OVERKILL - RELIXIV
Mehr über Overkill
- Genre:
- Thrash
- Label:
- Regain/SPV
- Release:
- 21.03.2005
- Within Your Eyes
- Love
- Loaded Rack
- Bats In The Belfry
- A Pound Of Flesh
- Keeper
- Wheelz
- The Mark
- Play The Ace
- Old School
Seit mehr als zwei Dekaden erfreuen uns OVERKILL nun schon mit ihrer Musik. Damit gehören sie zu den dienstältesten Kapellen auf dem Metalsektor. Auch wenn es einige Besetzungswechsel gab, haben die New Yorker niemals den Kopf in den Sand gesteckt und sich auch musikalisch zu keinem Zeitpunkt ernstlich verbogen. Kleinere Experimente gab es sicherlich, aber im Gegensatz zu vielen anderen Truppen haben OVERKILL immer nach OVERKILL geklungen. Und das tun sie auch anno 2005 immer noch. Während viele Kapellen, die zeitgleich mit ihnen ins Rennen gegangen sind, heute nur noch ein Schatten ihrer selbst sind und auf den Brettern, die den Metal bedeuten nur noch aufgrund ihrer alten Glanztaten zu überzeugen verstehen, geben OVERKILL – vor allem on stage – immer 110 Prozent und müssen sich nicht von jüngeren Bands den Strom aus den Locken nehmen lassen. Aber all' das wisst ihr ja eh'. Wenden wir den Blick also auf Studiowerk Numero 14.
Hatte der Vorgänger "Killbox 13" mächtig zu gefallen verstanden, so bin ich beim vorliegenden Album "RELIXIV" beim ersten Durchlauf etwas vom Sound irritiert. Die Jungs um Blitz und D. D. Verni wollten an ihrem 20-jährigen Album-Jubiläum eine deutliche Hommage an ihre Wurzeln veröffentlichen und haben deshalb alles in Eigenregie eingezimmert. Klingt das aufs erste Ohr etwas undynamisch, so gewöhnt man sich sehr schnell an den erdigen Klang, der hervorragend zu den Riffmonstern passt. Ein musikalischer Schlag in die Fresse wirkt auch ohne moderne Hilfsmittel. Und so säbelt der Fünfer ungestüm und ohne Rücksicht auf Verluste aus den Boxen.
Beginnend mit dem langen 'Within Your Eyes', welches gleich schwer stampfend die SABBATH-Schule preisgibt, die ja seit jeher auf allen OVERKILL-Releases ihre sympathischen Spuren hinterlässt, entlässt der aktuelle Output den Hörer nach zehn Songs gleichermaßen erledigt wie begeistert. Tim Mallare reißt noch im Opener das Ruder herum und tritt mächtig aufs Double-Gas-Pedal. 'Love' entpuppt sich schnell zur Live-Hymne, während 'Loaded Rack' herrliches Oldschool-Futter serviert. Mit 'Bats In The Belfry' hatte ich anfänglich meine Probleme. Obwohl der abgehakte Rhythmus sofort zum Mitmachen animiert, konnten mich das Stakkato-Riffing und die andauernde Wiederholungs-Schleife der Lyriks nicht wirklich überzeugen. Nach einigen Spins will aber gerade diese Nummer so gar nicht mehr aus meinem Schädel weichen. Scheint ja doch gut zu sein. Bei 'Pound Of Flesh' fühlt man sich auf der Schlachtbank. Blitz seziert mir die Gehörgänge mit extrem spitzen Schreien, die natürlich über jeden Zweifel erhaben sind. So will ich das hören! Kombiniert mit einer Rhythmuswand, die mich niederpresst und nicht den geringsten Zweifel daran lässt, dass die ausbrechende Killergitarre gleich meine Halsschlagader rasieren wird. Zum Glück kann die melodische Soloklampfe im letzten Moment noch meinen ekstatisch ansteigenden Puls wieder auf Normalfrequenz senken, so dass ich für 'Keeper' gewappnet bin. Und dieser Brecher hackt dann auch unbarmherzig in die gleiche Kerbe. Heilige Scheiße, was ein Brett! Im Vers-Part gibt es den ultimative Groove, während der Chorus von einem mächtigen Gewitter unterlegt die Nutzung einer Atemmaske nahe legt. Hat man sich davon erholt, überraschen die Jungs mit einem kleinen SLAYER-Zitat bei 'Wheelz'. Sehr sympathisch. 'Mark' erfreut dann wieder mit typischen Attributen und herrlichen Tempowechseln, wobei sich vor allem die schleppende Passage zum Hinhörer entwickelt, da Mr. Ellsworth mit einer exquisiten Sangesleistung aufwartet. Warum nur muss dieser Song ausgeblendet werden? Eine Frage, die ich mir übrigens häufiger stelle. Mit 'Play The Ace' folgt dann noch ein schöner Stampfer, der sofort mitreißt und zum Ende hin noch mal schön anzieht. Den Rausschmeißer bildet ein Song namens 'Old School', bei welchem die Punk-Attitüde der Jungs noch mal ganz klar unterstrichen wird. Eine herrlich rotzige Nummer, die sofort gute Laune verbreitet und sicherlich schnell zum Stagekilller mutieren wird.
Müßig zu erwähnen, dass mir persönlich das Album nach kurzen Anlaufschwierigkeiten sehr gut gefällt. Vielleicht kommt es nicht ganz an seinen Vorgängen heran, aber diese Vergleiche sind eigentlich überflüssig, da beides typisches OVERKILL-Material bietet und somit auch jeden Freund der Band zufrieden stellen müsste. Klar, ganz fanatische Oldschool-Freaks werden das eine oder andere moderne Riff auf dem Album ausmachen. Wer den Jungs allerdings Trendschielerei vorwirft, hat das Konzept hinter der Mucke nicht verstanden. Es gibt einen Bandklassiker, der aus zwei schlichten Worten besteht und sicherlich klar macht, nach welchen Gesichtspunkten die Herren auch heute noch komponieren. Mehr muss dazu nicht gesagt werden.
Anspieltipps: A Pound Of Flesh, Old School, Wheelz
- Redakteur:
- Holger Andrae