PAIN OF SALVATION - 12:5
Mehr über Pain Of Salvation
- Genre:
- Prog
- Label:
- InsideOut/SPV
- Release:
- 23.02.2004
- BOOK I: GENESIS
- --- Brickwork part 1 (I-V) ---
- I
- II
- III
- IV
- V
- BOOK II:GENESISTER
- Winning A War
- Reconciliation
- Dryad Of The Woods
- Oblivion Ocean
- Undertow
- Chainsling
- BOOK III:GENESINISTER
- --- Brickwork part 2 (VI-X) ---
- VI
- VII
- VIII
- IX
- X
Während die Rockwelt sehnsüchtig auf das neue Langeisen "Be" wartet, jubeln uns PAIN OF SALVATION in Form von "12:5" den Mitschnitt ihres Unplugged-Auftritts vom 12.05.2003 – so erklärt sich auch der schräge Titel – als Überbrückung unter. Doch dieses Wort klingt, als würden uns die Jungs hier eine halbgare Scheiblette vorlegen, was – und damit greife ich wohl nicht zu weit vor – natürlich in keiner Weise zutrifft.
Viel eher trifft die Tatsache zu, dass PAIN OF SALVATION mit diesem Rundling eindrucksvoll unter Beweis stellen, wie harmonisch, gefühlvoll und eingängig ihre Kompositionen sind.
Hatte ich beim Blick auf die Tracklist kurz Zweifel, es nicht doch mit dem neuen Studio-Output zu tun zu haben – die Burschen haben den Songs mal kurz andere Titel bzw. keine Titel gegeben – wischt die Eröffnungsnummer lauschenden Ohres alle Zweifel beiseite.
Schlagen wir das erste Buch – Genesis – auf und lassen uns von der Wahl des Einstiegssongs überraschen. Schließt 'Leaving Entropia' bekanntlich das erstklassige Debüt der Band ab, so eröffnet es hier in einer atemberaubenden Version diese Tonkonserve. Unglaublich, mit welcher Intensität hier Gitarre und Klavier miteinander harmonieren. Aber das ist erst der Auftakt einer emotionalen Berg- und Talfahrt, die ihren ersten Gipfel schon beim Intro des nachfolgenden 'This Heart Of Mine' erreicht und mich völlig plättet. Daniel Gildenlöw singt sich um Kopf und Kragen und bringt mich beinahe aus der Fassung. Und dass ich mit dieser Meinung nicht komplett allein dastehe, belegt die absolute Stille im Publikum. Es vergehen immer einige Sekunden nach dem Verklingen der letzten Note, bevor es jemand wagt zu klatschen. Eindrucksvoll, wenn man seine Zuschauer dermaßen in seinen Bann ziehen kann. So geschehen beim anschließenden 'Song For The Innocent'/'Her Voices', welche vor allem aufgrund der Satzgesänge mit Leben versehen werden und belegen, dass andere Bands froh und glücklich wären, wenn sie nur einen Sänger dieser Qualität in ihren Reihen beherbergen würden. Und über allem thront Daniel, der sich hier in jedes Herz hineinkatapultiert und mit einem kurzen 40-sekündigen Jam-Segment das erste Buch des Abends fulminant schließt.
Teil Zwei – amüsanterweise Genesister benannt – öffnet mit 'Winning A War', bevor uns das recht frickelige 'Reconciliation' aus der Ekstase reißt. Und wer nun glaubt, ein akustisch instrumentierter Song könnte nicht dynamisch klingen, sollte sich diese Version anhören - wer erkennt die Filmmusik, die in der Mitte fast beiläufig angestimmt wird?
Während nun eine instrumentale Fassung von 'Dryad Of The Woods' unsere Ohren balsamiert, versuche ich mich kurz von den gehörten Eindrücken zu erholen, was mir natürlich nicht gelingt, da mit 'Oblivion Ocean' sofort der nächste Zauber über den Hörer gelegt wird. Gildenlöws' Stimme bewegt sich an manchen Passagen kurz vor dem Wegbrechen, was der ganzen Angelegenheit nur noch mehr Leidenschaft abgewinnt.
Leidenschaft - das passende Stichwort für meinen heimlichen Hit auf "Remedy Lane": 'Untertow'. Was die Jungs PAIN OF SALVATION hier vorlegen, übertrifft das Original in Sachen Emotionen um Längen und verursacht bei mir eine megafette Gänsehaut. Wie gut, dass 'Chainsling' etwas Abkühlung verschafft und so das zweite Buch beendet.
Öffnen wir nun das letzte Buch und werden vom genialen 'Idioglossia' erfasst, welches in eine instrumentalen Version von 'Her Voices' mündet. Im nachfolgenden 'Second Love' ersetzt eine grandiose Piano-Sequenz das Gitarren-Solo, was der Nummer eine ganz besondere Note verleiht. Sehr schön, wie PAIN OF SALVATION dem Hörer immer wieder veränderte Arrangements anbieten. So auch bei 'Ashes', welches ebenfalls sehr schräg anmutet. Da ich kein Musiker bin, kann ich nur raten, dass der Song eventuell in eine andere Tonart transponiert wurde. Völlig egal, was sie mit dem Song angestellt haben, es klingt erstklassig. Vor allem der Gesang, der nicht nur bei diesem Track immer wieder mit überraschend rauchigen Facetten aufwartet, sprengt sämtliche Hörerwartungen. Breitwand-Ohrenkino! Abgerundet wird diese superbe CD von einer kurzen Jam-Session, die den gelungenen Ausklang zu einem perfekten Konzerterlebnis liefert.
Ich denke nicht, dass ich noch irgendwelche abschließende Worte zu solch einem Rundling absondern muss. Let the music do the talking!
Anspieltipps: Genesis, Genesister, Genesinister
- Redakteur:
- Holger Andrae