OPPOSITE SELF - Almost Over
Mehr über Opposite Self
- Genre:
- Alternative Metal
- More And More
- Passenger
- Through Mind
- Hollow
- Get Bright
- Alone
Mehr Rhythmik, weniger Melodie. Das kommt raus, wenn eigenbrötlerische Franzosen an der Grenze zu Spanien Metal machen.<br />
Eine gewöhnungsbedürftige, aber auch sehr interessante Angelegenheit ist das Debüt der Franzosen OPPOSITE SELF geworden. Das Quintett stammt aus Perpignan, einer Stadt im Grenzgebiet zu Spanien, von der die Band selbst behauptet, dass Metal dort keineswegs in Mode ist. Kein Wunder, denn sollten diese Burschen allein auf weiter Flur stehen, um metallische Klänge zum Besten zu geben, darf man durchaus bemerken, dass sie eben diesen nicht unbedingt in einer der gängigen Bauweisen darbieten.
Viel eher darf man diese Herrschaften wohl als Eigenbrötler bezeichnen, denn das kann man ihnen sehr wohl anhören. Ihre in sich stimmige Melange ist zwar nicht unbedingt leicht zugänglich, aber dennoch schmackhaft und vor allem sehr originell ausgefallen. Die Burschen lassen zwar in erster Linie sehr entspannte Töne hören, die jedoch immer wieder von brachialeren Klängen durchzogen werden. Von den Strukturen her bleiben Riffs eher nebensächlich, zudem erweckt es immer wieder den Anschein, als ob die Kompositionen eher auf den Rhythmen aufgebaut wären als auf Melodien.
Exakt damit wissen OPPOSITE SELF auch zu punkten, denn gerade dadurch schaffen sie es mühelos, ihre an sich eher unterkühlt und spröde wirkenden Songs dennoch sehr einprägsam zu gestalten und mit latentem Groove an den Zuhörer zu vermitteln. Der von der Band selbst verwendeter Begriff Alternative Metal kommt als Beschreibung der Chose recht nahe, zumal dieser ohnehin ein sehr dehnbarer ist. Insgesamt sechs Tracks haben die Burschen auf "Almost Over" gepackt und attackieren damit eher das Tanzbein des Hörers als den Thrash-gestählten Stiernacken. An Einflüssen lassen sich für meinen Geschmack vor allem ALICE IN CHAINS hinsichtlich der emotionalen Ausführung heraushören, aber auch die entspannte Vorgangsweise von A PERFECT CIRCLE scheint die Jungs nachhaltig beeindruckt zu haben, was vor allem in den teilweise regelrecht fragilen Passagen nachzuvollziehen ist.
Wenn die Riffs doch brachial ausgefallen sind, kommen dem Hörer wohl in erster Linie HELMET in den Sinn, aber das kommt im Verlauf der knapp 30 Minuten ohnehin recht selten vor, denn lediglich das ungemein druckvoll eingeleitete 'Get Bright' weiß mit derlei Heftigkeit aufzuwarten. Allerdings muss in eben jener Nummer auch festgestellt werden, dass Sänger Mars nur in den deftigen Sangespassagen wirklich überzeugen kann, wenn er dagegen, wie in besagtem Track, versucht Emotionen zu vermitteln, wirkt die Stimme leider sehr dünn und zerbrechlich. Besonders erwähnenswert erscheint mir hinsichtlich des Hauptaugenmerks der Band auf den Rhythmus noch der Umstand, dass Bassist Jim durch seinen ungemein druckvollen und effektiven Vortrag bei OPPOSITE SELF wesentlich deutlicher im Vordergrund steht als viele seiner Kollegen am Viersaiter.
Dennoch ist Jim aber keineswegs im Alleingang für das Gelingen von "Almost Over" verantwortlich, sondern nur ein Teil einer im Moment offenbar rundum (nahezu) perfekt funktionierenden Einheit, von der man hoffentlich auch in Zukunft noch einiges hören wird.
Anspieltipps: Passenger, Hollow, Alone
- Redakteur:
- Walter Scheurer