ORANSSI PAZUZU - Mestarin Kynsi
Auch im Soundcheck: Soundcheck 04/2020
Mehr über Oranssi Pazuzu
- Genre:
- Psychedelic / Black Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 17.04.2020
- Ilmestys
- Tyhjyyden Sakramentti
- Uusi Teknokratia
- Oikeamielisten Sali
- Kuulen Ääniä Maan Alta
- Taivaan Portti
Hypnotische Zukunftsvisionen.<br />
Es gibt Bands, die lassen sich leicht erklären und einordnen und dann gibt es Bands wie ORANSSI PAZUZU, die in ihrem Auftreten und ihrer Musik die Grenzen dessen, was wir als Heavy Metal Band kennen, wenn schon nicht sprengen, so doch ordentlich belasten. Die Finnen, häufige Gäste auf dem Roadburn Festival, haben sich ihren ganz eigenen Sound zusammengezimmert, ihre ganz eigene Ästhetik und ihren ganz eigenen Kosmos, in den man hineinfällt wie in ein schwarzes Loch. Dort erwarten einen Elemente und Versatzstücke, Trümer verglühter Welten und menschlicher Zivilisation. Hier ein Black-Metal-Fragment, hier etwas psychedelischer 70er-Prog, dort hinten frühe elektronische Musik und dann doch wieder ein schamanisches Ritual, die pure Erfahrung von Geräusch in hypnotischer Wiederholung. Alles flirrt, alles ruht in sich zu gleich, es ist ein Trip und kein schöner, so viel lässt sich festhalten. In sechs langen Reisen nimmt einen die Truppe mit in eine dystopische Zukunft, in der Gedankenkontrolle, Religion und Technologie eine unheilige Allianz eingehen und ein dunkler Meister sich mit ihrer Hilfe zum Herrscher und Diktator über Welten aufschwingt. "Mestarin Kynsi", die Klauen des Meisters, heißt dieses Dokument aus unserer Zukunft, zugleich kalt und maschinell, Lärm gewordener Cyberpunk und dennoch auch organisch, warm und zutiefst menschlich.
Was ich mit diesen kruden Worten sagen will: ORANSSI PAZUZU, benannt nach einem babylonischen Winddämon, der hier die Farbe Orange bekommt, ist ein Phänomen, auf das man sich einlassen muss, das sich nicht beim ersten Hören erschließt und das viele vor den Kopf stoßen wird. Überlange Songs aus pulsierenden Rhythmen, einfachen Riffs, ewigen Synthmelodien und harschem Gesang in finnischer Sprache sind eben keine leichte Kost und da hier jeder Song eine Variation über die gleichen abstrakten Themen ist, erlebt man das Album eher als Panoptikon einer finsteren Zukunft und nicht als Sammlung einzelner Lieder. Das macht den Einstieg natürlich nicht leichter, denn einen Song herauszuheben macht keinen Sinn. Letztendlich hilft nur, sich mit dem Album hinzusetzen, sich in das Universum von ORANSSI PAZUZU fallen zu lassen und sich auf diesen finsteren Trip einzulassen, wer sich das prinzipiell vorstellen kann, der wird reichlich belohnt und bekommt hier ein Album auf technisch allerhöchstem Niveau, Artwork, Produktion, Performance, hier greift alles perfekt ineinander und kann überwältigen. Versucht es einmal, ich jedenfalls bin schwer begeistert.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Raphael Päbst