PALIMPSEST, THE - Primary
Mehr über Palimpsest, The
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Musoloco
- Release:
- 03.12.2022
- Hello
- The Death Of The Only Child
- Dearly Beloved
- The Stranger
- Questions
- Enough (I'm Tired)
- Time And Tides
- Miss You
- Maybe
- Reprise
Für gute Musik reicht manchmal eine Person.
Und wieder ist unsere Welt um ein Ein-Mann-Projekt reicher. Hinter THE PALIMPSEST steckt Glamdave, der seit über dreißig Jahren musikalisch aktiv ist. Bevor wir in die Musik einsteigen, treiben wir doch kurz aus gegebenem Anlass etwas Handschriftenkunde. Ein Palimpsest ist ein Schriftträger – meist ist es ein Pergament –, der abgeschabt oder abgewaschen wurde, um ihn neu beschreiben zu können. Mit moderner optischer Technik kann der ursprüngliche Text wieder lesbar gemacht werden. Ich stelle mir vor, dass das Konzept, das sich hinter "Primary" verbirgt, auch mit dem Bandnamen in Zusammenhang steht. Die Promo-Info fasst die Story folgendermaßen zusammen: Der Protagonist schenkt sich an einem regnerischen Herbstabend einen Drink ein und bemerkt auf dem Tresen eine alte Spieluhr, die er aufzieht und der Melodie lauscht. Szenen aus seinem Leben ziehen vor seinem geistigen Auge vorbei. Mit dem ersten Stück 'Hello' können wir diesen Vorgang wie in einem Hörspiel miterleben. Nach und nach wird das Erinnerte Schicht für Schicht freigelegt.
Musikalisch beginnt "Primary" mit 'Hello' sehr atmosphärisch und herbstlich-melancholisch. Ein sehr gelungener Einstieg, wie ich finde! Das über zehn Minuten lange 'Death Of The Only Child' setzt die Erzählung im Gewand des modernen Prog Rocks mit durchaus erhabenen Momenten und hypnotischen Gitarren-Leads im Stil von MARILLION fort. Auch das wunderschöne 'Dearly Beloved' zieht einen sofort in den Bann. Die anderen Stücke haben ebenfalls ihre starken Seiten, lediglich 'Miss You' ist ein wenig seicht geraten.
Als Sänger macht Glamdave seine Sache schon gut, seine Stimme ist angenehm, er ist aber kein herausragender Vokalist. Da Ausdruck und Stimmumfang gewisse Grenzen haben, kann die Note nicht noch höher ausfallen. Gelegentliche Manierismen, wie wir sie von Fish kennen, sind auch nicht sonderlich hilfreich. Angesichts der Kompositionen wäre eine 8,5 drin gewesen. Dennoch, "Primary" ist ein gelungenes Prog-Gesamtpaket mit abwechslungsreichen und emotional stimmigen Songs.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Jens Wilkens