OUT OF SEASON - Kopfkino
Mehr über Out Of Season
- Genre:
- (Modern) Rock/Metal
- ∅-Note:
- 3.50
- Label:
- 7hard (New Music Distribution)
- Release:
- 19.08.2011
- Überleben
- Amnesie
- Heute Nacht
- Was Willst Du?
- Wach Auf
- Sag Bescheid
- Der Moment
- Weißt Du?
- Hello
- 7 Years
- Sorry
- Never Is A Long Time
Das endlose Wandeln auf ausgetretenen Pfaden
Es ist schon dreist wie schamlos manche Menschen lügen. Da steht doch tatsächlich im Beipackzettel, dass "Kopfkino" von OUT OF SEASON "komplett in Deutsch" gehalten sei. Interessant, dass ab dem letzten Drittel des Albums nicht ein deutsches Wort mehr fällt und man sich mit englischen Plattitüden über Wasser hält. Allerdings ist man nach acht Liedern echt froh, dass die Sprache gewechselt wird, denn dann kann man leichter ignorieren, was Fronter Nicola von sich gibt.
Kostprobe gefällig? In 'Weißt du' kommt zum Beispiel ein so geistreicher Vers wie "Plitsch, Platsch alles wird nass" vor, während der Refrain von 'Sag Bescheid' tatsächlich im Chorus verkündet: "Sag Bescheid wenn du gehst und mach die Tür fest zu". Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man meinen Bill von TOKIO HOTEL hat die Songtexte verbrochen. Aber nein, die Herren von OUT OF SEASON tingeln schon seit sage und schreibe 17 Jahren(!) durch die Weltgeschichte.
Da ist es außerdem echt bemerkenswert, dass ihr "eigener unverkennbarer Mix" (eine weitere Lüge im Promotext) in Sachen Sound zu einem großen Teil bei BULLET FOR MY VALENTINE (besonders auffällig beim Beginn von 'Amnesie'), 4LYN, den EMIL BULLS und NARZISS (bezogen auf die Brüller in 'Was Willst Du?') zusammengeklaut wurde. Da fragt man sich wirklich, wo dieser unkreativ zusammengeschusterte Klangmix "frisch, knackig, innovativ und ehrlich" sein soll. Denn alles, was hier dargeboten wird, hat man schon irgendwo gehört. So ist auch der Beginn von 'Heute Nacht' zwar knackig, hardrockig und auch ein wenig alternativ. Aber spätestens wenn der weinerliche deutsche Gesang einsetzt, vergeht einem jede Lust aufs weiterhören. Der musikalische Anspruch ist in etwa so groß wie bei einer Dorfkirmes und die Songs sind allesamt nach einem ähnlichen Schema aufgebaut. Hier ein paar moderne Metal-Riffs, da ein paar langsame Grunge-Anleihen und viel deutsche Texte über Liebe, damit auch der letzte Schlagerfan mitsingen kann.
Die vier englischen Songs am Ende der Platte können aber auch nichts mehr raus reißen, da Nicolas Stimme in einer anderen Sprache genauso unangenehm klingt wie im Deutschen.
'Hello', '7Years'. 'Sorry' und 'Never Is A Long Time' klingen darüber hinaus auch mehr nach Nu Metal als die anderen acht Stücke. Einige Crossover- und 90s-Mainstream Metal-Elemente lassen die Süddeutschen gegen Ende zwar härter klingen und der Rausschmeißer 'Never Is A Long Time' macht macht teilweise sogar richtig Spaß, aber insgesamt wird dem Hörer einfach nicht vermittelt, warum man sich den Namen OUT OF SEASON merken sollte. Das Songwriting ist ausgelutscht und hat die musikalischen Entwicklungen der letzten zehn Jahre gänzlich ignoriert. Die Stimme des Frontmanns ist nervig und die deutschen Texte an Peinlichkeit oftmals kaum zu überbieten.
Die wichtigste Frage allerdings, die sich nach dem Durchlauf von "Kopfkino" stellt, ist ob dieser Stilmix überhaupt jemandem gefallen kann. Deutschrock-Fans ist es nicht rotzig genug und Metaller wird die poppige Produktion den Spaß verderben. Auch wenn Aufnahmequalität und Fähigkeiten der Instrumentalfraktion mehr als okay sind, kann man mit dieser Scheibe keinen Spaß haben. Denn Stimmung, Atmosphäre und Hörgenuss sucht man hier vergebens.
- Note:
- 3.50
- Redakteur:
- Adrian Wagner