ORPHANED LAND - Mabool
Mehr über Orphaned Land
- Genre:
- Oriental Death/Power Metal
- Label:
- Century Media
- Release:
- 23.02.2004
- Birth Of The Three
- Ocean Land
- The Kiss Of Babylon
- A'salk
- Halo Dies
- A Call To Awake
- Building The Ark
- Nora El Nora
- The Calm Before The Flood
- Mabool
- The Storm Still Rages Inside
- Rainbow
Wenn eine Metalband aus dem nahen Osten kommt, wie es bei den Israelis von ORPHANED LAND der Fall ist, erwartet man eigentlich schon im Vornherein, dass die Art Metal zu spielen sich ein wenig von der westeuropäischen bzw. nordamerikanischen unterscheidet. Auf "Mabool (The Story Of The Three Sons Of Seven)" - wie der komplette Titel des Albums ist - kommt die Verknüpfung mit den musikalischen Wurzeln dieser Gegend allerdings sehr viel konsequenter und ausgefeilter zum Tragen, als ich das von anderen Bands aus Israel (ETERNAL GRAY, NAIL WITHIN) oder auch der Türkei (MEZARKABUL, KNIGHT ERRANT, CIDESPHERE, IN SPITE) kenne. Hier kann das an die hiesige Metallandschaft gewöhnte Ohr schon erst einmal einen kleinen Kulturschock erleben.
Schon auf der Startseite der Bandhomepage wird man mit den Worten "A Tango Between God And Satan" empfangen und dieser seltsame Tanz entführt wirklich in eine andere Welt. Dieses Album ist ein bunter Raritätenkasten, ein Sammelsurium an packenden Ideen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Dennoch wirkt "Mabool" zu keiner Sekunde überladen oder gar durcheinander, allerdings muss man sich von den gewohnten Denkmustern bezüglich der Massenware, die sonst so im Player landet, etwas lösen. ORPHANED LAND halten sich an keine gängigen Regeln oder Konventionen und haben mit "Mabool" ein Album kreiert, das weit über jeglicher Kategorisierung steht.
Zunächst einmal macht Metal nur einen Teil des Albums aus. Denn das, was man am ehesten als Mixtur aus Death, Power und Doom Metal bezeichnen könnte, wird mit Folk sowie progressiven und orientalischen Elementen gewürzt, was eine interessante Mischung ergibt, wie sie mir noch nie zuvor untergekommen ist. Wem solcherlei bislang noch nicht zu Ohren gekommen ist, wird sich darunter wahrscheinlich nur schwerlich etwas vorstellen können.
Es steht orientalischer Gesang gleichberechtigt neben fiesem Growling, aber auch weibliche Vocals, die beschwörend bis sakral klingen, und sogar vielstimmige Frauen- und Männerchöre kommen zum Einsatz. Südländische Gitarrenrhythmen werden von druckvollen Death-Metal-Riffs abgelöst, wobei das Ganze insgesamt schon sehr auf cleane Gitarrensounds mit jeder Menge Soli fokussiert ist. Es gibt sehr viele ruhige Momente auf der Platte (besonders im zweiten Teil), allerdings ist der orientalische Einfluss auch bei den heftigen Ausbrüchen allgegenwärtig. Und wer schon einmal mediterraner Musik gelauscht hat (ganz egal, ob aus Spanien, Israel oder einem anderen Land kommend), wird bestätigen können, dass diese genug Feuer und Schwung besitzt, die sie auch für die Verknüpfung mit metallischen Klängen geeignet macht.
Auch textlich beschreiten ORPHANED LAND für den Metalbereich unübliche Wege. Nicht nur, dass man in verschiedenen Sprachen singt (hauptsächlich Englisch, aber auch Hebräisch, Arabisch, Jemenitisch, Lateinisch und Gibberish, Letzteres ist eine von der Band selbst kreierte Kunstsprache), auch thematisch steht das Thema Gott und Religion im Vordergrund, so ist "Mabool" nämlich ein Konzeptalbum, das die Sintflut in verschiedenen Kapiteln behandelt.
Über 30 Gastmusiker sind auf dem Rundling zu hören, dabei kamen neben Violine, Cello und Klavier auch orientalische Instrumente wie Oud, Saz und Buzuki zum Einsatz. Es wird eine limitierte Auflage dieses Albums geben, der eine zweite CD mit dem Titel "The Calm Before The Flood" beiliegt, die vier Songs und ein Medley von den beiden früheren Scheiben der Israelis, aufgenommen bei einer Akustik-Liveshow, enthält.
Insgesamt sind die Songs allesamt äußerst mitreißend und packend, zumindest ich kann mich an dem Album einfach nicht satthören. Allerdings muss man auch erstmal ein wenig Geduld investieren, bevor die Scheibe richtig zündet. Deshalb sollte man wirklich unvoreingenommen an "Mabool" herangehen.
Eines ist allerdings auch sonnenklar - es wird sicherlich nicht jeder mit der Musik von ORPHANED LAND warm werden, da dies einfach ein in jeglicher Hinsicht sehr ungewöhnliches Album ist. Aufgeschlossene Metalfans, die auch mal ein Stück weit über den eigenen Tellerrand hinausschauen, sollten dieser Scheibe aber unbedingt eine Chance geben. Es lohnt sich!
Anspieltipps: Birth Of The Three, The Kiss Of Babylon, Halo Dies, Nora El Nora, Mabool
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer