OVERKILL - Live In Overhausen (DVD)
Mehr über Overkill
- Genre:
- Thrash Metal
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 18.05.2018
- Coma
- Infectious
- Blood Money
- Thanx For Nothin'
- Bare Bones
- Horrorscope
- New Machine
- Frankenstein (Edgar Winter Cover)
- Live Young, Die Free
- Nice Day ... For A Funeral
- Solitude
- Raise The Dead
- Rotten To The Core
- There's No Tomorrow
- Second Son
- Hammerhead
- Feel The Fire
- Blood And Iron
- Kill At Command
- Overkill
- Fuck You
Ein denkwürdiger Abend in Oberhausen.
Am 16. April im Jahre 2016 lud OVERKILL ihre getreue Anhängerschaft zu einem äußerst exklusiven Event in die Turbinenhalle 2 in Oberhausen ein und schrieb an diesem denkwürdigen Abend ganz nebenbei ein Stück lebendige Thrash-Metal-Geschichte. Gleich zwei kompletten Alben sollte anlässlich ihrer Jubiläen Tribut gezollt werden und wurden deshalb in voller Länge auf die Bühne gebracht. Zum einen feierte OVERKILL das 30-jährige Jubiläum ihres "Feel The Fire"-Albums, welches zugleich eines der bedeutendsten Thrash-Metal-Debüt-Alben der gesamten Historie darstellt und zum anderen durfte sich auch ihre bis heute erfolgreichste Scheibe "Horrorscope" zu seinem 25. Jahrestag feiern lassen. Über die musikalischen Qualitäten und derer Bedeutung für die gesamte Szene bedarf es wohl bei bloßer Namensnennung dieser beiden Klassiker keiner großen Worte mehr.
Den Beginn des Konzerts bildet unter wahrlich imposantem Bühnenaufbau der jüngere der beiden Jubilare, nämlich das 1991 veröffentlichte Album "Horrorscope", bevor es nach kurzer Unterbrechung mit dem finalen Album "Feel The Fire" weitergeht. OVERKILL spielt dabei die Songs beider Scheiben in ihrer ursprünglichen Chronologie. Bild, Ton und Licht sind auf der mir vorliegender DVD, wie nicht anders zu erwarten, absolut erstklassig. Die Kameraführung ist sehr angenehm und nicht, wie bei vielen anderen Veröffentlichungen, zu hektisch. Zwischen einigen Songs werden immer wieder Kommentare und zusätzliches Bildmaterial der Bandmitglieder und deren Wegbegleiter eingebaut, die einiges an zusätzlichen Infos der Jubilare bereithalten. Dies kann man nun sowohl als störend, weil dadurch der natürliche Konzertfluss etwas verloren geht, oder aber als gelungene Auflockerung empfinden. Wie dem auch sei, die Infos sind immer so hinter den jeweiligen Songs platziert, dass der Betrachter die Möglichkeit hat, sie mit seiner Fernbedienung bei Bedarf einfach zu überspringen.
Wenn Bobby "Blitz" Ellsworth davon spricht, sich an diesem speziellen Abend wieder wie ein fünfzehnjähriger Teenager gefühlt zu haben, kann ich ihm nach der Einverleibung des Mitschnitts nur wohlwollend zustimmen. Augenscheinlich erging es auch den meisten anwesenden Zuschauern, inklusive dem hier schreibenden Rezensenten, genauso oder zumindest so ähnlich. Band und Publikum bilden an diesem geschichtsträchtigen Abend eine viel zitierte Einheit und schaukeln sich im Verlauf des Konzerts dabei immer wieder gegenseitig zu Höchstleistungen an. Bobby wirkt, als wäre er gerade erst einem Jungbrunnen entstiegen. Er gibt den unumstrittenen Aktivposten auf der Bühne und unterstreicht dadurch seine erstklassige Gesangsdarbietung immer wieder beeindruckend mit seinen für ihn typischen theatralischen Gesten. Für den charismatischen Frontmann stellen selbst im nunmehr etwas gesetzteren Alter auch die höchsten Schreie augenscheinlich immer noch kein Problem dar. Es gibt wohl nicht mehr allzu viele Persönlichkeiten in unserer Szene, die dermaßen in Würde gealtert sind wie er. Sein langjähriger Wegbegleiter und Sidekick D.D. Verni sorgt zusammen mit Derek Tailer nicht nur für die unabdingbar typischen Overkill'schen Backing-Shouts, sondern wechselt im Laufe der Darbietung auch immer wieder seinen Bass. Am eindrucksvollsten wirkt Herr Verni, wenn er mit einer doppelhälsigen Bassgitarre wie beim Titelsong 'Horrorscope' die in grünes Licht getauchte Bühne betritt und dabei Assoziationen eines Gene Simmons erweckt. Dave Linsk beeindruckt indes nicht mit irgendwelchen optischen Spielereien, sondern einzig und alleine durch sein pfeilschnelles, cooles, auf den Punkt gebrachtes Spiel. Drummer Jason Bittner konzentriert sich auf sein präzises Drumming und sorgt dadurch für die nötige Präzision und Dynamik.
Fazit: OVERKILL gelang eine mehr als würdige Darbietung ihrer beiden Jubiläumsalben, die mit dem unverzichtbaren "Fuck You" seinen krönenden Abschluss findet. Selbst der einzige kleine Fauxpas bei 'Kill At Command' (Bildschnitt und Tonspur laufen nicht synchron) kann diesem Meisterwerk nicht die Höchstnote strittig machen. Im Laufe der Jahrzehnte verloren Live-Aufnahmen unbegreiflicherweise leider immer mehr an Bedeutung. Ich entstamme noch einer Zeit, in der Live-Alben als Aushängeschild einer Band galten und einen besonderen Stellenwert in jeder persönlichen Sammlung einnahmen. OVERKILL gelang nun mit "Live In Overhausen", sich in die lange Liste ihrer prominenten Vorreiter wie beispielsweise MOTÖRHEAD mit "No Sleep Till' Hammersmith", KISS mit "Alive", SCORPIONS mit "Tokyo Tapes", DEEP PURPLE mit "Made In Japan" oder THIN LIZZY mit "Live And Dangerous" einzureihen und sollte in künftigen Aufzählungen in einem Atemzug mit selbigen genannt werden. Vielleicht schafft die aus New Jersey stammende Band mit dieser Veröffentlichung, das Bewusstsein einiger Zuhörer für Live-Aufnahmen wieder zu sensibilisieren und diesen dadurch etwas mehr Bedeutung zukommen zu lassen. So wie damals, als ich fünfzehn Jahre alt war. Das Potenzial dazu besitzt "Live In Overhausen" allemal.
"Live In Overhausen" wird, wie für Produktionen von Nuclear Blast üblich, in verschiedenen Ausführungen wie CD, Vinyl, DVD und Blu-Ray erhältlich sein. Über die genauen Ausführungen erkundigt sich der interessierte Fan am besten über die offizielle Homepage von Nuclear Blast. Für welche Ausführung sich der geneigte Käufer schlussendlich entscheidet, bleibt reine Geschmacksache. Wichtig ist nur, dass man sich dafür entscheidet.
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Mahoni Ledl