OPIUM WARLORDS - Droner
Mehr über Opium Warlords
- Genre:
- Drone / Doom / Avantgarde
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Svart Records
- Release:
- 03.11.2017
- Year Of 584 Days
- Samael Lilith
- "Closure"
Es dröhnt erstaunlich ruhig!
Unter seinem Pseudonym Albert Witchfinder hat er bereits Musikgeschichte geschrieben und gehörte gerade zum Ende des letzten Jahrzehnts zu den meistgeschätzten Figuren im gesamten metallischen Underground. Doch das Ende von REVEREND BIZARRE schien auch das persönliche Finish des ambitionierten und vor allem kreativen Sängers und Songschreibers zu sein. Doch Pustekuchen: Schnell hat Master Witchfinder bei den OPIUM WARLORDS ein neues Zuhause gefunden, das sich jedoch nur noch in kleinen Nuancen mit seiner Arbeit bei den Doom-Göttern der Jahrtausendwende vergleichen lässt. Der Albumtitel der mittlerweile schon vierten Scheibe trifft es wohl auf den Punkt: "Droner" soll den Kurs der immer noch neuen Band weiter verstärken - und dabei ist ausgerechnet der neue Longplayer derjenige, der dem Drone-Segment den geringsten Tribut zollt.
Witchfinder und sein Team haben sich nämlich auf der neuen Scheibe fast gänzlich von allen Genre-Zwängen befreit und sich den Stilmitteln der Avantgarde geöffnet. Langsam, schleppend und vertraut behäbig geht es im Opener 'Year Of 584 Days' zur Sache, gewohntermaßen minimalistisch, nicht jedoch spannungsarm. Die OPIUM WARLORDS nehmen sich immerhin 20 Minuten Zeit, um ein paar schmale Gitarrenspuren so weit reifen zu lassen, das sich zunächst Fragmente einer Melodie erahnen lassen, die dann durch mehrere Improvisationen schleichend entfremdet wird, gleichzeitig aber auch von sphärischen Zutaten flankiert wird, die den scheinbar unspektakulären Opener mittelfristig in einen kleinen, zurückhaltenden Giganten verwandeln. Die Drone-Inhalte werden kontrolliert eingebaut, bestimmen das Bild nur marginal - und dennoch dröhnt es; es entsteht eine unnachahmliche Geräuschkulisse, in der sich einzelne doomige Sechssaiter mischen, die aber die angedeuteten Explosionen nicht zulassen. So inszeniert man wohl Spannung mit minimalen Effekten!
'Samael Lilith' verfolgt da schon ganz andere Ansätze; sakrale Arrangements zieren das Bild, verleihen dem Song einen düsteren Anstrich, den Witchfinder allerdings konterkariert, indem er geradezu infantile Textpassagen einstreut, die den sphärischen Aufbau leider ein wenig vermiesen. Kein schlechter Song - aber das können die WARLORDS noch besser.
Eine Überraschung gibt es schließlich im letzten Song, der die 20-Minuten-Marke als einziger knapp verfehlt. Die Band vertraut hier auf akustische Gitarren, nimmt natürliche Sounds auf, intensiviert aber auch den avantgardistischen Anstrich, der sich in den arg improvisierten Strukturen auftut und das Überraschungsmoment gleich mehrfach nutzt. Wie auch die beiden vorangegangenen Songs ist '"Closure"' die Antithese von Easy Listening, doch am Ende ist es der Track, der den leichtesten Zugang liefert, obschon er stilistisch die größte Breite aufweist.
Doch diese Breite ist Fans der OPIUM WARLORDS nicht mehr neu, wenngleich man sagen muss, dass die Experimentierfreude und die Spontanität auf keinem der drei vorherigen Releases so dominant war wie auf "Droner". Was man aber definitiv sagen kann, ist, dass die vierte Scheibe ein gefundenes Fressen für die Anhängerschaft des Witchfinder-Clans sein wird. Und selbst Liebhaber der ersten REVEREND BIZARRE-Platten könnten mit Tracks wie 'Samael Lilith' und vor allem 'Year Of 584 Days' sicher etwas anfangen, sofern sie nur ein kleines bisschen weiter über den Tellerrand blicken. Und das ist eine begrüßenswerte Premiere, denn im Großen und Ganzen schlägt der Mastermind hier eine kleine Brücke zu seiner Vergangenheit - und die ist bekanntermaßen zumindest musikalisch einzigartig!
Anspieltipp: Year Of 584 Days
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Björn Backes