerte Anschaffung, wenn man denn Wert auf Artwork und Verpackung legt. Auf hochwertiges Papier gedruckt, gibt es das von Travis Smith entworfene Artwork in erweiterter Fassung zu sehen. Sehr geschmackvoll auf die einzelnen Seiten verteilt, lädt das Buch viel mehr zum Schmökern beim Zuhören ein als die schnöden Jewel-Cases. Liner Notes von Mikael Åkerfeldt und dem britischen Musikjournalisten Jerry Erwing runden schließlich die kleine Zeitreise ab. Und natürlich wäre Åkerfeldt nicht Åkerfeldt, wenn er nicht sogar bei den Danksagungen und Credits Ironie und Sarkasmus verbreiten würde ("Opeth uses PRS guitars exclusively. Even back in 2002.").
Die Anschaffung des geeinten gut-bösen Doppeldeckers lohnt sich also unter dem Strich sowohl für Neulinge, die hier für einen anständigen Kurs einen ordentlichen Gegenwert und zwei wahnsinnig gute Alben erstehen können, als auch für altgediente Fans, die gerne in Erinnerungen schwelgen, Aufnahmen vergleichen und immer wieder auf das schöne Artwork schauen wollen.
- Redakteur:
- Nils Macher