OSTORATON - Somood
Mehr über Ostoraton
- Genre:
- Melodic Death Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Eigenproduktion / Eigenvertrieb
- Release:
- 08.08.2024
- Aljabal
- Zafon Madin
- Elmidan
- Somood
- Safinatol Sahra
- Ward o Kanager
- Sab
- The End Of Time
Feiner Mix aus skandinavischem Todesstahl und orientalischen Melodien!
Wir alle sind uns mit Sicherheit einig, dass das Internet die Musikszene nachhaltig verändert und zumindest für die großen Acts das Leben nicht unbedingt einfacher gemacht hat. Andererseits ist es dank moderner Technik heute möglich, toll produzierte Platten im heimischen Wohnzimmer aufzunehmen und selbige dann über das Internet und Streaming-Dienste an den Mann und die Frau zu bringen. Ich jedenfalls könnte mir nicht vorstellen, dass bei mir heute ohne den technischen Fortschritt "Somood" von OSTORATON auf dem Tisch liegen würde, denn Saudi Arabien ist nicht gerade für seine inklusive und offene Metalszene bekannt und von größeren Studios oder anderen Möglichkeiten für Newcomer, habe ich bisher auch noch nicht wirklich gehört.
Umso beeindruckender ist es, was Sänger Mohammad Alsharif in seinem Heimstudio zusammengezaubert hat, wo sämtliche Instrumente aufgenommen und "Somood" schlussendlich auch abgemischt wurde. Handwerklich und klanglich müssen sich die acht Songs schon von den ersten Tönen des instrumentalen Intros 'Aljabal' vor der Kokurrenz im Metal-Sektor jedenfalls nicht verstecken, denn der gesamte Silberling klingt mehr als amtlich und steckt locker jede Black-Metal-Produktion in die Tasche. Verstecken ist übrigens ein gutes Stichwort, denn musikalisch kann der Vierer seine Herkunft definitiv nicht leugnen, wenn sich immer wieder arabisch angehauchte Tonarten und Skalen in den ansonsten deftig aus den Boxen schallenden Metal mischen. Die härteren Teile der Musik springen für ihre Einflüsse dagegen in deutlich nördlichere Regionen und nehmen sich insbesondere schwedische Kollegen wie DARK TRANQUILLITY und IN FLAMES als Vorbild, auch wenn ein paar Ausflüge in epischere und teils sogar powermetallische Gefilde nicht verschmäht werden.
Wie gut diese auf dem Papier recht verquere Mischung aus Versatzstücken klingen kann, beweist dabei schon der erste vollwertige Track 'Zafon Madin', der von wuchtigen Todesstahl-Riffs, über arabisch angehauchten Chorgesang bis hin zu einem traditionellen Heavy-Metal-Gesangspart alles im Gepäck hat, was die musikalische Palette von OSTORATON hergibt. Die letzte Hookline-Konsequenz fehlt den Saudi Arabiern dabei zwar zu Beginn noch, doch spätestens der Titeltrack macht an vierter Stelle der Trackliste einen deutlich besseren Job und punktet vor allem mit den sensationellen Lead-Gitarren des Brüderpaars Khaled M. Alkandari und Husein A. Alkandari, die hier einen perfekten Spagat zwischen traditioneller Melodieführung und fernöstlicher Folklore fahren, was den Track für mich zum klaren Höhepunkt dieser Scheibe macht. Doch keine Sorge, die Nummer bleibt beileibe nicht der einzige Anspieltipp, denn gerade hinten heraus dreht das Quartett mit dem thrashigen 'Ward o Kanager', dem mit tollem weiblichen Gastgesang angereicherten Epos 'The End Of Time' und dem symphonischen 'Sab' noch einmal so richtig auf und stellt eindrucksvoll unter Beweis, dass hier das Potential für ganz große Taten vorhanden ist.
So bleibt eigentlich der einzige wirkliche Kritikpunkt, dass der Vierer die Höhepunkte von "Somood" leider viel zu weit hinten in der Trackliste versteckt hat. Mit diesen grandiosen Kompositionen am vorderen Ende der Trackliste könnte man bestimmt in der heute doch eher mit begrenzter Aufmerksamkeitspanne gesegneten Zuhörerschaft mehr Interesse wecken. So muss man etwas Geduld mitbringen, wird dafür aber mit einem feinen Album belohnt, das die kulturellen Wurzel der Musik hervorragend mit den offenkundigen musikalischen Idolen vereinigt und ingesamt einfach sehr viel Spaß macht.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs