PANTHEIST - Amartia
Mehr über Pantheist
- Genre:
- Doom Metal
- Label:
- Firedoom / CM Distro
- Release:
- 30.03.2005
- Apologeia
- Gluttony
- Envy
- Lust
- First Prayer
- Pride
- Greed
- Sloth
- Wrath
- Metanoia
Doom Metal ist ja das vermutlich älteste Subgenre der Metalmusik, doch auch dieses ist nach wie vor in Bewegung und es bilden sich immer neue Spielarten und Varianten heraus. Die mittlerweile in Großbritannien beheimatete Band PANTHEIST, wie auch die norwegischen Kollegen FUNERAL und FALLEN, steht dabei für die vielleicht düsterste und depressivste Unterart des Doom, die zwar als solche nicht unbedingt neu ist, für die aber in letzter Zeit vermehrt ein relativ neuer Begriff verwendet wird: Funeral Doom.
Ich persönlich bin ja kein allzu großer Fan von Schubladen und deren immer enger werdenden Unterteilungen, aber man muss schon zugeben, dass sich die genannten Bands in einer sehr eigenen Nische des Doom Metal befinden, indem sie sich in gewisser Weise dem gotischen Element von etwa MY DYING BRIDE nähern, ohne aber deren eher massenkompatible Düsterromantik aufzugreifen. Zwar sind auch PANTHEIST irgendwie romantisch, aber dabei so tieftraurig und beklemmend, dass es an Intensität kaum zu überbieten ist. Man fühlt sich weniger an Gothic als vielmehr an echten gotischen Pathos aus dem Mittelalter erinnert. Dazu passend ist das Artwork mit altertümlicher Sakralkunst und den Spitzbögen einer gotischen Kathedrale geschmückt. Auch musikalisch greifen Kostas & Co. die Kunst der Gotik auf und kleiden sie in ein apokalyptisches, metallisches Gewand. So zitiert der Opener 'Apologeia' den gregorianischen Choral und andernorts fühlt man sich vehement an die Elegien der Kirchenmusik erinnert.
Den Gesang teilen sich Schlagzeuger Andy, Keyboarder Kostas und Bassist Mark, was einen Abwechslungsreichtum mit sich bringt, der in der Doomszene auch nicht gerade an der Tagesordnung ist. Von extrem tiefem, klarem Gesang über monströse Growls und bösartige Screams bis zu ehrfürchtig geflüsterten Passagen kann man alles finden, wobei keine Gesangstechnik die finstre Melancholie durchbricht, die hier durchweg dominiert. Alles fügt sich perfekt in die tieftraurigen Arrangements ein. Die Riffs von Nicolas sind zäh aber unaufhaltsam und schwer. Wie ein Strom langsam erkaltender Lava ergießen sie sich in die lichtdurchfluteten Klanggebäude der Keyboards, die sich den Säulen eines Doms gleich gen Himmel recken. Dazwischen erklingen klagende Soli als Sinnbild der Verzweiflung und Trauer, während der erbarmungslose, getragene Beat des Schlagzeugs das unaufhaltsam näher rückende tragische Schicksal fast greifbar erscheinen lässt.
Bevor wir zu sehr ins Metaphorische abgleiten, sei erwähnt, dass es sich bei "Amartia" um ein sehr interessantes und gelungen umgesetztes Konzeptalbum handelt, in dem ein Mensch beschließt, die Macht Gottes auf die Probe zu stellen, indem er sich der Reihe nach der sieben Todsünden schuldig macht und der göttlichen Strafe harrt, die jedoch ausbleibt, was den Protagonisten jeglichen Halts beraubt und letztlich verzweifeln lässt. An dieser Stelle möchte ich das Gesamtkunstwerk eigentlich nicht weiter sezieren oder durch die Heraushebung einzelner Stücke seiner monumentalen Größe berauben, weshalb es dieses Mal auch keine Anspieltipps gibt. Wer eine melancholische Ader hat und sich mit der Stilistik der Band anfreunden kann, sollte in "Amartia" ein emotionales Meisterwerk voller Anmut und Musikalität entdecken und dabei 76 Minuten lang in eine andere Gefühlswelt abtauchen können.
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle