OUTRAGE (D) - We The Dead
Mehr über Outrage (D)
- Genre:
- Black Metal / Thrash Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Metal On Metal Records
- Release:
- 24.04.2014
- 11:59 - Eye For An Eye
- Kill Snow White
- The Biggest Wrench
- Be That As It May
- The Elemental War
- Death From Behind
- The Iron Door
- Sepia Eyes / Birth To The Flame
- Chastiser
- Spherical
- Delos
- We The Dead
Gelungener Spagat zwischen 80er-Black-Thrash-Charme und tighter Performance.
Wenn eine Band aus den Mittachtzigern, die es zwischen 1983 und 1987 auf vier Demos brachte und danach für gut 17 Jahre in der Versenkung verschwand, noch einmal versucht, dann ist das heutzutage nichts Ungewöhnliches mehr. Wenn diese Band dann innerhalb sechs weiterer Jahre sage und schreibe fünf komplette Alben als Eigenproduktionen veröffentlicht, ohne dass sie hiermit große Wellen zu schlagen vermag, dann zeugt dies indes schon von einer gehörigen Portion Hingabe und Ausdauer. Wenn sich dann nach sieben Jahren des Darbens ohne Plattenvertrag doch noch ein Label findet, das an die Truppe glaubt, dann würde ich sagen, dass sich die Band das mit ihrer Beharrlichkeit verdient hat.
So jedenfalls ist es OUTRAGE aus Pforzheim ergangen, einer Band, die im Ruf stehen könnte, zusammen mit Truppen wie SODOM und NECRONOMICON, aber auch mit DESASTER oder den Ulmer Kollegen von POISON zu den Mitbegründern des teutonischen Black/Thrash Metals zu gehören, wenn denn nur mehr Leute von den Herren Kenntnis genommen hätten. Dass sich das nun ändern möge, dafür möchte die rührige italienische Old-School-Schmiede Metal On Metal Records sorgen, die sich ab 2011 der Band angenommen hat und mit "Go To Hell" und zwei Demo-Compilation-Tapes bereits Aufklärungsarbeit betrieb. Nun liegt also der Nachfolger "We The Dead" vor, und mir deucht, dass bereits deutlich mehr Leute sich auf das Album gefreut haben, als man dies erwarten konnte.
Auch mir war die Truppe bisher trotz einer gewissen geographischen Nähe entgangen, und "We The Dead" macht zur Gänze klar, dass ich da bisher etwas verpasst habe, was mir sehr gut gefallen dürfte. Zuerst kann das Werk nämlich schon rein optisch durch ein opulentes Bookelt mit tollen Artworks von Jowita Kaminska-Peruzzi glänzen, die einen Horror-Totentanz in feiner Schwarz-Silber-Ästhetik aufbieten, der perfekt zur klassisch-morbiden Achtziger-Schwarzwurzelei des Quartetts passt. Musikalisch haben wir es mit einer feinen Mischung aus dem Stil früher SODOM-, VENOM-, BULLDOZER- oder HELLHAMMER-Werke zu tun, wobei sich "We The Dead" natürlich instrumental tighter und auch deutlich weniger rumpelig produziert gibt, als etwa "In The Sign Of Evil" oder "Welcome To Hell". Die Band verfügt eben doch schon über deutlich mehr Erfahrung, als es die genannten Szene-Vorreiter zu ihrer Zeit taten.
In Sachen Geschwindigkeit agiert das Quartett eher gezügelter, seltenst im Höchsttempo, dafür öfters mit mächtigem, fieß rockendem Groove, der auch doomiger agierenden Neunziger-Blackies wie etwa HADES (ALMIGHTY) gut zu Gesicht stünde. Manchmal wird das Tempo allerdings auch gut angezogen, wie etwa bei an frühe SLAYER erinnernden 'Spherical'. Die Songs sind zumeist eher kurz und knackig, in der Regel mit prägnanten Riff-Hooks und Refrains ausgestattet, die beispielsweise 'Kill Snow White' zu einem starken Mitbrüll-Track machen. Nur zwei Stücke kommen erst nach über fünf Minuten ins Ziel und präsentieren sich etwas ausladender, doch auch hier regiert der schnörkellose, bisweilen stampfende Black/Thrash mit knochentrockener Wucht, wie sie etwa 'Birth To The Flame' perfekt repräsentiert.
Ja, was soll ich mehr sagen? Natürlich wird bei OUTRAGE das Rad nicht neu erfunden, aber eine gewisse Sonderstellung nimmt die Band doch ein, da sie es aufgrund ihrer Wurzeln in den Achtzigern und aufgrund der langjährigen Erfahrung schafft, diesen archaischen Sound gleichzeitig authentisch, dabei aber doch auch musikalisch sehr professionell zu spielen. Damit beweisen die Bandgründer Frank (Gesang) und Udo (Gitarre) zusammen mit ihren Mitstreitern doch recht überzeugend, dass diese Spielart auch ohne den viel beschworenen Rumpelcharme auskommt. Wo einstige Weggefährten entweder nicht mehr aktiv sind, oder heute zwar technisch verbessert, aber auch produktionstechnisch deutlich moderner oder gar gänzlich stilfremd agieren, da gelingt OUTRAGE ein verdammt cooler Spagat, der in dieser Form alles andere als alltäglich ist. Daher gibt es eine dicke Kaufempfehlung für alle, die mit den Sounds von HELLHAMMER und SODOM groß geworden sind, und sich seither immer gefragt haben, ob diese Stilistik auch tight und gut produziert funktioniert, ohne ihren Charme zu verlieren. "We The Dead" gibt die Antwort.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle