ORPHANAGE - Driven
Mehr über Orphanage
- Genre:
- Gothic Metal
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 05.04.2003
- The Sign
- Black Magic Mirror
- Cold
- Prophecies Of Fame
- Dead Ground
- My Master's Master
- Back Gate
- In Slavery
- Truth Or Lies
- Driven
- Infinity
- Addiction
- Beyond The Fall
- Ender's Game
Die Holländer von ORPHANAGE standen bisher immer im Schatten scheinbar übermächtiger Gothic-Metal-Bands wie den alten THEATRE OF TRAGEDY oder ihren wirklich übermächtigen Landsleuten von AFTER FOREVER. Aufgrund der stilistischen Ausrichtung kann man den Hörern auch sicherlich keinen Vorwurf machen - aufgrund des sich über mehrere Jahre hinweg ziehenden kollektiven Stillstands in der Szene klang leider oftmals ein Album wie das andere.
Doch mit dem internationalen Erfolg von Bands wie NIGHTWISH, WITHIN TEMPTATION oder mit Abstrichen auch EVANESCENCE ging ein heftiger Ruck durch die stagnierende, metallisch ausgerichtete Goten-Welt: Plötzlich wollte man, ja musste vielleicht sogar, beweisen, dass man aus dem selben Holz gemacht war wie die Acts, die reihenweise Gold- und Platin-Platten einheimsten. Die Tatsache, dass die erfolgreichen Acts zumeist die jüngsten Bands innerhalb der Szene darstellten, wurde dabei wenig beachtet.
Sei's drum, vier Jahre nach dem letzten Album melden sich ORPHANAGE nun mit "Driven" wieder zu Wort, und allem Anschein nach hat die etwas längere Pause der Band ganz gut getan. Relativ frisch und einigermaßen unverbraucht rauscht die mittlerweile vierte Sinfonie aus dem Nachbarlande durchs Gebälk, wobei sofort auffällt, dass insbesondere die recht heftig bratenden Klampfen enorm viel Spielraum zugesprochen bekommen haben. Eine zufällige Parallele zum neuen AFTER FOREVER-Album? Ein Schelm, wer Falsches denkt.
Die Songs an sich sind wahrlich gut arrangiert und bieten mit der gebotenen Stimmvielfalt (Growls, Schreie, Geflüster, verzerrter Gesang, cleane weibliche Vocals sowie Frauen- und Männerchöre) ein gehobenes Maß an Abwechslung. Das aggressive Riffing und das markante Drumming fallen dabei positiv auf, die leichte Death-Metal-Schlagseite verleiht dem Material den nötigen Drive, auch wenn sich einige moderne Ideen mit der eher klassischen Grundausrichtung meines Erachtens zu sehr beißen. Geschmackssache. Der fast schon neumetallische Anstrich von 'Dead Ground' wird ebenso die Gemüter spalten. Mir persönlich wirkt hier die Härte und das "Abgedrehte" eindeutig zu aufgesetzt.
Hauptkritikpunkt an "Driven" - oder auch an der Band im Allgemeinen - ist, dass stets gute Ideen vorhanden waren bzw. sind, deren Umsetzung aber niemals wirklich herausragend oder gutklassig gemeistert wurde. Die Zutaten dafür sind allesamt vorhanden, lediglich das Endergebnis lässt, wie schon öfters in der Bandgeschichte, etwas zu wünschen übrig. Einen roten Faden gibt es rein musikalisch gesehen ebenso wenig wie mehr als ein paar packende Momente, welche die einzelnen Songs über die gesamte Distanz hinweg interessant halten. Den Kompositionen geht schlicht und einfach zu schnell die Luft aus.
Ehrlich gesagt etwas schade, da die Voraussetzungen für ein gutes, nicht altbacken klingendes Gothic-Metal-Album allemal gegeben sind. Doch auch "Driven" ist nicht der Durchbruch für die Band, dafür aber ein grundsolides, noch überdurchschnittliches Werk mit einigen guten Momenten und Ideen.
Aus dem immer größer werdenden Schatten von AFTER FOREVER wird man allem Anschein nach aber nie heraustreten können.
Anspieltipps: Cold, Dead Ground, In Slavery
- Redakteur:
- Rouven Dorn