ORBIT CULTURE - Descent
Mehr über Orbit Culture
- Genre:
- Metalcore / Groove Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Seek And Strike Records
- Release:
- 18.08.2023
- Descending
- Black Mountain
- Sorrower
- From The Inside
- Vultures Of North
- Alienated
- The Aisle Of Fire
- Undercity
- Descent
- Through Time
Ein weiterer Schritt zur Metal-Weltherrschaft ...
Ich halte ja eigentlich nichts davon, wenn eine Band als die beste Erfindung seit geschnittenem Brot verkauft wird, primär weil es in den meisten Momenten schlicht und ergreifend nur als überzogenes Verkaufsargument genutzt wird. Im Falle der Schweden ORBIT CULTURE empfand ich den Hype in den vergangenen beiden Jahren allerdings ausnahmsweise einmal als gerechtfertigt, denn die EP "Shaman" und das Durchbruchsalbum "Nija" waren wirklich spannende und überzeugende Grenzgänger zwischen Melodic Death Metal, Metalcore und modernem Alternative Metal. Entsprechend gespannt bin ich natürlich, wie der Vierer seinen Sound nun auf dem neuen Langdreher "Descent" weiterentwickelt.
Fans der Band wird es dabei sicher freuen, dass das mittlerweile vierte Album der Bandgeschichte keinesfalls einen massiven Stilbruch vollzieht, sondern dort ansetzt, wo "Nija" aufhörte, dabei aber irgendwie sämtiche Regler noch einmal - diese "Spinal Tap"-Referenz muss hier sein - auf elf dreht. Soll heißen, die Breakdowns und die fast schon an Deathcore erinnernden Growls von Fronter Niklas Karlsson sind noch fieser als zuvor, die Gitarrenriffs drücken dank einer amtlichen Breitwand-Produktion noch wuchtiger aus den Boxen und die epischeren Passagen werden anno 2023 von ausladenen Chören, Streichern und Ähnlichem noch ausladender gestaltet. Und auch wenn der eigentliche Opener 'Black Mountain' (das Intro 'Descending' lassen wir einmal außen vor) diese Trademarks allesamt gut auf den Punkt bringt, hätte ich den Track dennoch nicht als Eröffnung gewählt, denn in meinen Ohren übertreiben es die Schweden hier fast etwas mit den eingestreuten Sound-Effekten und Samples im Hintergrund. Ja, irgendwie macht das den Sound der Nummer noch monströser, doch fühle ich mich hier fast schon etwas zu sehr überrollt und auch die melodischen Widerhaken kommen mir persönlich hier etwas zu kurz.
Gut, dass der Opener in dieser Hinsicht ein Ausreißer bleibt, denn schon 'Sorrower' holt mich im Anschluss deutlich mehr ab. Gerade der wunderbare Refrain und die tolle Gitarrenarbeit wissen hier zu überzeugen und wenn der Track schlussendlich in einem epischen Melodie-Duell von Gitarre und Orgel mündet, macht sich auf meinem Gesicht ein zufriedenes Grinsen breit. Generell sind es diese epischen Momente, die für mich die Höhepunkte auf "Descent" markieren, wobei sich vor allem 'Undercity' und das fast schon progressive 'From The Inside' als weitere Hit-Kandidaten in den Vordergrund spielen. Dazu funktionieren auch kompakte Abrissbirnen wie 'The Aisle Of Fire' dank eines wunderbaren Gespürs für die ganz große Melodie im Refrain wunderbar, wobei ich auch hier noch einmal explizit die messerscharfen und oftmals gen Göteborg schielenden Gitarrenriffs loben möchte. Gegenüber diesen zahlreichen Höhepunkten lässt es sich dann auch verschmerzen, dass mir Nummern wie 'Alienanted', die mit etwas zu breitbeiniger FIVE FINGER DEATH PUNCH-Attitüde an den Start gehen und musikalisch eher ins Leere laufen, auch nach mehreren Durchläufen nicht besonders gefallen.
Insgesamt ist "Descent" trotz dieser - zugegeben auch sehr subjektiv gefärbten Kritik - ein Album, das ORBIT CULTURE mit Sicherheit auf die nächste Stufe der Karriereleiter hieven wird. Wenn alles perfekt zusammenspielt, ist der Mix aus klassischen Heavy-Metal-Klargesängen, deftigen Core-Riffs, groovigen Nu-Metal-Anleihen und Melodic-Death-Würzung eben auch einfach unwiderstehlich, weshalb auch ich wieder starke 9 Punkte vergebe und "Descent" im Ganzen und 'Sorrower' als einzelnen Song als Antwärter auf die Jahrescharts notiere.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs