PALLAS - wearewhoweare
Mehr über Pallas
- Genre:
- (Neo)Prog
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- just for kicks
- Release:
- 08.02.2015
- Shadow Of The Sun
- New Life
- Harvest Moon
- And I Wonder Why
- Dominion
- Wake Up Call
- In Cold Blood
- Winter Is Coming
Kraftvoller, düsterer Neo-Prog.
Irgendwie habe ich den Eindruck, die schottische Progband PALLAS habe es schon immer gegeben. Dabei erschien das erste, heute als Vorzeigealbum des Neoprogs zu bezeichnende Album "The Sentinel" erst im Jahr 1984. Nun denn, wenn ich mich nicht verzählt habe, ist"wearewhoweare" das siebente reguläre Studioalbum der Band, offizielle Bootlegs, EPs und andere Obskuritäten mal außen vor gelassen.
Legt man den Rundling in den Player, so bekommt man bei dem sieben Minuten langen Opener gleich druckvoll zu spüren, dass man PALLAS nicht zum alten Eisen – darf man das bei Proggern überhaupt schreiben? – zählen kann. Der Bass brummelt herrlich dynamisch neben einer kraftvoll riffenden Gitarre herum und auch rhythmisch startet die Band mit 'Shadow Of The Sun' erfreulich forsch. Es rockt! Dazu pulsierende Keyboards und ein originell klingender Sänger. Verweilen wir gleich mal bei Paul Mackie, der aktuellen Stimme von PALLAS. Dieses Organ ist ein absoluter Glücksgriff für die Schotten gewesen, denn es passt wie der berühmte Deckel auf den berühmten Eimer zum modifizierten Gesamtsound der Band. Schien man auf dem letzten Album noch ein bisschen unsicher zu sein, wohin die musikalische Reise nach dem Weggang von Urstimme Alan Reed denn gehen soll, hören wir im Jahr 2015 eine Band, die genau zu wissen scheint, was sie da macht. Hier werden alte Traditionen mit zeitgemäßen Partikeln vermengt und es entsteht ein typisches PALLAS-Album, welches dabei aber nicht eine Sekunde altbacken oder hüftsteif wirkt.
Reagiere ich auf modernes Soundgezaubere gerne mal allergisch, muss ich hier schreiben, dass "wearewhoweare" wunderbar warm, klar und druckvoll aus den Boxen wabert. Man kann sich fallen lassen in ein wohliges Gewebe aus Saiten- und Tastenklängen, die nach einigern Umdrehungen sogar eine gewisse Eingängigkeit aufweisen.
So entpuppt sich das, wie fast alle Nummern der Band, leicht mystisch klingende 'Harvest Moon' schnell zur Hitsingle des Albums und mag gar nicht mehr aus dem Kopf verschwinden. Das getragene 'And I Wonder Why' ist mir dann leider etwas zu zäh. Da fehlen mir die spritzigen kleinen Ausreißer oder wahlweise die rockenden Passagen.
'Dominion' ist mit seinen neun Minuten Spielzeit dann so etwas wie das Herzstück des Albums. Die Nummer stampft grollend und düster aus den Boxen und wenn sich im Mittelpart dann plötzlich schwere Synthesizertsunamis auftürmen, bekommt man leichte Beklemmungen. Danach ist aber wieder ruhige See und so bekommt der Zuhörer die nötige Zeit zum Durchatmen. Ein Song, der sehr schön belegt, dass ein langes Progstück nicht verschachtelt sein muss, um zu überzeugen. Der Titel 'Wake Up Call' ist programmatisch für die nächste Nummer, denn hier gehen die Progschotten sehr energisch zu Werke. Gefällt mir ganz ausgezeichnet und ist ein schöner Übergang zum melancholischen 'In Cold Blood', welches fast nur vom herausragenden Gesang lebt. Entenpelle.
Den krönenden Abschluss bildet das verspielte 'Winter Is Coming', welches fast schon aggressiv wirkt, was unter anderem am sehr forschen Gesangsstil in dieser Nummer liegt. Aber auch die beinahe wütend wirkenden, rhythmischen Überraschungen, sowie die flotten Gitarrenmelodien in dem Stück, machen den heran nahenden Winter zu einer echten Achterbahnfahrt.
So kann ich PALLAS hier ein rundum gelungenes Album attestieren, welches man sicherlich ein paar Mal anhören sollte, um es vollends genießen zu können. Sicherlich nichts Ungewöhnliches für eine Scheibe dieser Stilrichtung und eher als Auszeichnung zu bewerten. Daumen hoch.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Holger Andrae