OST+FRONT - Freundschaft
Mehr über Ost+Front
- Genre:
- Deutschrock / NDH
- ∅-Note:
- 2.00
- Label:
- Out Of Line Music
- Release:
- 12.12.2014
- Freundschaft
- Wanderlust
- Tschernobyl
- Sonne Mond & Sterne (LORD OF THE LOST)
- Feuer & Eisen (HEIMATAERDE)
- Anders (FORGOTTEN SUNRISE)
- Perfekt (TANZWUT)
- Liebeslied (HELDMASCHINE)
Wir werden keine Freunde!
Vorneweg: Ich bin durchaus begeisterungsfähig, was Elektro und NDH angeht. Aber die Zusammenstellung dieses Werkes ist schon etwas merkwürdig: Als Opener das beliebteste Lied der vorherigen CD "Olympia", danach zwei neue Songs und dann fünf Stücke, welche von Größen wie HEIMATAERDE, TANZWUT und LORD OF THE LOST neu interpretiert wurden.
Da kommt einem schonmal der Gedanke, ob OST+FRONT nicht lieber noch gewartet hätte, bis es für ein ganzes Tribute-Album reicht (IRON MAIDEN und SISTERS OF MERCY wissen wie das geht). Vielleicht hätten die Berliner um Herrmann Ostfront auch einfach noch mehr eigenes Material für eine ganze CD ansammeln können, damit man sich als kauffreudiger Fan nicht ganz an der Nase herum geführt fühlt.
Aber nett, dass einem die Hintergründe der Liedtexte im Promoschreiben erklärt werden: Es sollen "bitterböse" Texte sein, welche auf die menschlichen Missstände der Realität aufmerksam machen. "Sozialistische Floskeln" sollen "genüsslich durch den Fleischwolf gedreht werden". Ebenfalls soll der "zynische" und "aufmerksame" Sänger der Gruppe die in der Presse diskutierte Geschichte der zu Potenzpillen verarbeiteten, getöteten, chinesischen Föten mit ein paar Zeilen in der Musik anprangern.
Leider verkommen die versprochenen zynischen und bitterbösen Anspielungen auf eine furchtbare Welt zu plakativen Floskeln, bei denen Satire und Zynismus weit weg sind. So ist in dem Lied 'Freundschaft' die Zeile: "Arbeit, Arbeit eins, zwei, drei, klage nicht, Arbeit macht frei!" zu hören. Den Ursprung dieser Aussage findet man aber nicht im sozialistischen Hintergrund. Das hatten sich schon Andere als Motto ausgesucht.
Auch die Anspielung auf den Zeitungsartikel, fällt mit "Fehlgeburt und Wunschabort, man schmeißt das süße Fleisch nicht fort!" sehr eindimensional und eher nichtssagend aus. Jede 80er Jahre Punkband, die es mal auf eine "Schlachtrufe BRD" Platte geschafft hat, kann zynische und sozialkritische Texte auf höherem Niveau schreiben und das, ohne groß erklärt werden zu müssen. Und wer wünscht sich, wie im Promotext erklärt, ein Lied wie 'Tschernobyl' als Neuauflage der Demoversion? Der Sound klingt so, wie RAMMSTEIN schon vor 20 Jahren klang, die Stimme ist unspektakulär flach, das gesampelte Keyboard und die Synthie - Effekte wirken fehl am Platz und überladen. Was die Musik nicht bieten kann, versucht der Text noch zu retten. Auch diese Zeilen sollen zynisch sein und das Verhalten der Menschen anprangern.
Leider beinhalten folgende Aussagen aber keine Kritik und wiedersprechen sich auch noch: "Tschernobyl - dort wo die Sonne strahlt, Tschernobyl - dort wo das Leben tobt, Tschernobyl - da hat man endlich seine Ruh, Tschernobyl - geht der Geist auf Wanderschaft - Schöpft neue Kraft!" Wie? Was? Echt jetzt? Das Leben tobt und man hat da seine Ruh? Schwer zu glauben. Und außer Godzilla schöpft auch kein Lebewesen aus atomarer Strahlung Kraft. Am wenigsten Menschen. Den Tschernobyl-Tourismus gibt es aber tatsächlich. Geführte Bustouren, die angeblich völlig unschädlich sind und sämtliche Attraktionen beinhalten. Katastrophen-Tourismus für Alle, die schon alles gesehen haben. Allerdings ist die Botschaft dieses Liedes schlichtweg nicht erkennbar.
Trotzdem werden sich brave Fans auch zu diesen Liedchen auf der Tanzfläche hin und her bewegen und sich gut fühlen, bei solchen provozierend offenen und ehrlichen Texten mitsingen zu können. Einziger Lichtblick der EP: Die Version von HEIMATAERDE ist schön elektronisch und tanzbar wie eh und je und der Text ist harmlos. Auch TANZWUT bleibt seinem Stil treu und wer Lieder wie 'Eisenmann' mag, wird auch diese Neuinterpretation von OST+FRONTs 'Perfekt' mögen. Den Text hier kann man, Dank des ordentlichen Krachs von Tanzwut, kaum verstehen.
Zum Glück sind die Zyniker schon ausgestorben. Nach dem Hören dieser CD würden sie sonst vor Lachen dahinscheiden.
- Note:
- 2.00
- Redakteur:
- Yvonne Heines