PALLAS - The Dreams Of Men
Mehr über Pallas
- Genre:
- Progressive Rock
- Label:
- Inside Out Music / SPV
- Release:
- 21.10.2005
- Bringer Of Dreams
- Warriors
- Ghostdancers
- Too Close To The Sun
- Messiah
- Northern Star
- Mr Wolfe
- Invincible
- The Last Angel
Wieder haben PALLAS eine halbe Ewigkeit verstreichen lassen. Vier Jahre sind ins Land gezogen, seit die schottische Prog-Rock-Institution mit "The Cross & The Curcible" ein Meisterwerk abgeliefert hat, welches wohl nur noch schwer zu toppen sein sollte. Dementsprechend haben sich die beiden Bandköpfe und Perfektionisten in Personalunion, Niall Mathewson und Graeme Murray, auch wieder sehr viel Zeit genommen und können nun erneut mit einem Album aufwarten, das sämtliche Erwartungen übertrifft. "The Dreams Of Men" ist definitiv eines der stärksten Prog-Alben des neuen Jahrtausends und wahrscheinlich das beste Werk in der gesamten Historie von PALLAS. Mit orchestralen Arrangements und einem ständigen Spiel mit der Laut-Leise-Dynamik packen PALLAS die Sache heuer an und treffen dabei voll ins Schwarze; die Musik auf "The Dreams Of Men" ist Spannung pur und lebt von den packenden Wechseln zwischen opulent vertonten, operngleichen Sounds und dezent instrumentierten Akustik-Passagen, in denen Alan Reed den vollen Zauber seiner Stimme ausspielen kann. So singt sich der Mann gottgleich durch das Album, vorbei an spannungsgeladenen Kompositionen wie 'Bringer Of Dreams' und 'Too Close To The Sun', vorbei an einem überraschend direkten Song in Form von 'Messiah' und vorbei an einem der schönsten Instrumentalstücke, die ich je gehört habe: 'Northern Star'.
Wie eigentlich immer haben sich PALLAS die Höhepunkte aber wieder bis zum Schluss aufgehoben: 'Invincible' und das ruhig beginnende 'The Last Angel' streifen beide die 10-Minuten-Marke und zeigen die Band in ihrer ganzen lebendigen Ausstrahlung. Alle Stärken der bis dahin schon vergangenen Dreiviertelstunde werden hier erneut zum Leben erweckt und noch detaillierter ausgeschmückt als im eh schon verzaubernden Material. Mehr und mehr fügen sich die verschiedenen Elemente hier zusammen: Erst der ruhige Gesang, dann ein paar zurückhaltende Keyboard-Sounds, schließlich ein gemächlicher Rhythmus und zum Ende dann das orchestrale Dach.
Zwischenzeitlich taugt das Material von "The Dreams Of Men" sogar als Soundtrack, besonders in den düsteren Passagen solcher Songs wie 'Ghostdancers' oder beim wiederum orchestralen 'Warriors'. Die Wurzeln der eigenen Musik kommen kurze Zeit später in 'Too Close To The Sun' zur Geltung. Hier setzen PALLAS eine keltische Harfe sowie diverse Flöten für das Intro ein und steigern sich nach und nach in ein instrumentales Feuerwerk, das partiell auch von einigen psychedelischen Flächen aufgewertet wird. Eines haben allerdings alle neun Kompositionen trotz ihrer Vielseitigkeit gemeinsam: Sie geraten nicht ein Mal aus den Fugen, und die Band selber verliert nie den Faden, an den man sich haften kann. Spannend aber nicht durcheinander und chaotisch - das macht für mich gute progressive Rockmusik aus, und dieses Kriterium erfüllen die Schotten auf diesem Album in seiner kompletten Ausprägung.
Es ist ein ständiges Hin und Her auf "The Dreams Of Men", und doch behalten die Schotten immerzu den Überblick und die Kontrolle. Die gesamte Performance wirkt durchweg souverän, und genau das strahlt das Gesamtwerk auch aus.
Vier Jahre Wartezeit haben sich also wieder gelohnt. PALLAS wirken genialer als je zuvor und liefern mit dieser Scheibe mein persönliches Prog-Highlight 2005 ab. Besser durchdacht und vielseitiger kann man progressive Rockmusik kaum schreiben, ohne dabei das Ruder über die eigene Darbietung aus der Hand zu verlieren. PALLAS haben diesen Balanceakt dieses Mal perfekt gemeistert und sorgen für mehr als eine Stunde exzellentester Unterhaltung. "The Dreams Of Men" muss man haben, am besten direkt in der üppigen Doppel-CD-Variante, auf der es zusätzlich noch vereinzelte Soundbeispiele aus der Entstehungsphase des Albums zu hören gibt.
Anspieltipps: The Last Angel, Ghostdancers, Bringer Of Dreams, Invincible
- Redakteur:
- Björn Backes