PANTERA - Live At Dynamo Open Air 1998
Mehr über Pantera
- Genre:
- Metal / Groove Metal
- Label:
- Dynamo Concerts / Bertus
- Release:
- 08.09.2023
- Walk
- A New Level
- Suicide Note Pt. 2
- War Nerve
- Becoming
- Sandblasted Skin
- Hard Lines Sunken Cheeks
- Primal Concrete Sledge
- I'm Broken
- Fucking Hostile
- This Love
- Domination, Hollow
- Mouth For War
- Cowboys From Hell
Toller Einstand für eine spannende Veröffentlichungsreihe des Dynamo Open Airs.
Wer den Namen Dynamo Open Air liest, der wird sicher etwas melancholisch werden, denn wohl jeder hat schon einmal nach einem Konzert seiner Lieblingsband auf YouTube gesucht und ist dabei über einen Auftritt auf diesem legendären Festival in den Niederlanden gestoßen. Bevor Wacken oder das Hellfest den europäischen Kontinent eroberten, war nämlich das Dynamo das kultigste Festival Europas, bei dem sich in den Neunzigern jeder die Klinke in die Hand gab, der im damals modernen und angesagten Metal ein Wörtchen mitzureden hatte. Das Festival öffnet dieser Tage nun sein Archiv und wird uns in Zukunft zahlreiche Veröffentlichungen, die Auftritte dieser legendären Zeit für die Fans verfügbar machen, servieren. Das alles geschieht unter dem Banner "Historic Live Music Collection - Dynamo Open Air 1986 - 2005" und soll das Erbe dieses großartigen Festivals feiern. Eine der Bands der ersten Welle der Veröffentlichungen ist PANTERA mit dem entsprechenden Aufritt aus dem Jahr 1998.
Unternehmen wir also eine kleine Zeitreise ins Jahr 1998: PANTERA befindet sich damals weiterhin auf einem absoluten Höhenflug und thront vollkommen zu recht an der Spitze der Groove-Metal-Bewegung. Ja, mit "The Great Southern Trendkill" hat der Vierer zwar gerade einen durchaus umstrittenen und nicht von allen Fans geliebten Langspieler veröffentlicht - sobald der Vierer aber die Bühne betritt, kann niemand anzweifeln, wo der Frosch die Locken hat. So auch an diesem Tag in Eindhoven, wo Phil, Dimebag, Rex und Vinnie ihr Set mit dem Paukenschlag 'Walk' eröffneten. Für mich ist die Nummer noch immer einer der größten Songs der Metalgeschichte, und schon bei den ersten Tönen des ikonischen Riffs steht das Dynamo Open Air Kopf. Und auch die weitere Songauswahl lässt eigentlich keine Wünsche offen: 'A New Level' und 'Mouth For War' sorgen für einen ordentlichen Abriss, 'Cowboys From Hell' und 'I'm Broken' grooven, dass sich die Nackenmuskeln biegen, 'Fucking Hostile' und 'Primal Concrete Sledge' mähen alles nieder, was ihnen im Weg steht, und schlussendlich sorgt 'This Love' sogar für einen eher "ruhigen" Pol in all diesen knüppelnden Riff-Brocken. Selbst die Songs vom damals aktuellen Langdreher "The Great Southern Trendkill" werden vom Publikum wohlwollend aufgenommen, wobei mir besonders 'War Nerve' in der Live-Version gut gefällt.
An der Setliste gab es damals und gibt es auch heute noch wenig auszusetzen, was mancher Hörer oder manche Hörerin angesichts des Sounds aber vielleicht anders sehen möchte. Mit einem modernen "Livealbum", bei dem gerne im Studio noch einmal fleißig nachgeholfen wird, hat diese Scheibe nämlich überhaupt nichts zu tun. Das hier ist im Gegensatz dazu 100%ig live gespielt, teilweise ungeschliffen und auch ein paar minimale Verspieler sind zu hören, doch es ist eben auch echt und authentisch. Gerade dieser Mangel an Perfektion macht die Scheibe für mich zu einem so herrlichen Zeitdokument, transportiert sie doch PANTERA in aller Rohheit, Härte und Spielfreude ins heimische Wohnzimmer. Näher ans echte Erlebnis kommt man aktuell wohl nur, wenn man die Tribut-Tour besucht, doch auch dort wird einem das legendäre Spiel von Dimebag und Vinnie Paul fehlen, die an diesem Abend im Jahr 1998 absolut on fire waren und hier mehrmals für heruntergefallene Kinnladen sorgen. Gerade Dimebag ist mit seinen Leads eine wahre Ohrenweide, was einen nur noch trauriger darüber macht, dass dieser Meister seines Faches nicht mehr unter uns weilt.
Für mich ist "Live At Dynamo Open Air 1998" damit auch eine sehr lohnenswerte Vervollständigung der PANTERA-Sammlung, denn hier erlebt man die Band auf der Höhe ihres Schaffens und bekommt ein waschechtes Livealbum ohne Overdubs geboten. Gerade auch weil PANTERA ja nicht gerade mit Konzertmitschnitten um sich geworfen hat, gibt es von mir auch eine Kaufempfehlung für diesen vielversprechenden Start dieser Veröffentlichungsreihe, der mir jetzt schon Lust auf mehr macht.
Die weiteren Bands der ersten Welle der "Historic Live Music Collection - Dynamo Open Air 1986 - 2005"-Reihe sind übrigens CRADLE OF FILTH, KREATOR, TESTAMENT und SOULFLY. Sämtliche Scheiben gibt es auf Vinyl, CD und digital und natürlich werdet ihr Besprechungen zu allen Alben an dieser Stelle lesen. Ganz neu sind die Veröffentlichungen dabei übrigens nicht, denn über die Jahre wurden die diversen Konzertmischnitte auch bereits in kleinen Auflagen teils mit anderen Cover-Artworks auf die Metalgemeinde losgelassen.
- Redakteur:
- Tobias Dahs