PAIN OF SALVATION - Road Salt One
Auch im Soundcheck: Soundcheck 05/2010
Mehr über Pain Of Salvation
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Insideout (EMI)
- Release:
- 14.05.2010
- No Way
- She Likes To Hide
- Sisters
- Of Dust
- Tell Me You Don't Know
- Sleeping Under The Stars
- Darkness Of Mine
- Linoleum
- Curiosity
- Where It Hurts
- Road Salt
- Innocence
PAIN OF SALVATION mal wieder auf neuen Pfaden.
Als Fan von PAIN OF SALVATION kann man sich in den letzten Jahren vor allem in einem Punkt sicher sein: Bei dieser Band ist nichts unmöglich. Und ich meine wirklich nichts. War "Remedy Lane" ein perfekt ausbalancierter, unglaublich atmosphärischer und melanchlischer Prog Happen, so folgte mit "Be" eine Art Prog Musical, das so sperrig war, dass es nicht wenige Hörer hoffnungslos verlor. Und "Scarsick" wiederum spielte mit Dancebeats, Alternative Rock & Lagerfeueratmosphäre. Auch hier haben sich nicht wenige Fans die Augen und Ohren gerieben.
Und ich sage euch, mit "Road Salt, Part One" wird exakt dies ebenfalls passieren. Denn wer geglaubt hat, dass das dynamisch nach vorne rockende, mit coolem 70er-Flair unterlegte 'Linoleum' von der gleichnamigen EP die Richtung vorgeben würde, sieht sich getäuscht. So rockig geht es sonst auf dem Album eher nicht zu. Stattdessen gibt es viele Grenzensprenger, die mit Sicherheit für riesige Fragenzeichen auf der Stirn sorgen werden.
Beispiele gefällig? Gern. 'No Way' ist noch ein verhältnismäßig normaler Einstieg. Retro-Rock. Mit Gitarre. Ungewöhnlich. Zumindest beim ersten Hören. Im Albumkontext dann eine der gewöhnlichsten Kompositionen. 'She Likes To Hide' hat den Blues gepachtet, das vom Piano getragene und dezent orchestrierte 'Sisters' ist der bis dato ruhigste Song, den die Band je geschrieben hat und 'Of Dust' ist eine lupenreine Gospelnummer, die von der Atmosphäre her ein wenig an "Be" erinnert. Und das sind die Songs eins bis vier. Und es wird nicht "normaler". Nein, denn mit 'Tell Me You Don't Know' strömt latentes Countryflair durch die Boxen und 'Sleeping Under The Stars' wurde direkt von Kirmesmusik inspiriert. Der Song ist so schräg, dass man gar nicht weiß wie ernst das gemeint sein soll. Dazu ein total cooler Text, der durchaus zum Schmunzeln anregt.
Der Höhepunkt der Obskuritäten ist damit aber auch erreicht. 'Curiosity' hat zwar noch einen Swing-Appeal und 'Where It Hurts' (todtrauriger Text!) sowie 'Road Salt' klauen 'Sisters' im Wechsel den Titel "ruhigster Song der Band", aber zumindest 'Darkness Of Mine', 'Linoleum' und das mit einem relaxten Basisriff versehene 'Innocence' sind tatsächlich in erster Linie von den 60ern und 70ern inspirierter Progressive Rock und bei weitem nicht so irritierend wie die erste Hälfte des Albums.
Nun, bisher habe ich ja eher versucht zu beschreiben, was euch musikalisch erwartet und mich damit zurückgehalten, meine Meinung zu schreiben. Und das hat auch einen guten Grund: Ich bin auch nach mehr als einem Dutzend Durchläufen noch nicht wirklich sicher, wie ich zu dem Album stehe. Es ist wohl noch vor "Be" das mutigste und experimentellste Werk, das Daniel Gildenlöw bisher komponiert hat. Und es ist ebenfalls eindeutig die Scheibe, die am wenigsten rockt. Die Instrumentierung ist oftmals sehr zurückhaltend und die Musik eine Reise durch ihre eigene Geschichte. Gott, ich schweife schon wieder ab, weil es mir so schwer fällt, meine Meinung in passende Worte zu fassen.
Also, nächster Versuch: Ich mag den Anspruch, den die Band an sich hat, wirklich progressiv zu sein und sich immer zu entwickeln, keine Grenzen zu kennen und genau das zu tun, was sie will. Und die meisten Songs schaffen es auch eine Langzeitwirkung zu entfalten. 'Sleeping Under The Stars' ist so ein Song, der stetig wächst, aber auch 'Curiosity' kann seine Enterhaken in den Trommelfellen platzieren. Und 'Linoleum' ja eh. Ein Song wie 'Where It Hurts' punktet bei mir hingegen vor allem durch den Text. Gospel und Country werden aber wohl auch in Zukunft nicht meine favorisierten Genres. Von daher sind 'Of Dust' und 'Tell Me You Don't Know' zwar spannende Experimente, aber eigentlich auch Nummern, auf die ich verzichten könnte. Schwierig.
Äh, jetzt noch eine Note. Wenn ich mich streng an unsere Notendeskription halte, ist es wohl am Ende doch ein Album, das ich weiterhin auflegen werde. Es gibt einige Hits, es gibt kleine Längen. Ja, das passt wohl. Als Note ausgedrückt, sind das acht Punkte. Aber ganz ehrlich, diese Zahl bedeutet eigentlich nichts. Hier könnt ihr nur eins tun: Reinhören und entscheiden, ob ihr dieser Straße folgen wollt. Seid auf alles vorbereitet.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Peter Kubaschk