OPETH - Still Life
Mehr über Opeth
- Genre:
- Progressive Death Metal
- Label:
- Peaceville
- The Moor
- Godhead's Lament
- Benighted
- Moonlapse Vertigo
- Face Of Melinda
- Serenity Painted Death
- White Cluster
Sieht man in der Karriere von OPETH zurück, dann bemerkt man im Nachhinein, das "Still Life" wohl das Album war, das zusammen mit "Damnation" wohl die größten Chancen gehabt hätte, bei der breiten Öffentlichkeit Gefallen zu finden. Das liegt zum einen am Sound, der auf "Still Life" nicht mehr ganz so wüst und rau durch die Boxen knattert wie noch auf den Vorgängern, sondern auch am Songmaterial. Mit 'Benighted', einer wunderschönen Akustikballade, und 'Face Of Melinda', einem beinahe jazzig angehauchten Stück balladesker Prägung, schlichen sich gleich zwei Titel ein, die über weite Strecken mit ihrem sanften, aber vollen und warmen Gesang von Mikael Åkerfeldt auch so manchem Fan eher poppiger Klänge zusagen dürfte. Dass der Bekanntheitsgrad der Band aber dadurch nicht in die Höhe geschossen ist, ist wohl nur ein weiterer Beleg dafür, dass sich Qualität im modernen Musikgeschäft viel zu selten und immer seltener auszahlt. Zu wünschen wäre es der Band allemal, denn:
Selten hat es eine Band geschafft, eine so große Spannweite verschiedenster Musikrichtungen zu einem homogenen Etwas zu verquicken und es so klingen zu lassen, als sei diese Mischung von Natur aus so gewählt. OPETH sind so eine Band. Ihre Melange aus Progressive Metal, akustischen Ausflügen und bretthartem Death Metal ist nicht für jeden etwas: Dem Einen sind sie ruhigen Passagen zu kurz und dem Anderen die harten Parts zu heftig. Wer diese Band allerdings schätzt, der liebt sie.
Auch ich muss mich zu letzterer Sorte Mensch zählen und tue dies mit großer Wonne. Dieser Wonne war auch der Genuss von "Still Life" nichts weniger als zuträglich. Wie bereits angesprochen, ist der Sound zwar nicht ganz so drückend und aggressiv ausgefallen, bietet dafür aber eine enorme Transparenz und verleiht den zahlreichen Über-Leads eine besonders einschmeichelnde Note.
Diese Transparenz zahlt sich weiter aus, denn es gibt mit jedem Durchlauf mehr zu entdecken. Ob auf dem Einsteiger 'The Moor', dem doch sehr proggigen Rausschmeißer 'White Cluster' oder auf genannten Balladen – OPETH haben sich in allen Belangen verbessert, die sanften Passagen wurden im Gegensatz zum Vorgänger "My Arms, Your Hearse" noch etwas mehr in den Vordergrund gestellt. Das mag auch daran liegen, dass sich Mikael Åkerfeldt stimmlich wieder weiterentwickelt hat. Bei den Growls konnte ihm bisher eh kaum einer was vormachen, Chris Barnes mal ausgenommen. Aber es sind die sanften Töne, die nun mit größerem Volumen, der ureigenen nordischen Melancholie und mehr Tiefe den Hörer fesseln. Musikalisch ist der Einfallsreichtum ungebrochen. Drummer Martin Lopez hat hier schon viel besser eingearbeitet und steuert viele halsbrecherische Ideen bei. Die Leads und Soli sind eh über jeden Zweifel erhaben. Hier höre man sich mal den Mittelteil von 'White Cluster' an und versuche nicht an DREAM THEATER zu denken.
Mit "Still Life" haben Opeth den auf "My Arms …" eingeschlagenen Weg weiter verfeinert und sich auch im Songwriting noch einmal verbessert. Bleibt zu hoffen, dass das auch in Zukunft so bleibt. Was einzig und allein stört, ist, dass das Album die Repeat-Funktion nicht selbst betätigt. Muss ich’s wohl doch selbst machen.
Anspieltipps: Moonlapse Vertigo, Godhead’s Lament, Face of Melinda, White Cluster
- Redakteur:
- Patrick Gödde